Donnerstag 26. Dezember 2024

Jahrestagung der KBW-Treffpunkte Bildung: Im Alltag auf die Seele achten

Rekordverdächtige 350 Ehrenamtliche nahmen an der diesjährigen Jahrestagung der KBW-Treffpunkte Bildung teil, die unter dem Thema „Beseelt leben“ stand.

Der Psychologe und Autor Dr. Georg Fraberger („Ohne Leib – mit Seele“, Ecowin) beeindruckte mit seinem Vortrag über die Seele als Kern des Menschen. Ein weiterer Höhepunkt war die Verleihung des Innovationspreises 2015 für innovative Projekte im Bereich kirchlicher Bildungsarbeit.

 

Dem Thema „Beseelt leben“ widmete sich die diesjährige Jahrestagung der KBW-Treffpunkte Bildung, eines Geschäftsfelds des Katholischen Bildungswerks OÖ. Am 10. und 11. April kamen 350 Ehrenamtliche im Bildungshaus Schloss Puchberg zusammen, um bei Vorträgen und in vielfältigen Workshops den Quellen für ein gelingendes Leben nachzuspüren bzw. Anregungen für die Bildungsarbeit in der Pfarre mitzunehmen.

 

 

Die Seele muss sich zeigen können, wie sie ist

 

Den Auftakt bildete der Vortrag des Klinischen und Gesundheitspsychologen Dr. Georg Fraberger. Er kam ohne Arme und Beine zur Welt und steht dennoch als Psychologe und Autor („Ohne Leib – mit Seele“) mitten im Leben – mit allem, was dazugehört. Fragen, die ihn immer wieder beschäftigen: „Was macht den Menschen aus? Welchen Körper braucht er dazu? Wie genormt soll ein Körper sein?“ Darauf kann die Wissenschaft nur unbefriedigende Antworten geben. Fraberger kommt zum logischen Schluss: Die Seele ist der Kern des Menschen. Damit ein Mensch ein sinnvolles und glückliches Leben entwickeln kann, muss sich seine Seele frei entfalten können. Die Seele benötigt immer Anerkennung und Würdigung für das, was man ist.

 

Fraberger stellt die Formel auf: „Glück = Empathie x Selbstwert x Mut zum Scheitern“. Das Selbstbild ist abhängig vom Selbstwert. Menschen brauchen soziale Resonanz, das Mitgefühl ist abhängig von der Ausgeglichenheit ihrer Gefühle. Die Seele muss sich zeigen können – dieses Bedürfnis ist allgegenwärtig. Gütig werden kann man nur, wenn man sein kann, wie man ist. Wie kann das Selbstwertgefühl aufgeladen werden? Wenn der Selbstwert an Leistung gekoppelt ist, kann ein Mensch am „Höhepunkt des Lebens“ nur mehr absteigen, so Fraberger, der als Beispiel einen Sportler am Höhepunkt seiner Karriere heranzieht.

 

Wie können Menschen nun im Alltag auf ihre Seele achten? Fraberger betont in diesem Zusammenhang Aktivitäten (gute Ideen kommen bei der Bewegung), das Leben der eigenen Freude in Bescheidenheit und Mut (auch zum Scheitern) – und Humor, der für die Entwicklung der Seele sehr wichtig ist.

 

Dr. Georg Fraberger beeindruckte die TeilnehmerInnen der Jahrestagung im Bildungshaus Schloss Puchberg.
Dr. Georg Fraberger bei seinem Vortrag
Dr. Georg Fraberger

 

 

Erlöst vom Haben-Müssen und Leisten-Müssen

 

MMag. Klaus Dopler, Geistlicher Assistent des Katholischen Bildungswerks OÖ und Pfarrer in Gallneukirchen, betrachtete das Thema „Beseelt leben“ aus theologischer Sicht. Er verwies auf die Radikalität des Kreuzes. Gott brauche nicht den Tod seines Sohnes, aber in dessen Tod werde die Begrenztheit des Lebens sichtbar. Neben der Todes-Gewissheit gebe es die Todes-Zuversicht, zitierte Klaus Dopler Prof. Walter Kirchschläger. ChristInnen glauben an die Erlösung durch Leben, Tod und Auferstehung. Die Erlösung vom Haben-Müssen, vom Leisten-Müssen, vom „unbedingten Gesund-, Reich- und Glücklich-sein-Müssen“ sei die radikalste Form eines erlösten Menschen. Das Kreuz sei Zu-Mutung und Heraus-Forderung, Leid zu verhindern, wo es möglich ist, aber auch Zuspruch und Gewissheit, dass die Auf-Erstehung der „Aufstand“ für das Leben sei, so Dopler. Erlösung geschehe nicht durch das Kreuz, sondern durch Kreuz und Auferstehung, ja durch das ganze Leben, durch die Grundhaltung und das Vertrauen in Gottes zugesagte und erfahrene rettende Zuwendung. Für ChristInnen sei es wichtig und wertvoll für ein gelingendes Leben, dass die Sehnsucht nach der Sehnsucht, Gott zu lieben, im Alltag nicht untergehe.

 

Die Eucharistiefeier mit dem Geistlichen Assistenten Klaus Dopler vertiefte noch einmal das Thema „Beseelt leben“.

