Montag 4. November 2024

Neubeginn der Pfarre Linz-St. Matthias in der Martinskirche

Auf einen Neubeginn in neuen Räumlichkeiten freut sich die Linzer Pfarre St. Matthias: Ab 10. Juli 2016 wird die bisherige Filialkirche der Pfarre, die Martinskirche, ihre neue Heimat. 

Am 3. Juli verabschiedet sich die Pfarrgemeinde von ihrer bisherigen Pfarrkirche, der Kapuzinerkirche. Für die zukünftige Nutzung von Kirche und Klosterareal gibt es bereits Pläne.

 

Mehr als 400 Jahre war sie Klosterkirche, mehr als 230 Jahre Pfarrkirche: die Kapuzinerkirche am Linzer Kapuzinerberg. Geweiht im Jahre 1612, entging die Klosterkirche unter Josef II. der Aufhebung, indem sie 1784 zur Pfarrkirche der Weltpriesterpfarre Linz-St. Matthias bestimmt wurde. Durch zahlreiche Pfarrgründungen wurde das Territorium der Pfarre im Lauf der Zeit immer mehr verkleinert, bis die Pfarrkirche letztlich ganz am Rand des verbleibenden Pfarrgebietes stand. Einer kleinen Pfarrgemeinde stand eine verhältnismäßig große Pfarrkirche zur Verfügung, die vom Orden der Kapuziner gemietet war.

 

 

Martinskirche am Linzer Römerberg.

© Diözese Linz, Gerlinde Miesenböck

 

Im Kapuzinerkloster Linz lebt seit 1991 keine Kapuzinergemeinschaft mehr. Mit Ende 2016 läuft der Mietvertrag mit dem Kapuzinerorden über das Pfarrareal von St. Matthias aus. Im März 2016 beschloss der Pfarrgemeinderat von Linz-St. Matthias nach längeren Überlegungen, dass die Martinskirche, die älteste Kirche in Linz und bisherige Filialkirche der Pfarre, zur neuen Pfarrkirche bestimmt werden soll, weil ihre Lage im Pfarrgebiet wesentlich zentraler ist. Mit dem ehemaligen Restaurant „La Cave“, das von der Diözese Linz angekauft wurde, stehen passende Räumlichkeiten für ein Pfarrheim zur Verfügung, die inzwischen adaptiert wurden.

 

Pfarrgemeinde freut sich auf Neubeginn

 

Die Pfarrgemeinde freut sich auf den Neubeginn in den neuen Räumlichkeiten. Pfarrprovisor Mag. Manfred Wageneder: „Mit dem Neustart in unseren neuen Räumlichkeiten bringen wir Bewegung in unser Pfarrleben. Es ist wichtig, Gewohntes zu hinterfragen und sich immer wieder auf Neues einzulassen. Wir freuen uns darauf, die Martinskirche zu unserem neuen Zuhause zu machen.“ Der örtliche Neubeginn der Pfarre findet auch in einem neuen Namen seinen Niederschlag: Bischof Manfred Scheuer hat nach Rücksprache mit den verantwortlichen diözesanen Gremien bestätigt, dass die Pfarre ab 3. Juli 2016 den Namen „Pfarre Linz-St. Martin am Römerberg“ führen wird.

Ab 10. Juli feiert die Pfarrgemeinde ihre Gottesdienste in der Martinskirche. Die festliche Eröffnungsfeier mit Generalvikar DDr. Severin Lederhilger findet am 18. September 2016 statt.

Für die zukünftige Nutzung der Kirche laufen Verhandlungen zwischen dem Kapuzinerorden und der Diözese Linz. Im Zuge dieser Verhandlungen wurde vereinbart, dass die Kapuzinerkirche am 3. Juli 2016 am Ende des Sonntagsgottesdienstes als Kirche aufgelassen (profaniert) und für andere Zwecke verwendet wird.  

 

Auflassung der Kapuzinerkirche

 

Die Kapuzinerkirche wird als Kirche aufgelassen, also profaniert. Das lateinische Wort „profanus“ heißt „ungeheiligt“, eigentlich „vor dem heiligen Bezirk liegend“. Während das Sakrale für das „Geheiligte“ steht, drückt das Profane das „Weltliche“, das „Alltägliche“ aus. Mit der „Profanierung“ ist die Rückgängigmachung einer Weihung gemeint. Nach kirchlichem Verständnis ist die Profanierung jener Vorgang, der die Nutzung eines Kirchengebäudes als Gotteshaus beendet.

