75 Jahre THEOLOGISCHE KURSE: Feierliche Zeugnisverleihung mit Bischof Manfred Scheuer
Der Linzer Diözesanbischof war früher selbst mehrere Jahre Lehrender bei den THEOLOGISCHEN KURSEN, die sich seit 75 Jahren der systematisch-theologischen Einführung von Erwachsenen in den christlichen Glauben widmen.
Die THEOLOGISCHEN KURSE richten sich an Glaubende, Zweifelnde und Suchende; an Interessierte und Engagierte innerhalb wie außerhalb der Kirche; an Menschen, die ihren Glauben vertiefen oder besser kennen lernen wollen – und sie bringen Menschen unterschiedlicher Lebensräume und Berufsfelder, Glaubenszugänge und Altersstufen zusammen. Sie alle finden in den Theologischen Kursen einen Ort der Reflexion und des offenen Gesprächs.
Die älteste Erwachsenenbildungseinrichtung der römisch-katholischen Kirche im deutschen Sprachraum feiert im Arbeitsjahr 2015/16 ihr 75-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum wurde am 24. Juni 2016 bei einer Festveranstaltung im Bildungshaus Schloss Puchberg feierlich begangen. Im Rahmen des Festes erhielten auch 43 AbsolventInnen des Theologischen Fernkurses ihre Abschlusszeugnisse. Dieser zwei- bzw. dreijährige Theologische Kurs bildet das Kernangebot der THEOLOGISCHEN KURSE. Er ist systematisch aufgebaut und orientiert sich an den Fächern des universitären Theologiestudiums. Er kann als Fernkurs oder als Kurs in Wien belegt und mit Prüfungen abgeschlossen werden. Für das Ständige Diakonat und einige pastorale Berufe wird er als theologische Grundausbildung vorausgesetzt.
Die strahlenden Fernkurs-AbsolventInnen mit Bischof Manfred Scheuer (3. v. l.) und Verantwortlichen der THEOLOGISCHEN KURSE. © Wilhelm Achleitner / Bildungshaus Schloss Puchberg
AbsolventInnen:
- Achathaler Doris Maria (Adlwang)
- Aichinger Ferdinand (Eidenberg)
- Aichinger Theresia (Eidenberg)
- Altreiter Dkfm. Roland (Lasberg)
- Bindreiter-Brandstetter Friedrich (Linz)
- Fröschl Andrea (Linz)
- Fuchs Josef (Ried im Innkreis)
- Gruber Martha (Gutau)
- Hofmann Siegfried (Rankweil / Diözese Feldkirch)
- Högler Helmut (Filzmoos / Erzdiözese Salzburg)
- Huber Gerhard (Überackern)
- Huemer Margit (Rutzenmoos)
- Jank Siegfried (Jeging)
- Kalamar, MBA Kornel (Asten)
- Kapplmüller Martin (Schwertberg)
- Knezevic Ilija (St. Martin im Innkreis)
- Krasser Mag. Josef (Linz), Kraxberger Christof (Linz)
- Kulka Dr. Stephan (Gampern), Leherbauer Marianne (Linz)
- Lindmeier Annemarie (Neukirchen/Enknach)
- Mair Anna Erna (Altenhof)
- Mallinger Josef (Meggenhofen)
- Mayr Christian (Neumarkt an der Ybbs / Diözese St. Pölten)
- Moser Renate (Engerwitzdorf)
- Muhr Franz Xaver (Ohlsdorf
- Muigg Martin (Lengau)
- Naarn Franz (Perg)
- Neumüller Mag. Eugenie Petra (Traberg)
- Ortner Brigitte (Katsdorf)
- Ortner Walter (Lasberg)
- Pfaller Josef (St. Georgen bei Salzburg)
- Pfaller Theresia (St. Georgen bei Salzburg)
- Reinhart Bernd (Linz),
- Reiter Mag.Dr. Waltraut (Burgkirchen)
- Rosenberger Helmut (Eggerding)
- Rudolf Richard (Steyr)
- Schachinger Gerlinde M. (St. Thomas am Blasenstein)
- Steinmaurer Ulrike (Pettenbach)
- Strasser Jürgen (Dorf an der Pram)
- Tremesberger Ing. Hans (Baumgartenberg)
- Wiltsche Diethard (Marchtrenk)
- Wimberger Franz (Freistadt)
Bischof Scheuer: Persönlicher Bezug zu THEOLOGISCHEN KURSEN
Bischof Manfred Scheuer feierte mit den 250 Gästen im Bildungshaus Schloss Puchberg einen festlichen Gottesdienst. In seiner Predigt machte Scheuer zentrale Aussagen des jüngsten päpstlichen Schreibens „Amoris laetitia“ für die Art und Weise, wie im Theologischen Kurs Theologie verstanden wird, fruchtbar: Unterscheidung – Begleitung – Wachstum. Nach dem Gottesdienst überreichte Scheuer, der selbst mehrere Jahre im Theologischen Fernkurs das Fach „Dogmatik“ lehrte, mit sichtlicher Freude und persönlichen Worten den 43 AbsolventInnen – 38 davon aus Oberösterreich, die übrigen aus der Erzdiözese Salzburg und den Diözesen Feldkirch und St. Pölten – ihre Abschlusszeugnisse. Die AbsolventInnen selbst strahlten mit der Sonne, die dem Fest sommerlich-heiße Temperaturen bescherte, um die Wette.
