Sonntag 22. Dezember 2024

Die geschenkte Botschaft neu buchstabieren für Begegnung im Vorübergehen

Über die Bedeutung und Zukunft des Erfolgsprojekts "Lange Nacht der Kirchen“ diskutierten beim Ökumenischen Theologischen Tag am 2. März 2017 VertreterInnen der christlichen Kirchen in Oberösterreich. 

Auf der sehr gut besuchten Veranstaltung wurde gefragt, welcher "Geschmack von Kirche" mit dem Event den BesucherInnen, den Gästen, bereitet werden soll. "Kommen und Gehen ist ein Charakteristikum der Langen Nacht der Kirchen", so Projektleiterin Mag.a Angelika Stummer. Kirchen sind dabei "Landmarks", das offene Tor der Kirchen und der Stadtraum fließen ineinander. "Die Lange Nacht der Kirchen ist eine Lernchance, was uns als Kirche überhaupt ausmacht", stellt Dr.in Monika Udeani (Citypastoral) das Projekt in einen großeren pastoralen Kontext.

 

Lange Nacht der Kirchen

 

Das Gemeinsame ist mehr als das Trennende 

 

Die Lange Nacht der Kirche vermittelt Gesprächbereitschaft, sie ist so etwas wie "ein Café mit ebenerdigem Zugang", betonte Bischof Dr. Manfred Scheuer (Römisch-Katholische Kirche) in seinem Eröffnungsstatement.

 

Grußwort von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Superintendent Dr. Gerold Lehner (Evangelische Kirche A.B.) betonte die bleibende Faszination von Kirchenräumen inmitten einer Gesellschaft, in der sich traditionelle Bindungen auflösen. Pfarrer Dr. Thomas Pitters vom Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich verwies in der einleitenden Andacht darauf, dass die Lange Nacht der Kirchen ein Symbol dafür ist, dass Kirche nicht an sich selbst gebunden ist und für sich selbst da ist - auch das war eine Herausforderung der Urkirche. 

 

Gäste und GastgeberInnen können einander beschenken

 

Dr. Andreas Telser (Katholische Privatuniversität Linz) machte in seinem Impulsreferat das Geschenk der christlichen Botschaft stark.  Mit "Unsere Zeit ist der Kairos, wo neu sichtbar werden kann, was mit es mit dem Geschenkcharakter der christlichen Botschaft auf sich hat", ermutigte er.

 

Ein Projekt wie die Lange Nacht der Kirchen "funktioniert" erst in einer säkularen Gesellschaft. Vom Zentrum der Botschaft her gibt es keinen Grund zur Resignation, vielmehr gelte es sich bewusst zu machen, dass die Selbsthingabe Jesu Christi an die Welt das leitende Kriterium für Innovation und für Tradition ist. 

 

Die Lange Nacht der Kirchen ist ein Projekt der bedingungslosen Gastfreundschaft. Auch GastgeberInnen wird durch die Gäste etwas gegönnt. Die Bereicherung liegt in der Begegnung, in der distanzierten Nähe. 

 

Die ReferentInnen: Dr. Andreas Telser (KU Linz) und Diakonin Dipl.-Ing. Stefanie Roeder (Reinoldiforum Dortmund)
Diakonin Dipl.-Ing. Stefanie Roeder präsentierte vielfältige Beispiele - hier: Poetry Slam in der Kirche
Die Zusammenfassung des Referats von Dr. Andreas Telser
Intensive Publikumsdiskussion mit den ReferentInnen, moderiert von Dr.in Monika Udeani (Citypastoral)
Die sehr gut besuchte Veranstaltung fand im Linzer Priesterseminar statt.
Die Fragen für die Diskussion und Begegnung in den Kleingruppen

 

Auch passagere Angebote berühren

 

Beim Flanieren durch das postmoderne Leben ist Kirche nur ein Angebot unter vielen, betonte Diakonin Dipl.-Ing. Stefanie Roeger (Reinoldiforum Dortmund). Bei der Inszenzierung passagerer Angebote der Kirchen kommt es darauf an, authentische Angebote zu schaffen, die zum konkreten Ort und zur Biografie passen.

 

Das Kerngeschäft der Kirche ist es, den "Geschmack der Botschaft" spürbar zu machen. Alles Sinne werden dabei angesprochen. Wer in einer Kirche keine Handlungsaufforderung vorfindet, geht wieder. Im Alltag sind da oft Kerzen zum Anzünden hilfreich, bei einem Event wie der Langen Nacht der Kirchen kann es zum Beispiel ein begehbares Labyrinth, eine "Klagemauer" oder eine beschreibbare Wand "Before I die ..." sein genauso wie die Einladung Selfies zu machen. Wer sich mit einem Heiligenschein oder als Engel fotografieren lässt, fragt fast automatisch: "Was ist heilig?", "Was bedeutet Menschenwürde?".

 

Jedenfalls sind die Menschen die ExpertInnen für ihren Glauben und ihre Bedürfnisse. Bedürfnisse haben sich nicht wesentlich gewandelt, auch wenn sich das Format, wie Gesellschaft funktioniert, geändert hat. 

 

Die Herausforderung der Großzügigkeit

 

Das Thema der Vorträge wurde in Arbeitskreisen vertieft. Hingewiesen wurde dabei auf die unterschiedliche Wahrnehmung der Langen Nacht der Kirchen in der Stadt und am Land. "Aber immer ist es eine achtsame Inszenierung", betonte Mag.a Angelika Stummer. Wichtig sei auch kreative Öffentlichkeitsarbeit. 

 

Bischofsvikar Dr. Wilhelm Vieböck wies in seiner Zusammenfassung des Tages auf die Herausforderung der Veränderung, der Unverzwecktheit und der Großzügigkeit hin, der sich die Kirche immer wieder stellen muss. Das Prinzip der Offenheit, wie es im Projekt Lange Nacht der Kirchen praktiziert wird, ist wichtig für alle in der Kirche. 

 

Auf das Verhältnis von Alltag und Besonderem ging Superintendent Dr. Gerold Lehner in seinem Schlussstatement ein, Eine Kirche, wo nicht wirklich Gottesdienst gefeiert wird, eignet sich auch nicht für eine Inszenierung wie bei der Langen Nacht der Kirchen. 

 

Veranstaltet wurde der Ökumenische Theologische Tag von der Evangelischen Kirche A.B. Oberösterreich, dem Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich und der Römisch-Katholischen Kirche Oberösterreich. 

 

Website Lange Nacht der Kirchen

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