Umweltreferentin Göbesberger: Diözese Linz sieht Umwelt und Soziales zusammen
Göbesberger ist Mitglied im Fachausschuss Schöpfungsverantwortung der Diözese Linz, der 2004 konstituiert wurde. Schon 1996 beschloss der Pastoralrat der Diözese ein Umweltleitbild. Die Referentin für Umwelt und Soziales freut sich, dass Papst Franziskus zusammendenkt, was in der Arbeit des Sozialreferats schon lange zusammengehört: die Themen Umwelt und Soziales, die nicht isoliert voneinander gesehen werden können.
Göbesberger schilderte die Anfänge in der Diözese Linz. Wegbereiterin war Dr.in Edeltraud Buchberger, die 1991 erste Umweltbeauftragte der Diözese wurde. Aktuell gibt es verschiedenste Projekte im Bereich Schöpfungsveranwortung: in den Pfarren, Einrichtungen, den Gliederungen der Katholischen Aktion und der Caritas. Göbesberger stellte gemeinsam mit Umweltsprecher Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger einige Aspekte von gelebter ökologischer Verantwortung in der Diözese Linz vor.
Mag.a Lucia Göbesberger. © Diözese Linz
Biologische Vielfalt schützen und fördern
Unter den Dächern von Kirchen und Pfarrhöfen leben Fledermäuse. Stehen Umbauarbeiten an, wird gemeinsam mit der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ) der Fledermausbestand gesichert.
Der Naturschutzbund hat die Kampagne „Natur verbindet“ gestartet. Daran wird sich die Diözese Linz beteiligen: www.naturverbindet.at
Gelungene Projekte auszeichnen
Alljährlich werden Menschen, die sich sozial und ökologisch engagieren, beim Solidaritätspreis der Kirchenzeitung vor den Vorhang geholt. So zum Beispiel 2015 der Verein NETs.werk. Brot, Obst, Gemüse, Milchprodukte und anderes kann über das Internet direkt bei den Herstellern bestellt und einmal wöchentlich in einer Regionalstelle abgeholt werden.
Nachhaltig bauen und sanieren
Im Bereich Bauen und Sanieren ist Nachhaltigkeit zentral. Das zeigt sich am neu gebauten Seelsorgezentrum Lichtenberg, aber auch bei den Sanierungen, so zum Beispiel bei den Pfarrzentren in Gallneukirchen.
Pfarrzentrum Gallneukirchen. © Diözese Linz
Erneuerbare Energie und Energieeinsparung
Eine erste Photovoltaikanlage wurde 2003 im Zuge der Dachsanierung der Kirche in Linz-St. Konrad installiert. Die derzeitige Photovoltaik-Offensive zielt auf die Selbstversorgung der jeweiligen Pfarre. Es wird auf hohe Effizienz geachtet und durch Bewusstseinsbildung werden Einsparungen erzielt. Aktuelle Projekte laufen in den Pfarren Linz-Heiligste Dreifaltigkeit, Linz-St. Magdalena, Stadtpfarre Urfahr in Linz, Wels-St. Josef und Kollerschlag.
Die Diözese Linz ist seit 2005 außerordentliches Mitglied im Klimabündnis. Weiters sind 23 Pfarren Mitglied im Klimabündnis. Das heißt, sie wurden im Hinblick auf Energieeinsparungen beraten und haben sich selbst verpflichtet, weitere Schritte zu unternehmen. Als Nächstes wird die Pfarre Kremsmünster beitreten. Aber auch Kindergärten und Einrichtungen der Caritas nehmen dieses Angebot in Anspruch.
Für ein umfassendes Ökomanagement-Programm EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) hat sich die Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz entschieden, ebenso wie das Sozialzentrum der Caritas in der Hafnerstraße 28. Sechs Caritas-Einrichtungen folgen damit diesem Beispiel und arbeiten derzeit auf eine EMAS-Zertifizierung hin. EMAS ist ein EU-Öko-Audit für Unternehmen, die ihre Umweltleistung verbessern wollen. Am Ende des Prozesses veröffentlicht die Einrichtung eine Umwelterklärung.
