Jugendsynode: Fragebogen ab sofort auch auf Deutsch online
Die Bischofssynode 2018 steht unter dem Thema "Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung". Zur Vorbereitung lädt der Vatikan mit einer weltweiten Umfrage unter jungen Menschen ein. Sie haben so die Möglichkeit von ihren Lebensrealitäten und kirchlichen Erfahrungen zu berichten.
Nachdem bei der Freischaltung der vatikanischen Internetseite Mitte Juni die Umfrage anfangs nur auf Italienisch verfügbar war, sind die Deutsche, Österreichische und Schweizer Bischofskonferenz gemeinsam aktiv geworden. Die deutschsprachige Fassung wurde unter Federführung der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit dem Bund der deutschen katholischen Jugend und der Aktion "Nightfever" erstellt, um insbesondere eine jugendgerechte Sprache zu ermöglichen.
Der Fragebogen ist so konzipiert, dass man jede Frage beantworten muss, um zur nächsten Frage zu gelangen. Die Antworten werden vom Vatikan ausgewertet und finden Eingang in die Synodenvorbereitung.
Über den Detaillink https://survey-synod2018.glauco.it/limesurvey/index.php/147718 kommt man direkt zur Umfrage in ihrer Standardversion auf Italienisch. Über das rechts oben befindliche Auswahlmenü kann dann die deutschsprachige Ausgabe aufgerufen werden.
Bischöfe rufen zur Beteiligung auf
"Sehr glücklich" über die jetzt auf Deutsch verfügbare Online-Umfrage zeigte sich Jugendbischof Stephan Turnovszky, der die jungen Menschen aufrief, sich daran zu beteiligen. "Gerade die zahlreichen kirchlichen Jugendlager und Sommerevents für junge Menschen bieten eine gute Gelegenheit, sich mit der Umfragen und ihren Themen zu befassen", regte der Wiener Weihbischof im Interview mit "Kathpress" an.
Es sei "faszinierend", dass dem Vatikan bei der Erstellung der Fragen eine "verständliche und lebensrelevante Auswahl" jener Themen gelungen sei, die Jugendliche auf der ganzen Welt betreffen. Dabei gehe es um die persönlichen Lebensführung genauso wie beispielsweise um den Glauben oder den Stellenwert von Internet und Social Media, so der Jugendbischof. Von daher sei die Online-Umfrage ein "wertvolles Mittel der Beteiligung junger Menschen an der Bischofssynode".
Bereits beim Start der vatikanischen Umfragen hatten die österreichischen Bischöfe die Jugendlichen des Landes ermuntert, sich daran zu beteiligen. "Ob in Pfarren, Bewegungen und kirchlichen Jugendeinrichtungen - alle sind eingeladen, die Online-Umfrage zum Anlass zu nehmen, um Jugendliche und ihre Anliegen zur Sprache zu bringen", hieß es dazu in einer Erklärung der Bischofskonferenz, die im Juni ihre jüngste Vollversammlung in Mariazell abhielt.
Die Bischöfe betonten, dass die Vorbereitung der Bischofssynode "deutlich die Handschrift von Papst Franziskus" und die von ihm geforderte "pastorale Umkehr" trage. Gemeint sei damit ein "echtes Interesse an den Lebensrealitäten der jungen Menschen".
Gleichzeitig unterstrichen die österreichischen Bischöfe ihre "ernsthafte Bereitschaft, von jungen Menschen zu lernen" und sie zugleich auf ihrem Weg zu begleiten, Freundschaft mit Jesus Christus zu entdecken und einzuüben. Eine solche Annäherung an den christlichen Glauben beinhalte auch eine bewusste Entscheidung über die je eigene Berufung - ein Kernthema auch der kommenden Bischofssynode. Wie die Bischöfe festhielten, gelte es den christlichen Glaubensschatz in seiner Fülle und zugleich fordernden Dimension jungen Menschen so anzubieten und zu erschließen, "dass sie dabei in der Freiheit wachsen können".
