Dialog Stift Schlägl: Jugend und Kirche
Nach der Vesper in der Stiftskirche begrüßtw Abt Mag. Martin Felhofer die TeilnehmerInnen in der vollen Stiftsbibliothek, unter denen nur wenige Jugendliche waren. Unter der bewährten Moderation von Mag. Matthäus Fellinger, dem Chefredakteur der Kirchenzeitung der Diözese Linz führten Impulsreferate in das Thema ein. Am Wort waren Martina Schorn, BA BA (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Jugendkulturforschung in Wien, Stefanie Poxrucker (Jugendleiterin im Dekanat Altenfelder), Stefanie Hinterleitner Bacc. rel. päd. (ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend OÖ) und Mag. Paulus Manlik vom Stift Schlägl (Religionsprofessor am BG/BRG Rohrbach).
V. l.: Abt Martin Felhofer, Paulus Manlik, Martina Schorn, Matthäus Fellinger, Stefanie Poxrucker und Stefanie Hinterleitner. © Stift Schlägl / Prügl
Martina Schorn stellte in ihrer Expertise eine Jugend vor, die in eigenen Lebenswelten unterschiedliche Lifestiles praktiziert, sich zwischen Krisen, kritischer Hinterfragung der Erwachsenenwelt und Überfluss bewegt und bei der großteils Kirche kaum vorkommt. Standortfindung, Ich-Präsentation und Selfie-Mentalität stehen im Vordergrund, wobei pragmatisch und opportunistisch vorgegangen wird. Die Jugendlichen sind auf der Suche nach Gemeinschaft, Freundeskreisen, für sie stimmige Werte, einer individualisierten Gefühls- und Freizeitwelt und nach einem persönlichen Spiritualitätserleben. Kirchenkontakte sind für die meisten kaum mehr da, Austritte gibt es aber nicht in großer Zahl, weil Kirche als Dienstleisterin mit Gemeinschaftsbezug zu Anlässen wie Taufe, Trauung, Begräbnis und Events weiterhin geschätzt wird. Religionszugehörigkeit bleibt familiäres Erbe und Jugendliche wollen von der Kirche abgeholt werden.
Stefanie Poxrucker und Stefanie Hinterleitner packten, um das Feld von „Jugend und Kirche“ darzustellen, einen Rucksack voller Gegenstände aus (Decke, Seil, Kuscheltier, Handy, iPad, Kerze, Liederbuch, Bibel u. a), die jugendliche Wünsche, Sehnsüchte, Religiosität, Spiritualität und Gemeinschaftssuche ausdrücken. Beide ReferentInnen haben mit Schwung und Überzeugungskraft ein Bild von „Jugend und Kirche“ gezeichnet, das einerseits bezüglich Kirchenbindung und Kirchgang der jungen Leute ernüchtert, andererseits ermutigt, weil Jugendliche bereit sind, ihr Christsein in Nächstenliebe, Solidarität (Projekt „72 Stunden ohne Kompromiss“ u.a.) und individuelles Religionserleben zu investieren. Begegnung (Ich-Werden am Du) und Events (mit Nachhaltigkeit) sind Grundbausteine. Bei allem ist zuvorderst wichtig, die Botschaft Jesu glaubwürdig zu vermitteln.
Paulus Manlik skizzierte seine Erfahrungen mit Jugendlichen im Religionsunterricht (am BG/BRG Rohrbach), der Rahmenbedingungen für Ethik, Glaube, Religion, Kirche u. a. schaffen will. Erlernen von Selbständigkeit, kritischer Auseinandersetzung mit Gesellschaft, Religion und Kirche, Selbstfindung und Sozialbindung, gepaart mit Wissensvermittlung stehen im Vordergrund. Kriterien sind für ihn als Religionslehrer Offenheit, Einladungsoption, Raumgebung und Ermutigung, nicht aber Indoktrination, Vereinnahmung, gehörloser Gehorsam und Zwang. Er möchte dabei den biblischen Bildern „Hirte“ und „Prophet“ entsprechend unterwegs sein.
Eine Reihe von Fragen aus dem Publikum schlossen sich an, die von den ReferentInnen engagiert beantwortet wurden. Abt Martin sagte in seinem Schlusswort sinngemäß, dass Kirche Raum geben und Orte bereithalten will, an die sich Jugendliche anbinden und in denen sie sich finden können. Für alle TeilnehmerInnen gab es dann eine Agape mit Begegnung und Gesprächen im Seminarzentrum.
© Stift Schlägl / Prügl
Subprior Stephan Prügl / Stift Schlägl