Samstag 9. November 2024

Erklärungen der Österreichischen Bischofskonferenz

Österreichische Bischofskonferenz in Mariazell 2015

Wortlaut der Presseerklärungen der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz von 15. bis 17. Mai 2015 in Mariazell - dokumentiert von "Kathpress".

 

1. Familiensynode

 

Ehe und Familie sind die Grundformen jeder Gesellschaft, und sie bilden das generationenübergreifende Überlebensnetzwerk der Menschheit. Angesichts einer pluralen und zunehmend säkular geprägten Welt hat die Familie als erster Ort des Lebens, der Kultur und auch des Glaubens eine einzigartige Bedeutung. Sie ist daher nach Kräften zu fördern und zu stützen.

Bereits zum dritten Mal hat sich die Bischofskonferenz im Rahmen eines Studientages auf die bevorstehende Familiensynode vorbereitet. Schon jetzt zeigt sich, dass Papst Franziskus mit der Wahl des Themas und dem offenen sowie beteiligenden Stil bei der Vorbereitung der Synode Kirche und Gesellschaft gleichermaßen bewegt und inspiriert. Die Erwartungen an die ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode, die von 4. bis 25. Oktober im Vatikan unter dem Titel "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute" stattfindet, sind daher sehr hoch. Die österreichischen Bischöfe sind Papst Franziskus für die Synode dankbar und wollen selbst in Freimut und Demut dazu beitragen, dass aus diesem geistlichen Prozess viele gute Früchte erwachsen.

Das Wort "Synode" bedeutet im ursprünglichen Sinn "gemeinsam einen Weg zu gehen". Die Bischöfe wollen diesen Weg in Treue zum Evangelium und gemeinsam mit dem Papst und dem Volk Gottes gehen. Aus diesem Grund haben an den Beratungen der Bischofskonferenz diesmal mit Gerda Schaffelhofer (Katholische Aktion Österreich), Helmut Kukacka (Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände), Theo Quendler (Katholischer Laienrat Österreichs) und Alfred Trendl (Katholischer Familienverband Österreichs) die Spitzen des Laienapostolats teilgenommen.

Übereinstimmend wurde dabei festgehalten, dass die christliche Vision einer lebenslangen Verbindung in Liebe und Treue zwischen Mann und Frau, getragen vom Wunsch nach gemeinsamen Kindern, die Antwort auf die Sehnsucht der Menschen nach Familie ist. Dies zeigt der Blick auf die Lebensrealität der Menschen, die dieses Ideal anstreben, aber unterschiedlich verwirklichen und dabei auch scheitern können. Aufgabe der Kirche ist es, die Sehnsucht nach Familie, die als ein Segen für die Menschen in Gottes guter Schöpfung grundgelegt ist, wach zu halten und die Menschen dabei in allen Lebenslagen zu begleiten. Das Maß dafür ist und bleibt das Evangelium, das Vorbild Jesu Christi und sein von Barmherzigkeit geprägter Umgang mit den Menschen. Gleichzeitig gilt es die "Option für die Armen" auch im Blick auf jene Menschen einzulösen, die unter den Folgen von Ungerechtigkeit, Sünde und Scheitern im persönlichen und familiären Leben leiden. Ihnen muss sich die Kirche zuwenden und dabei der Versuchung sowohl des Laxismus als auch des Rigorismus widerstehen.

Die Lebbarkeit von Ehe und Familie hängt an vielfältigen Umständen, die es zu gestalten gilt. Dazu braucht es das christlich inspirierte Engagement aller, die in Gesellschaft, Staat, Wirtschaft und Politik Verantwortung tragen. Die Bischöfe ersuchen die Gläubigen und alle Menschen guten Willens, sich für ein familienfreundliches Zusammenleben einzusetzen, und bitten die Gläubigen um das Gebet für die kommende Familiensynode.

 

 

2. Hilfe für Menschen auf der Flucht

 

"Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen": Diese Worte Jesu Christi im Gleichnis vom Weltgericht (Matthäusevangelium Kapitel 25, Vers 35) machen deutlich, dass sich Christsein in der Hilfe für Menschen in Not bewähren muss. Täglich fliehen Menschen aus jenen Regionen Afrikas sowie des Nahen und Mittleren Ostens, die von Krieg, Gewalt und Verfolgung heimgesucht werden. Die meisten von ihnen riskieren ihr Leben, um unmenschlichen Verhältnissen zu entkommen, und für viele endet die Flucht tödlich. Es ist ein Unrecht tatenlos mitanzusehen, wenn Frauen, Männer und ihre Kinder auf der Flucht im Mittelmeer vor den Toren Europas sterben.

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa bereits 2013 eindringlich vor einer Globalisierung der Gleichgültigkeit gewarnt. Der Schrei von Verzweifelten geht alle an. Es ist wichtig, dass sich der wohlhabendste Kontinent zu mehr Mitmenschlichkeit bekennt. Was wir brauchen, sind Brücken und nicht nur Zäune. Das Schicksal der Ertrunkenen und jener, die gerade noch mit dem Leben davon gekommen sind, ist zur Bewährungsprobe für ganz Europa geworden. Flucht ist kein Verbrechen. Niemand flüchtet freiwillig. Auf Krieg und Flucht folgen Trauma und Verzweiflung. Daher brauchen diese Menschen ein sicheres und stabiles Umfeld für einen Neuanfang.