 

Profaniert wird die Kirche de facto durch ein bischöfliches Dekret. Dieses Dekret wird am 3. Juli 2016 vor dem Segen am Ende des Gottesdienstes durch Bischofsvikar Dr. Johann Hintermaier verlesen. Mit dem Gottesdienst nimmt die Pfarrgemeinde Abschied von ihrer alten Kirche und dankt für all das, was über die Jahre in dieser Kirche gefeiert wurde. Danach werden konsekrierte (gewandelte) Hostien aus dem Tabernakel und aus der Kirche entfernt und in die neue Pfarrkirche übertragen. Das Ewige Licht im Altarraum, das die Gegenwart Jesu Christi im Heiligen Brot bezeugt, wird gelöscht. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Reliquien und alle liturgischen Geräte aus der Kirche entfernt und an die Kapuziner zurückgegeben. Alle anderen Gegenstände, Gewänder, Bücher etc., die nicht dem Kapuzinerkloster zugeordnet sind, werden in der Martinskirche verwendet.

 

Wichtig ist der Diözese Linz und dem Kapuzinerorden, dass die aufgelassene Kapuzinerkirche keiner beliebigen Nutzung zugeführt wird, sondern eine dem Ort angemessene, möglichst kirchennahe Nachnutzung erfährt.

 

Bischofsvikar Johann Hintermaier zur Profanierung der Kapuzinerkirche und zum Neubeginn in der Martinskirche: „Abschied hat etwas mit Wehmut zu tun, ist aber auch die Möglichkeit, sich der Zeit entsprechend neu zu orientieren, Ballast hinter sich zu lassen und neu anzufangen. In Zukunft wird es wichtig sein, religiöse und spirituelle Orte und Mittelpunkte aufrechtzuerhalten, wo die Menschen mit ihren Sorgen und Freuden beten und die Sakramente feiern können.“

 

Kapuzinerkirche in Linz.

© Diözese Linz, Miklos Boros

 

Chronologie der Kapuzinerkirche im Detail

 

Im Sinne einer aktiven katholischen Erneuerung der Stadt Linz förderten die Habsburger die Gründung von Ordensniederlassungen in der Stadt. Aus diesem Grund wies Erzherzog Matthias 1606 den Kapuzinern ein Grundstück zur Errichtung eines Klosters zu. Noch im selben Jahr wurde der Grundstein zum Bau der Kirche gelegt, die Weihe erfolgte bereits sechs Jahre später, im Jahr 1612. Die Kirche ist dem hl. Apostel Matthias geweiht.

 

Der Aufhebung unter Kaiser Josef II. entging das Kloster allein durch den Umstand, dass die bisherige Klosterkirche zur Pfarrkirche der 1784 neugegründeten Weltpriesterpfarre Linz-St. Matthias bestimmt wurde, wobei acht Patres des Konvents Kooperatorendienste zu leisten hatten. Das Pfarrgebiet reichte bis zum Spallerhof.

 

Durch die laufende Bevölkerungszunahme in Linz kam es zu einer Reihe von weiteren Pfarrgründungen, die das Pfarrgebiet von Linz-St. Matthias sukzessive beschnitten. Vor allem durch die Errichtung der Dompfarre rückte die Pfarrkirche St. Matthias ganz an den Rand des Pfarrgebietes. Es ergab sich die Situation, dass einer nunmehr kleinen Pfarrgemeinde eine verhältnismäßig große Pfarrkirche zur Verfügung stand.

 

Nach längerer Diskussion beschloss der Pfarrgemeinderat von Linz-St. Matthias am 8. März 2016 einstimmig, dass die Martinskirche (Filialkirche von Linz-St. Matthias) zur neuen Pfarrkirche bestimmt werden möge, da diese altehrwürdige Kirche wesentlich zentraler im Pfarrgebiet steht. Mit der Martinskirche wird 799 erstmals ein Gotteshaus in Linz urkundlich erwähnt. Unter Historikern gibt es die begründete Annahme, dass diese Kirche als Pfarrkirche für Linz diente, bevor die Stadtpfarrkirche im 13. Jahrhundert „Pfarrsitz“ wurde.