Nach der Zeugnisverteilung setzten einige der AbsolventInnen einen humorvollen Schlusspunkt unter diesen Teil der Festveranstaltung. Mit einem Sketch wurden mit textlichen Anspielungen auf Goethes „Faust“ die Professoren des Fernkurses und Kursbegleiterin Brigitte Mayrhofer humorvoll charakterisiert – ein gelungener Angriff auf die Lachmuskeln der Festgäste.
© Wilhelm Achleitner / Bildungshaus Schloss Puchberg
Lebensnähe bei den Themen Ehe und Familie
Der zweite Teil der Jubiläumsveranstaltung widmete sich dem brisanten Thema „Liebe vergeht, Grundbuch besteht. Beobachtungen zum Sakrament der Ehe.“ Das Sakrament der Ehe und besonders der Umgang der Kirche mit gebrochenen oder gescheiterten Beziehungen stehen seit Jahrzehnten im Brennpunkt theologischer und pastoraler Streitfragen. Für viele Betroffene entscheidet sich an diesen Themen praktisch ihre Kirchenzugehörigkeit. Mit dem Pontifikat von Papst Franziskus zeigt sich eine neue Dynamik in dieser Fragestellung: Lebensnähe ist eines der zentralen Anliegen von Papst Franziskus. Das macht er in seinem Apostolischen Schreiben „Amoris laetitia – Freude der Liebe“ deutlich: Die Kirche soll über die Dinge des Lebens so realistisch wie möglich sprechen, besonders wenn es um die Ehe und Familie geht. Das Dokument überwindet konsequent die künstliche und äußerliche Trennung von „regulär“ und „irregulär“ und stellt alle Lebens- und Beziehungssituationen unter den Anspruch des Evangeliums. Auch wenn die Kirche „stets die Vollkommenheit vor Augen stellt … muss [sie] ihre schwächsten Kinder, die unter verletzter und verlorener Liebe leiden, aufmerksam und fürsorglich begleiten“ (Amoris laetitia 291). So sei auch für die zivil wiederverheirateten Geschiedenen „die Logik der Integration“ (AL 299) der Schlüssel der pastoralen Begleitung.
Es referierten Mag.a DDr.in Ingrid Fischer (THEOLOGISCHE KURSE), die eine überraschende Vielfalt kirchlich akzeptierter Lebensformen im Laufe der Kirchengeschichte präsentierte, und Univ.-Prof. DDr. Walter Schaupp (Universität Graz), der angeregt durch „Amoris laetitia“ der Frage nachging, wie man die Ehe als Sakrament theologisch genauer fassen könne.
