Arbeit um jeden Preis?
In seinen Begrüßungsworten ging Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz bei dieser Veranstaltung, die auf Einladung der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung in Kooperation mit dem Bereich mensch & arbeit und der Volkshochschule Linz am 7. Oktober 2015 im Linzer Wissensturm stattfand, auf die drängenden Fragen im Bereich der Arbeitswelt ein. Er zitierte dabei aus „Laudato Si“ von Papst Franziskus: „Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf dieser Erde, Weg der menschlichen Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Das große Ziel muss immer sein, mittels Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ Bischof Schwarz forderte eine Verbesserung der ArbeitsbedingungIm Rahmen einer Tagung anlässlich des "Tags der menschenwürdigen Arbeit" wurde die Arbeitswelt aus sozialethischer, kulturhistorischer und ökonomischer Sicht thematisiert.en für Menschen in unsicheren oder prekären Arbeitsverhältnissen. Die Arbeitslosigkeit muss auf ein unvermeidbares Ausmaß reduziert werden. Die gerechte Verteilung der Erwerbsarbeit ist ein Gebot der Stunde. „Es muss uns um ein Mehr an Gerechtigkeit gehen“, so Bischof Schwarz.
Prof. Walter Ötsch, Kulturhistoriker und Ökonom an der JKU Linz, ging bei seinem Referat dann auf die geschichtliche Entwicklung von „Arbeit“ ein und spannte einen Bogen von den alten Griechen bis hin zum heutigen Arbeitsverständnis im Neoliberalismus. „Der Mensch ist hier einem allmächtigen Markt unterworfen, der – wie bei Hayek – seine Vernunft weit überragt und wie ein Gott fungiert.“
Der Sozialethiker und Ökonom Prof. Friedhelm Hengsbach SJ aus Deutschland beschäftigte sich dann eingehend mit „Würde und Gerechtigkeit in der Arbeitswelt“. Mittels mehrerer Thesen beleuchtete er den Umbau des Sozialstaates zum Wettbewerbsstaat. Die Rolle des Geldes wurde durch die eigenständig agierenden Finanzmärkte zu einer alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche beherrschenden. Er kritisierte, dass der auf Wachstum getrimmte wettbewerbsfähige Staat ja wettbewerbsfähige Beschäftigte brauche. Das ginge sowohl auf Kosten der Arbeitsbedingungen als auch auf Kosten der Gesundheit der einzelnen Beschäftigten. „Erwerbsarbeit unter derart schlechten Bedingungen hat keine Würde.“ Den von Papst Franziskus stammenden Ausspruch: „Diese Wirtschaft tötet“ formulierte er um in: „Diese Erwerbsarbeit tötet.“ Eine Verteilung der Erwerbsarbeit müsse durch den Ausgleich zwischen jenen, die zu viel arbeiten und jenen, die keine Arbeit haben, erfolgen. Auch eine radikale Arbeitszeitverkürzung sei dringend erforderlich.
Im gemeinsamen Diskurs mit den TagungsteilnehmerInnen wurden dann, ausgehend von Visionen über die Arbeitswelt in 20 Jahren, Lösungsansätze erarbeitet, die dann mit Vertretern der Landespolitik diskutiert wurden. Dabei wurde Einhelligkeit darüber erzielt, dass kleinteilige Wirtschaftsstrukturen menschenwürdigere Bedingungen ermöglichen und dass die Politik wieder mehr Rahmen setzen muss für die Wirtschaft – „Primat der Politik über die Wirtschaft!“
In der Demokratie sind die breite Auseinandersetzung und die Beteiligung vieler Menschen und Gruppen erforderlich, damit es zur „Veränderung in den Köpfen“ kommen kann, die dann zu einer Veränderung der Regeln oder Gesetze führt. Daher formulierten die Veranstalter zum Abschluss eine Einladung an alle TeilnehmerInnen: „Erzählen Sie von den heutigen Überlegungen, damit möglichst viele konkrete Schritte der Umsetzung ausgearbeitet werden.“