„Ich bin der lebendige Folder"
Sie sind vor wenigen Jahren nach Linz gekommen und seitdem in der Stadt unterwegs. Zuerst für LebensZEICHEN, jetzt für die Initiative gegen Menschenhandel. Sie treffen den Landeshauptmann, einen Wirt oder Frauen in Linz. Woher nehmen Sie diesen Elan und die Energie?
Sr. Maria Schlackl: Ja, in mir ist viel Lebendigkeit. Ich habe viel Freiraum dadurch, dass ich nicht angestellt bin. Ich gehe einfach, spreche neue Leute an. Sie für etwas zu begeistern und mit wichtigen Themen in Kontakt zu bringen, das ist mir wichtig. Dafür habe ich, glaube ich, eine Begabung. Ich muss von den Themen absolut überzeugt sein, dann springt etwas auf die Menschen über. Ich gehe immer aus dem kirchlichen Raum hinaus. Ich sag oft: Ich bin der lebendige Folder. Bei all meinem Engagement will ich vermitteln, dass Glaube etwas mit Lebendigkeit zu tun hat.
Bei Ehepaaren fragt man gern: Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie sind Sie in Kontakt mit der Ordensgemeinschaft der Salvatorianerinnen gekommen?
Schlackl: Ich wollte schon als Kind mit zwölf Jahren Missionarin werden. Unsere Familie hat eine Salvatorianerin gekannt. Durch sie bin ich mit den Salvatorianerinnen in Kontakt gekommen. Heute sag ich: Von der spirituellen Grundausrichtung bin ich als Salvatorianerin geboren. Wir sind an Jesus orientiert. Er ist durch das Land gegangen, er hat sich Einzelnen zugewandt, er hat Menschen aufleben lassen. Auch die zwölf Jahre, die ich das Gesundheitszentrum in Wien aufgebaut und dann geleitet habe, bin ich intensiv mit Menschen in Kontakt gekommen, die eine schwere Geschichte hatten. Ich wollte, dass sie wieder Boden unter den Füßen spüren können.
Sie haben kein Ordenskleid an.
Schlackl: Ich möchte als Ordensfrau bezeichnet werden und nicht als Ordensschwester oder gar Nonne. Frau ist kraftvoller! In unserer Gemeinschaft steht es jeder frei, ob sie ein Ordenskleid tragen möchte. Das habe ich 20 Jahre getan. Jetzt passt es mir nicht mehr in die Zeit. Ich habe erlebt, dass ich mit dem Ordenskleid sofort klischeehaft beurteilt wurde. Ich will nicht nach meinem Gewand, sondern nach meiner Person beurteilt werden. Ich transportiere so eher ein neues Bild von Kirche und von Ordensfrau in der Gesellschaft.
Warum engagieren Sie sich für Frauenrechte?
Schlackl: Ich bin nicht männerfeindlich. Aber dort, wo Frauen entwürdigt werden und falsche Macht ausgeübt wird, da braucht es für die Frauen eine Stimme in unserer Gesellschaft. Es ist für mich schade, dass ich für ein Grundrecht kämpfen muss. In meiner derzeitigen Situation habe ich die Freiheit, mich für eine Sache ganz besonders einzusetzen. Ich hab mich mit dem Thema erst anfreunden müssen und nicht gleich gewusst, dass das in Oberösterreich mein Thema wird. Ich hab mir aber dann gedacht: Gott wird dafür sorgen, dass es mir nicht zu groß wird. Das wachsende Netzwerk gegen Menschenhandel und der beginnende Bewusstseinsbildungsprozess zeigen mir, dass das Thema nicht ungehört bleibt.
Sr. Maria Schlackl etablierte die Initiative gegen Menschenhandel in Oberösterreich. Hier ist sie bei der Auftaktveranstaltung im Oktober 2014 im Linzer Ursulinenhof zu sehen. © Diözese Linz
Verganstaltungen gegen Menschenhandel
- 18. Oktober 2015: Tag gegen Menschenhandel, 18 Uhr: ökumenisches Gebet in der Ursulinenkirche Linz. kfb-Sonntags-Gottesdienst-Unterlagen.
- 21. Oktober 2015: Themenabend der Initiative gegen Menschenhandel. Ort: Ursulinenhof.
Das Interview führte Gabriele Eder-Cakl. Erschienen ist es in der MitarbeiterInnen-Zeitung "informiert" der Diözese Linz; Ausgabe 04/15. (ma)