75 Jahre THEOLOGISCHE KURSE
Die THEOLOGISCHEN KURSE sind die älteste Erwachsenenbildungseinrichtung der römisch-katholischen Kirche im deutschen Sprachraum, die sich der systematisch-theologischen Einführung in den christlichen Glauben widmet. 1940 wurden sie in Wien als so genanntes „Theologisches Laienjahr“ (heute Kurs in Wien) gegründet, damals mit dem Ziel, angesichts der aggressiven Bedrohung des kirchlichen Glaubens durch den Nationalsozialismus besonders Laien zu befähigen, ihren Glauben theologisch zu reflektieren und so auch in der Situation der Anfechtung und Verfolgung fundiert vertreten zu können: theologische Bildung zur Stärkung des geistigen Widerstandes. 1950 wurde dieses „Theologische Laienjahr“ österreichweit um den Fernkurs erweitert. Getragen werden die THEOLOGISCHEN KURSE von der Erzdiözese Wien (Wiener Theologischer Kurs) und von der Österreichischen Bischofskonferenz (Institut Fernkurs für theologische Bildung) getragen.
Die Suche nach Gott drängt dazu, sich den großen Fragen des Lebens zu stellen und über den Glauben nachzudenken. Die THEOLOGISCHEN KURSE ermöglichen Orientierung in einer unübersichtlichen Welt, in der einfache Antworten oft nicht genügen. Sie vermitteln theologisches Basiswissen und bieten Argumente in der Pluralität der Meinungen. Theologische Bildung zielt auf einen tragfähigen und gesprächsbereiten Glauben, „der jedem Rede und Antwort steht, der nach der Hoffnung fragt", die Christen erfüllt. (1 Petr 3,15). Ein verantworteter Glaube bestärkt Christinnen und Christen in ihrem Engagement in Kirche und Gesellschaft: mehr wissen – tiefer fragen – klarer urteilen – sich bewusst engagieren.
Bei einem Festakt an der Universität Innsbruck zum österreichweiten Jubiläumsjahr der THEOLOGISCHEN KURSE am 18. September 2015 betonte Manfred Scheuer, damals noch Bischof von Innsbruck, den hohen Wert theologischer Bildung für einen Glauben, der auch Zukunft hat. Die THEOLOGISCHEN KURSE seien ein „Ort der Begegnung, des Fragens und der Auseinandersetzung, der Klärung sowie des Brückenschlags und des Dialogs“. Gerade Intellektuelle würden dem Glauben heute großteils nur mehr mit einer Einstellung der Verachtung gegenübertreten, sagte Scheuer in seinem Vortrag. Dem hielt Scheuer mit Benedikt XVI. das Bemühen um einen „erwachsenen Glauben“ entgegen, der eine Option und eine Lebenswahl einschließe. Einiges spreche dafür, dass die Religion in Europa als öffentlicher Faktor stärker bemerkbar werde und in Zukunft noch stärker auf die Tagesordnung dränge, so Scheuer. Dadurch entstehe auch ein wachsender Bedarf an gebildeten ChristInnen. Ein Gebot der Stunde sei in diesem Zusammenhang „die Unterscheidung der Geister zwischen fanatischen und zerstörerischen bzw. erlösenden und befreienden Gottesbildern“. Gleichzeitig erinnerte Scheuer daran, dass nach christlichem Verständnis Glaube nicht von einem bestimmten Bildungsstand oder Bildungsgrad abhängig sei. „Jeder theologisch oder auch sonst hochgebildete Christenmensch muss sich gelegentlich vom Glauben ‚einfacher‘ Menschen beschämen lassen, die ohne viel Umschweife helfen, wo Not am Mann ist und deren Gottvertrauen ohne differenziertes kulturelles Wissen oder theologisches Reflexionsvermögen auskommt.“
Weitere Veranstaltungen der THEOLOGISCHEN KURSE in Oberösterreich
Theologischer Fernkurs mit Studienwochenenden
Kursbeginn: November 2016
Ort: Bildungshaus Schloss Puchberg
Informationsveranstaltung: Freitag, 23. September 2016, 17.00 – 18.30 Uhr im Haus der Frau Linz (Volksgartenstraße 18, 4020 Linz)
Information und Anmeldung unter www.theologischekurse.at/fernkurs oder 01 51 552-3703
Spezialkurs in Linz: „Begegnung mit dem Islam“.
Termine: Samstag, 28. Jänner 2017 und 11. März 2017, jeweils 9.00 – 16.30 Uhr
Ort: Haus der Frau, Volksgartenstraße 18, 4020 Linz
Information und Anmeldung unter http://www.theologischekurse.at/site/veranstaltungen/calendar/8662.html