Donnerstag 28. November 2024

Veronika Pernsteiner ist neue Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs

Die Oberösterreicherin Veronika Pernsteiner hat mit 24. April 2015 den Vorsitz der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) übernommen.

Die 56-jährige Oberösterreicherin folgt in dieser Position der Tirolerin Barbara Haas nach, die nach dreijähriger Funktionsperiode aus dem Vorstand ausgeschieden ist. Zur stellvertretenden Vorsitzenden hat die Katholische Frauenbewegung bei ihrer Vollversammlung in Linz die Vorsitzende der Frauenbewegung der Diözese Graz-Seckau, Andrea Ederer, gewählt. Pernsteiner freut sich, mit dem Vorsitz von Österreichs größter Frauenorganisation "am Puls der Zeit" zu sein: "Ich möchte mutig die gesellschaftspolitischen, kirchenpolitischen und entwicklungspolitischen Fragen unserer Zeit in den Blick nehmen und viele Frauen in Österreich motivieren, das auch zu tun".

Pernsteiner ist bereits seit 1992 in der Katholischen Frauenbewegung aktiv, nach ihrem Engagement auf Pfarr- und Dekanatsebene wurde sie 2012 zur stellvertretenden Vorsitzenden auf Bundesebene gewählt. Die Handelsschulabsolventin hat nach 27-jähriger Tätigkeit als Bankangestellte 2007 beruflich einen Neuanfang als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Katholischen Bildungswerk der Diözese Linz gestartet und sich neben ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten im kirchlichen Bereich auch auf vielen Ebenen sozial engagiert. Für die ehrenamtliche Organisation der "Tschernobyl-Kindererholungsaktion" in Zusammenarbeit mit der Caritas Linz während der Jahre 1991 bis 2008 wurde Veronika Pernsteiner, selbst Mutter von zwei Kindern, 2011 mit dem Menschenrechtspreis des Landes Oberösterreich ausgezeichnet.

 

Veronika Pernsteiner ist neue Vorsitzende der katholischen Frauenbewegung Österreichs.

Veronika Pernsteiner ist neue Vorsitzende der katholischen Frauenbewegung Österreichs. © kfbö / Kneidinger


Breites Aufgabenfeld

 

Pernsteiner zu ihren Aufgaben für die kommende Zeit: "Die Katholische Frauenbewegung ist aufgerufen, gegen eine lebensfeindliche Fehlentwicklung der globalen Wirtschaft auf- und für ein faires, solidarisches Wirtschaften einzutreten. Sie ist aufgerufen, Liturgieformen weiter zu entwickeln und zu praktizieren, die eine heilende Begegnung mit Gott und den Mitmenschen ermöglicht sowie den interreligiösen Dialog fortzuführen." Entwicklungspolitisches und gesellschaftspolitisches Engagement liege ihr genauso am Herzen wie die Gleichstellung der Frau in der Kirche, so die neu gewählte kfbö-Vorsitzende: "Mit der heiligen Katharina, die wir 2014 als Weggefährtin unserer Gemeinschaft an die Seite gestellt haben, orientieren wir uns an einer diakonisch handelnden Frau, die den kirchlichen Entscheidungsträgern ihrer Zeit mutig begegnet ist".

 


Mühsame Tour mit grandiosen Gipfelerlebnissen


Pernsteiner greift mit diesen Zielsetzungen die Fäden auf, den ihre Vorgängerin, die 49-jährige Tirolerin Barbara Haas, in den letzten drei Jahren mit gesponnen hat. "Voller Dankbarkeit und schweren Herzens" verabschiedete sich Haas, die kürzlich die Leitung eines Bildungshauses in Tirol übernommen hat: "Die letzten drei Jahre waren kein Spaziergang an einem lauen Sommerabend - als jemand, der mitten in der Tiroler Bergwelt lebt, kann ich sagen: es hat nach mühsamen Touren einige grandiose Gipfelerlebnisse gegeben, die ich nie in meine Leben vergessen werde - jede Anstrengung hat sich gelohnt". Dazu zählten die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Themen wie eine geschlechtergerechte Verteilung von Erwerbsarbeit oder Steuergerechtigkeit ebenso wie entwicklungspolitisches Engagement und immer wieder das Erlebnis der Gemeinschaft von Frauen: "Gemeinsam sind wir stark".