 

Gleichzeitig wurde von der Pfarre der Antrag an das Bischöfliche Ordinariat gerichtet, dass der Pfarrname auf „Pfarre Linz-St. Martin am Römerberg“ geändert werden möge. Nach Absprache mit den zuständigen diözesanen Gremien hat Bischof Manfred Scheuer bestätigt, dass die Pfarre ab 3. Juli 2016 diesen Namen führen wird und dass die Martinskirche ab diesem Zeitpunkt die Pfarrkirche ist. Zum Pfarrhof wurde das frühere Restaurant „La Cave“ umgebaut.

 

Überlegungen des Kapuzinerordens zur weiteren Nutzung

 

Bruder Lech Siebert, Provinzial (Ordensoberer) der Kapuziner für Österreich und Südtirol, über die Überlegungen des Ordens zur Nutzung der Kapuzinerkirche und des Klosterareals:

 

„Als Kapuziner sehen wir uns bei unseren ungenutzten Liegenschaften verschiedenen Anliegen verpflichtet und streben langfristige Verwendungsweisen an. Für die zukünftige Nutzung der Kirche sind wir mit der Diözese Linz im Gespräch, die mit dem Auslaufen des Vertrages für uns auch weiterhin erste Ansprechpartnerin bleibt. Verhandlungen über die Nachnutzung von Kirchen dauern erfahrungsgemäß lange. Der bauliche Zustand der Kapuzinerkirche in Linz lässt nicht zu, sie während der Verhandlungen leer stehen zu lassen. Da in Linz seit 25 Jahren keine Kapuzinergemeinschaft mehr lebt, haben wir vereinbart, dass die nach dem Auszug der Pfarre nunmehr ungenutzte Kirche aufgelassen und einer anderen Verwendung zugeführt wird. Die Errichtung eines Kulturgüterdepots steht zur Diskussion. Bei Kulturgütern handelt es sich üblicherweise um Objekte mit sakraler und/oder historischer Bedeutung, die im Moment keine Verwendung erfahren und trotzdem einen würdigen Ort brauchen.

 

Es ist uns wichtig, dass Kircheneinrichtung und sakrale Objekte, die den Menschen vertraut sind, möglichst weiterhin liturgischen Gebrauch erfahren oder zumindest in Oberösterreich bleiben können. Zu diesem Zweck haben wir nach Kooperationspartnern gesucht, die das ermöglichen. So gehen etwa die Werke von Friedrich Goffitzer als Schenkung an die Katholische Privat-Universität (KU) Linz. Weiters entspricht es der Ausrichtung unserer Gemeinschaft, soziale Anliegen zu unterstützen. Unser Verhandlungspartner für das Klostergebäude ist die Gesellschaft für ganzheitliche Förderung und Therapie Oberösterreich GmbH (GFGF). Die GFGF möchte im Bereich des jetzigen Klostergebäudes ein Therapiezentrum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigungen oder die von Beeinträchtigung bedroht sind, errichten. Die Vorbereitungen zur Vertragsunterzeichnung sind im Gange.“


Nachlass Goffitzer

 

In der Kirche von St. Matthias wurde z. B. die Altarraumeinrichtung wie Ambo, Priestersitz und Altar von Friedrich Goffitzer gestaltet. Nach der Profanierung werden die Kapuziner diese als Schenkung an die KU Linz übergeben, die seit 2015 den Nachlass Goffitzer verwaltet. Friedrich Goffitzer (1927-2010) war ein österreichischer Architekt und Professor der Meisterklasse an der Kunstuniversität Linz. Von besonderer Bedeutung sind die 1963 von ihm entworfene neue Synagoge in Linz, die Zentralwerkstätte der Firma Leischko (1965), das Bürogebäude des OÖAMTC (1962/63), die Neue Galerie der Stadt Linz (1978) sowie zahlreiche private Wohnhäuser bis hin zu Straßenbahn- und Buswartehäuschen in Linz. Für seine Werke erhielt er u. a. Auszeichnungen wie die Goldmedaille für die Gesamtgestaltung der Österreichischen Abteilung der Triennale in Mailand (1964) und den Österreichischen Staatspreis für Angewandte Kunst (1969).

 

 

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