Vor diesem Hintergrund ist die Zahl der Asylsuchenden in Österreich stark angestiegen. Gewachsen sind auch die damit verbundenen Sorgen und Ängste der Bevölkerung. Diese sind ernst zu nehmen. Ihnen ist mit Information, Gespräch und Sachlichkeit zu begegnen, um eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Die gegenwärtige Asyldebatte überdeckt leider jene positiven Beispiele, die zeigen, wie staatliche Behörden im Zusammenwirken mit der Zivilgesellschaft, den Kirchen und vielen Engagierten konkret helfen können. Es zeichnet Österreich aus, dass es im europäischen Vergleich hohe Standards im Umgang mit Menschen auf der Flucht hat und um rasche Asylverfahren bemüht ist. Das Menschenrecht auf Asyl ist ein hohes Gut und eine völkerrechtliche Verpflichtung. Österreich darf dabei keine Abstriche zulassen.

Österreich ist ein gesegnetes Land und hat immer wieder bewiesen, dass viel Hilfsbereitschaft und Solidarität vorhanden sind. Zur Lösung der gegenwärtigen Aufgaben im Asylbereich sind zunächst die staatlichen Institutionen und Gebietskörperschaften verpflichtet. Sie benötigen die Unterstützung durch eine breite Allianz aller gesellschaftlichen Kräfte, die sich für eine Willkommenskultur mit verzweifelten und notleidenden Menschen einsetzen und konkret helfen wollen.

In den letzten Monaten hat die Kirche durch die Caritas bereits Verantwortung übernommen und gemeinsam mit Pfarren und Klöstern mehr als 1.000 neue Plätze für schutzsuchende Menschen geschaffen. Aus christlicher Motivation stellen viele Wohnraum zur Verfügung, helfen bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen oder mit Deutschkursen. Um das Zusammenwirken der kirchlichen Einrichtungen weiter zu verbessern, werden die Bischöfe in jeder Diözese Ansprechpersonen bestellen. Die Suche nach geeigneten Quartieren ist ihre vorrangige Aufgabe. Die Diözesen und Ordensgemeinschaften haben eben erst einen erneuten Anlauf unternommen, um weitere entsprechende Unterkünfte zu finden. Die Bischöfe danken allen, die ihre Hilfe angeboten haben und ermutigen weiterhin, in der gelebten christlichen Nächstenliebe nicht nachzulassen.

 

 

3. Neuer Internet-Auftritt der Österreichischen Bischofskonferenz

 

Mit der Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell wurde deren offizielle Internetseite unter der Adresse www.bischofskonferenz.at nach einer technischen und inhaltlichen Überarbeitung freigeschaltet. Sie bietet Informationen über die Österreichische Bischofskonferenz, deren Mitglieder sowie über die Aufgaben und Tätigkeiten ihrer Einrichtungen. Der Serviceteil wurde weiter ausgebaut und um eine Übersicht über die rechtlichen Dokumente der Bischofskonferenz erweitert.

Wie bisher bietet die Seite eine umfassende Sammlung der Presseerklärungen, der gemeinsamen Hirtenbriefe und anderer wichtiger kirchlicher Dokumente. Neu ist die Rubrik "Positionen", die über ausgewählte Themen Auskunft gibt. Publikationen wie das "Amtsblatt der Österreichischen Bischofskonferenz" oder die Schriftenreihe "Die österreichischen Bischöfe" sind im Volltext verfügbar. Auf der Startseite von www.bischofskonferenz.at befindet sich ein aktueller Meldungsblock mit Nachrichten über die Österreichische Bischofskonferenz sowie Tätigkeiten und Veranstaltungen, die eng mit ihr in Verbindung stehen.

Technisch neu ist die Web-2.0-Durchlässigkeit. So erlaubt die Website ein niederschwelliges "sharen" von Inhalten über die üblichen Kanäle wie Facebook und Twitter. Außerdem zeigt eine eigene Tweet-Box aktuelle Tweets mit dem Hashtag #bischofskonferenz. Video- und Audio-Elemente bereichern die Seite. Im Bereich der Dokumenten-Aufbereitung wurde auf das Web 2.0-Tool ISSUU zurückgegriffen, was eine leichte Online-Lesbarkeit von Dokumenten ermöglicht. Das responsive Webdesign der neuen Internetseite ermöglicht eine einfache Handhabe bei mobilen Endgeräten. Die neue Internetseite korrespondiert technisch und grafisch mit dem Webportal der Katholischen Kirche in Österreich unter www.katholisch.at.

Die Website wird betrieben vom Generalsekretariat der Österreichischen Bischofskonferenz in enger redaktioneller Zusammenarbeit mit dem Medienreferat der Bischofskonferenz und der katholischen Nachrichtenagentur "Kathpress".

 

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