 

Der Geistliche Assistent des Katholischen Bildungswerks, MMag. Klaus Dopler, beim Gottesdienst
Musikalische Gestaltung des Gottesdienstes.

 

 

 

Innovative Bildungsangebote ausgezeichnet

 

Die zweijährlich stattfindende Innovationspreis-Verleihung war der Höhepunkt am zweiten Tag der Jahrestagung. Die Preise wurden von Bischofvikar Wilhelm Vieböck, Hofrat Mag. Günter Brandstetter vom Referat Bildung des Landes OÖ und vom Gesamt-Leiter des Katholischen Bildungswerkes OÖ Dr. Christian Pichler verliehen:

 

Kategorie: Religiöse/theologische Bildungsangebote:

  • 1. Preis: KBW Zwettl/Rodl: Spirituelle Reihe „Gestillt – gesättigt – umarmt“
  • 2. Preis: KBW Enns-St. Marien: Ennsdorfer Psalmenweg
  • 3. Preis: KBW Hirschbach/Mkr.: Religiöse Kleindenkmäler in Gemeinde u. Pfarre Hirschbach/Mkr.


Anerkennungspreise in dieser Kategorie gingen an:

  • KBW Perg: Spurensuche: Ein möglicher Jakobsweg von der tschechischen Grenze nach Perg
  • KBW Neukirchen/Lambach: „Basisinfo Christentum 2012 – 2014 in Kooperation mit 4 KBWs"


Kategorie: Gesellschaftspolitische Bildungsangebote:

  • 1. Preis (und Gesamthöchstpunktezahl aller Einreichungen): KBW Waldzell: „Leben mit Flüchtlingen aus Syrien: Kennenlernen – Hilfe anbieten – eingliedern“
  • 2. Preis: KBW Lasberg: Miteinander – Füreinander – Internationales (Das Bildungsjahr unter diesem Thema mit verschiedenen Veranstaltungen)
  • 3. Preis: KBW Zell/Pram: Ökologische Veranstaltungsreihe 2011 – 2014 „Naturkundliche Wanderungen“ in der eigenen Gemeinde zu verschiedenen Themen

KBW-Waldzell, Innovationspreisträger 2015

KBW-Waldzell_Innovationspreisträger2015, 1. Platz in der Kategorie „Gesellschaftspolitische Bildung“. V. l.: Christian Pichler (Kath. Bildungswerk), Sido Mohamad (Syrer), Franz Helm, Dalil Mohamad (Syrer), Bischofsvikar Wilhelm Vieböck, Ida Kropp, Monika Berger (KBW-Schriftführerin u. Pfarrgemeinderats-Obfrau), Irmgard Diermaier (KBW-Leiterin), Sonja Kriechbaumer (Begleiterin d. syrischen Gäste), Maria Litzlbauer (KBW-Mitarbeiterin), Hofrat Günter Brandstetter (Land OÖ), Bernadette Lang und Alois Litzlbauer (KBW-Mitarbeiter). © Litzlbauer / Katholisches Bildungswerk OÖ

 


Ein Anerkennungspreis in dieser Kategorie ging an das KBW St. Marienkirchen/Polsenz: Modeschau mit „fair tale fair fashion“-Mode

Kategorie: Sonstige innovative Bildungsangebote:

  • Preis: KBW Rohrbach-Götzendorf-Oepping: Demenzreihe in Kooperation mit der Regional-Caritas und Servicestelle für Pflegende Angehörige: „Ein Tor zu wertvollen Begegnungen – sich auf Menschen mit Demenz einlassen“
  • Preis: Neukirchen am Walde: „Fairnetzen“ – Mehrere ökologische Bildungsangebote durch Kooperationsveranstaltungen
  • Preis: Zwettl/Rodl: „Fenster auf – Neues wagen“ - Das Fenster zu Gott, das Fenster zum Mitmenschen


Anerkennungspreise in dieser Kategorie gingen an:

  • KBW Linz-St. Magdalena: 100 Jahre Kirchenerweiterung
  • KBW Peuerbach: Venedig in Musik, Wort und Bild – Venedig sehen, hören und lieben
  • KBW Timelkam: Segensfeier für alle Paare mit Vortrag „Was Paare trägt“
  • KBW Bachmanning: Familienstiftsführung im Stift Lambach

 

 

V. l.: Dr. Christian Pichler, Sylvia Zellinger und Tagungsreferent Dr. Georg Fraberger.

Dr. Christian Pichler (Gesamtleiter des Kath. Bildungswerkes OÖ und Leiter des Geschäftsfeldes KBW-Treffpunkte Bildung), Sylvia Zellinger (Stellvertretende Leiterin des Geschäftsfeldes KBW-Treffpunkte Bildung) und Tagungsreferent Dr. Georg Fraberger. © Litzlbauer / Katholisches Bildungswerk OÖ

 

Weitere Fotos finden Sie hier.

 

www.kbw-ooe.at

 

 

Lesen Sie auch: "Die Seele will sich ausdrücken" auf www.kirchenzeitung.at

 

Veronika Pernsteiner / Katholisches Bildungswerk OÖ (be)

 

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