Neben der Online-Umfrage hat der Vatikan einen weiteren Fragebogen als Teil des offiziellen Vorbereitungsdokuments zur Beantwortung an die Bischofskonferenzen in aller Welt geschickt. Gemeinsam mit den zuständigen kirchlichen Fachstellen werden in Österreich die vier Bischöfe Franz Lackner (in der Bischofskonferenz zuständig für den Bereich Universitäten), Wilhelm Krautwaschl (Schule und Berufungspastoral), Anton Leichtfried (Geistliche Berufe) und Stephan Turnovszky (Jugend) diesen Fragebogen bearbeiten. Sie sind auch generell mit der Vorbereitung auf die Synode befasst.
Akribisch und offen
Der Fragebogen richtet sich an Jugendliche zwischen 16 und 29 Jahren, wird gleich am Anfang klargestellt. Die durchgängige Anrede ist die "Du"-Form und macht dies deutlich. Rund 20 Minuten sollte man sich für ein gewissenhaftes Ausfüllen mindestens Zeit nehmen, zeigt ein erster Test.
Eingangs werden Basisdaten erhoben: Geschlecht, Geburtsdatum und Wohnort, dann bereits konkretere Fragen wie etwa, ob der oder die Antwortende noch zu Hause wohnt bzw. in welchem Familienstand man sich befindet. Auch "Unverheiratet in einer festen Partnerschaft zusammenlebend" wird dabei als eine Antwortmöglichkeit geboten. Noch konkreter wird dann die bisherige Dauer der Partnerschaft abgefragt. Erhoben wird auch, ob es eigene Kinder gibt, sowie die Schulbildung.
"Wie ich die Welt um mich herum sehe" ist das bestimmende Thema des zweiten Fragebogen-Abschnitts. Es geht hier um Selbstbild, Charaktereigenschaften und das allgemeine Menschenbild. Zukunftsperspektiven werden dabei ebenso ausgelotet wie das Vertrauen in öffentliche Institutionen wie Regierung, Parteien und Polizei, oder auch private wie Unternehmen, Banken und Zeitungen. Wohl nicht zufällig versteckt sich mitten darunter auch die Frage nach der Vertrauenswürdigkeit der katholischen Kirche.
Unter dem Titel "Ich und die anderen" wird nach dem Einfluss von Schule, Familie und religiöser Erziehung auf die persönliche Entwicklung gefragt. Auf wen hört man bei Entscheidungsfindungen? Die Optionen dabei reichen vom Persönlichkeits-Coach bis zum Seelsorger/zur Seelsorgerin. Die Rubrik "Meine Lebensentscheidungen" leitet Fragen nach Wert und Bedeutung von Schulbildung, Arbeit und Familie ein. In welchem Alter sollte man optimalerweise zum ersten Mal Mutter bzw. Vater werden? Oder auch: Wie viele Kinder wünscht du dir? Weitere Fragen drehen sich um das ehrenamtliche und politische Engagement des Teilnehmers/der Teilnehmerin.
Nun kommt es zur Gretchenfrage: Im Bereich "Religion, Glaube und Kirche" bietet der Fragebogen sehr differenzierte Möglichkeiten, die Bedeutung von Glaube, Gott und Kirche anzugeben. Hier ist zum Beispiel "Ich glaube, dass man sich über Religion nicht äußern kann" eine Option. Den Abschluss dieses Teils bildet die Frage, was "dringend verbesserungswürdig" in der katholischen Kirche sei. Eine ganze Seite ist noch der Internetpräsenz und dem Social-Media-Verhalten des Ausfüllenden gewidmet.
Die letzte Seite des Fragebogens bietet die Möglichkeit, ein positives Beispiel zu schildern, "bei dem die Kirche junge Menschen bei ihren Entscheidungen zu einem wertvollen und erfüllten Leben begleitet hat". Anders als bei den vorherigen Fragen, die als "Multiple Choice" formuliert sind oder Möglichkeiten der Gewichtung zulassen, können die Jugendlichen hier eigene Texte eingeben.