Viele Pfarren nutzen bereits eine Photovoltaikanlage; im Bild die Pfarre Grünau im Almtal. © Diözese Linz
Ökologische Kultur im kirchlichen bzw. Pfarrleben
In den Pfarren wird der Schöpfungsgedanke auf vielfältige Weise gelebt. Seit 1992 gibt es in der Pfarre Grünbach einen Umweltarbeitskreis, der sich zum Beispiel für Einkaufsgemeinschaften oder auch gegen Atomstrom engagiert. Im Pfarrgarten der Pfarre Lasberg werden die Früchte gemeinsam geerntet, eingekocht, für Pfarrfeste verwendet und zum Teil im Sozialmarkt in Freistadt verkauft.
Beim Welthaus der Diözese Linz können ReferentInnen für bio-faire Frühstücke und bio-faire Jausen gebucht werden. Beim gemeinsamen Frühstück wird verkostet und informiert zugleich. Die Katholische Jugend zum Beispiel hat sich zu fairem Handeln verpflichtet. Ihre Kriterien sind: regional, saisonal, biologisch, fair, Qualität vor Quantität und Tauschen statt Kaufen.
Nachhaltigkeit als großes Anliegen der Caritas
Neben Elektroautos und Dienstfahrrädern setzt die Caritas noch weitere Klimaschutzmaßnahmen um. St. Pius sattelte außerdem auf ein Biomasseheizkraftwerk um. Auf dem Dach des Seniorenwohnhauses St. Anna arbeitet eine Photovoltaikanlage und dank der Pelletsheizung im Seniorenwohnhaus Schloss Hall wird die Umwelt um gut 200 Tonnen CO2 entlastet.
Best-practice-Beispiele aus der Diözese Linz von Lucia Göbesberger zum Download
Ausbildung von MultiplikatorInnen: Lehrgang für kirchliche Schöpfungsverantwortliche und Umweltbeauftragte
„Unseren Händen anvertraut“: So nennt sich der einjährige Lehrgang
für kirchliche Schöpfungsverantwortliche und Umweltbeauftragte, der im Herbst 2015 beginnt. Der Lehrgang ist österreichweit einzigartig und hat zum Ziel, Umweltbeauftragte für die Regionen auszubilden. Details zum Lehrgang
Bereich Ernährung
Umweltsprecher Michael Rosenberger bezeichnete den Bereich Ernährung als Schlüsselfeld für nachhaltige Entwicklung. In vielen diözesanen und kirchlichen Häusern gebe es eine Küche. Ziel sei es, für den bewussten Umgang mit Nahrung zu sensibilisieren. Als Vorreiterprojekt nannte Rosenberger den Prozess „Jeder Bissen eine Gabe“ im Krankenhaus der Elisabethinen.
- Beginn 2011 – Ziel: Kontinuierliche Reduktion der Lebensmittelabfälle – Fortführung bis heute
- Fortbildung für Küchenleitungen anderer Krankenhäuser gemeinsam mit Landesrat Anschober
- Beteiligung der Küche der Elisabethinen an zahlreichen Netzwerken, u. a. United Against Waste
- Kochbuch zum Kochen mit Lebensmittelresten
- Kontinuierliche Bewusstseinsbildung im Krankenhaus
Außerdem:
- Gemeinsame Veranstaltung mit dem Filmproduzenten Valentin Thurn (Taste the Waste u. a.) und Landesrat Anschober
- Beteiligung der Diözese an der Aktion FleischfreiTag des Landes OÖ
- Ziel: Umsetzung in Bildungshäusern und kirchlichen Küchen
Klima- und Energiestrategie (in Projektierungsphase)
Rosenberger erläuterte, es gebe bereits viele sehr effiziente Einzelmaßnahmen zum Einsparen von Energie und Emissionen. So sei die Diözese Linz die einzige in Österreich mit 100 % zertifiziertem Ökostrom. Was es nun brauche, sei das Entwickeln einer Gesamtstrategie, die wiederum personelle Resoourcen benötige. Seit einem halben Jahr gebe es Gespräche, man hoffe auf ein rasches Fortschreiten im Prozess, so Rosenberger.
Interessantes zur Enzyklika und zu gelebter Schöpfungsverantwortung in der Diözese Linz
Lucia Göbesberger / Sozialreferat & Michael Rosenberger / KTU Linz