Sonntag 20. Oktober 2024

Konflikte sind wie Fieber

Brigitte Gruber-Aichberger – Führungskraft mit Zusatzqualifikation als Mediatorin.

Mag.a Brigitte Gruber-Aichberger, PMM, ist Führungskraft mit Zusatzqualifikation. Als Direktorin der Pastoralen Berufe der Diözese Linz stellte sie fest, dass ein zusätzliches Handwerkszeug zur Lösung von Konflikten hilfreich wäre. Gruber-Aichberger ließ sich zur Mediatorin ausbilden.

Ein Gespräch über Konflikte, warum sie treu sind, wie man sie lösen kann und warum sie auch etwas Gutes haben.

 

Sie sind auch Mediatorin, worum geht es dabei?

 

Gruber-Aichberger: Mediation ist ein ergebnisoffenes Verfahren zur Konflikt­bearbeitung. Die Aufgabe des Mediators ist es, vermittelnd zu wirken, sodass die Konfliktparteien gemeinsam eine gute Lösung finden. Es gibt keine GewinnerInnen oder VerliererInnen.

 

Bei Mediation geht es darum, eine gute Lösung für alle zu finden, um keine GewinnerInnen oder VerliererInnen zu haben. © pixabay/stevepb

 

Welche Knackpunkte gibt bei einer Mediation?

 

Gruber-Aichberger: Zunächst braucht es Klärung, ob sich die Beteiligten dem Prozess stellen wollen, also an einer Konflikt­lösung interessiert sind und nicht „einfach“ recht haben wollen.
Es gilt, herauszufinden, was hinter dem Konflikt steht. Man muss die Menschen erzählen lassen. Nichts darf unter den Tisch gekehrt werden. Dann wird gemeinsam eine Lösung entwickelt.

 

Wie kommt man zur Lösung?

 

Gruber-Aichberger: Zunächst wird phantasiert, alle Ideen sind möglich, auch humorvolle. Von den vielen Möglichkeiten wird die für beide Seiten akzeptabelste Lösung ausgewählt. Darauf aufbauend wird eine Vereinbarung getroffen.

 

Findet man immer eine Konfliktlösung?

 

Gruber-Aichberger: Bei Ideologien kommt Mediation an Grenzen.

 

Brigitte Gruber-Aichberger – Führungskraft mit Zusatzqualifikation als Mediatorin.

Brigitte Gruber-Aichberger – Führungskraft mit Zusatzqualifikation als Mediatorin. © Diözese Linz/Appenzeller

 

Wie verfährt man dann weiter?

 

Gruber-Aichberger: Ein Beispiel: In einer Pfarre gibt es Gruppierungen mit unter­schiedlichem theologischem Verständnis und der Überzeugung, nur die eigene Einstellung ist die richtige. Die Leitungsperson muss mit den Gruppen sprechen und einen Weg für ein konfliktfreies Miteinander vorschlagen. Schafft die Leitung das nicht oder ist sie selbst involviert, ist die nächsthöhere Ebene zuständig oder es wird an die Clearingstelle der Diözese verwiesen. Ein Weg ist, auf eine andere Pfarre aufmerksam zu machen, in der dieselbe Spiritualität zu finden ist. Das ist der Vorteil an der Vielfalt der Kirche.

 

Das heißt, es ist gut, wenn Vielfalt deutlich wird?

 

Gruber-Aichberger: Ja. Gut ist, wenn die Menschen sagen, was sie denken. Gefährlicher ist, wenn nichts gesagt wird. Wichtig ist auch, wie man mit denen umgeht, die sich nicht äußern. Gerade diese kommen oft in einen Loyalitätskonflikt und ziehen sich zurück. Lässt man sie zu Wort kommen, führt das oft zur Entspannung der Gesamtsituation.

 

Kann man Konflikten etwas Positives abgewinnen?

 

Gruber-Aichberger: Durchaus, ich vergleiche Konflikte mit Fieber. Es ist lästig, es bremst uns herunter, aber der Körper arbeitet. Beim Konflikt ist es genauso: Er zeigt, dass irgendetwas im System nicht stimmt. Deshalb sind Konflikte nichts Schlechtes. Schlecht ist es aber, wenn man sich ihnen nicht stellt. Konflikte sind „treu“, sie bleiben so lange, bis man sie bearbeitet hat.

 

Brigitte Gruber-Aichberger vergleicht Konflikte mit Fieber. Sie zeigen, das irgendetwas im System nicht stimmt. © pixabay/Mojpe

 

Wann sollte man Konflikte ansprechen?

 

Gruber-Aichberger: Umso früher, desto besser.

 

Wo spricht man Konflikte am besten an?

 

Gruber-Aichberger: Zum Beispiel in Dienstbesprechungen, beim MitarbeiterInnen-Gespräch oder man spricht die Person im geschützten Rahmen selbst an. Wichtig ist, in Ich-Botschaften zu formulieren. Dann kann die andere Person Stellung nehmen.


Dieses Interview erschien in der Ausgabe 11/2016 des „informiert“, der MitarbeiterInnen-Zeitung der Diözese Linz. Es führte Melanie Wurzer.

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