Aufrechter Gang und Rückenwind

 

"Aufrechten Gang und Rückenwind" wünscht die neu gewählte stellvertretende Vorsitzende der kfbö, Andrea Ederer (50), den Frauen in der Kirche: "Und dabei sind wir es selbst, die uns diesen Rückenwind geben können und müssen: Ich trete für eine Öffnung der Ämter ein, und zwar aller Ämter - es gibt keinen Grund, Frauen den priesterlichen Dienst zu verwehren." Ederer,  gelernte Kindergartenpädagogin und Ordinationshilfe sowie Absolventin des Theologischen Fernkurses, blickt auf 30 Jahre ehrenamtliche pastorale Erfahrung zurück, seit 2013 ist die Mutter von sieben Kindern Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung der Diözese Graz-Seckau.

 

kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner (l.) und die stellvertretende Vorsitzende Andrea Ederer

kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner (l., Diözese Linz) und die stellvertretende Vorsitzende Andrea Ederer (Diözese Graz-Seckau). © kfbö / Kneidinger

 

 

Bewahren und wandeln


Gemeinsam mit Barbara Haas hat im Zuge der Neuwahlen in der Katholischen Frauenbewegung auch die bisherige stellvertretende Vorsitzende Anna Rosenberger (53) nach dreijähriger Funktionszeit den Vorstand verlassen. Rosenberger, seit 23 Jahren ehrenamtlich in der Frauenbewegung sowie in diversen pastoralen Feldern der Diözese St. Pölten aktiv, scheidet aus familiären Gründen aus, wird aber den Vorsitz der Katholischen Frauenbewegung St. Pölten, den sie seit 2008 inne hat, weiter führen und so der Frauenbewegung als "Bewahrerin" mit "Blick auf´s Heute", mithin als "Brückenbauerin" erhalten bleiben.

Neu im Vorstand als ehrenamtliches kooptiertes Mitglied ist Maria Hauer (60), ehemalige Leiterin des "Hauses der Frau" in Linz. Hauer, die für ihr jahrzehntelanges Engagement in der Frauenbildung  heuer mit dem Silbernen Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich ausgezeichnet wurde, soll sich künftig Fragen der Bildungsarbeit in der kfbö widmen.

Bischof Alois Schwarz, in der Bischofskonferenz zuständig für die Laienorganisationen der Katholischen Kirche, dankte in einer Grußbotschaft an die Vollversammlung der Frauenbewegung  den Amtsinhaberinnen der vergangenen Funktionsperiode für ihre Arbeit und hob das gesellschaftspolitische Engagement von Barbara Haas ebenso hervor wie das integrative Wirken von Anna Rosenberger.



Unterwegs mit Katharina von Siena

 

Der Dank des Bischofs war eingebettet in eine Liturgie, die sich um die Heilige Katharina von Siena rankte, Patronin und Weggefährtin der Katholischen Frauenbewegung seit 2014. Wie Katharina von Siena, die im Spätmittelalter als Kritikerin, Mahnerin und Ratgeberin Papst, Kardinälen, Bischöfen und Königen entgegengetreten ist, wollen auch die Frauen heute "weiter in die Kirche hineinreden", wie die vormalige kfbö-Vorsitzende Barbara Haas am 28. April 2014, dem Katharinentag, erklärt hatte. Die Katholische Frauenbewegung Österreichs wird nun alljährlich den Katharinentag begehen, in den Diözesen wird es dazu Feiern und Veranstaltungen geben.
 


Die Ämterfrage stellen


Die kfbö möchte damit auch bewusst die Ämterfrage stellen, bestärkt von Theologinnen und Theologen wie etwa dem Schweizer Benediktiner und ehemaligen Abt von Kloster Einsiedeln, Martin Werlen. In einer Ansprache im März diesen Jahres in Zürich bezeichnete Werlen es als "Glaubensproblem", "wenn das Geschlecht einer Person höher eingestuft wird als die Taufe", die Menschen nicht als "Mann und Frau", vielmehr als "eins" in Christus ansehe: "Wenn wir die Taufe so ernst nehmen, wie wir das in der Liturgie und in der Glaubenslehre bekennen, dann werden wir bald einmal merken, dass nicht Mann oder Frau zählen, sondern die Nachfolge Christi". Die Frauenfrage sei eine, mehr noch: die "zentrale Sackgasse", in die die Kirche geraten sei, geprägt von "Traditionen", die aus dem Zeitgeist bestimmter geschichtlicher Epochen rührten und die tatsächliche "Tradition" verdeckt hielten. Werlen: "Wenn Traditionen der Tradition im Wege stehen, müssen wir sie aufgeben".

Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö)

 

Katholische Frauenbewegung in Oberösterreich (kfb oö)

 

Elisabeth Ohnemus / kfbö (be)

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