Einzigartiges „Heiliges Grab“ in Garsten
Aufwändig gemalte Kulissen in mehreren Ebenen bilden den Rahmen, der exakt an die baulichen Gegebenheiten angepasst ist. Der Maler Johann Wenzel Bergl hatte 1777/78 diese Heiliggrabkulissen geschaffen. Es handelt sich dabei um eine ca. 8 Meter hohe und ca. 7 Meter breite Kulissenarchitektur aus Holz und Leinwand, die in fünf Ebenen ein monumentales „Heiliges Grab“ darstellt. Finanziert wurden die Heiliggrabkulissen durch die Stiftung von 500 Gulden vom Garstener Sakristan P. Martin Engst. Bergl schuf ein Werk von überwältigender malerischer Qualität. Auf die so genannte Losensteinerkapelle, wo das Ensemble bis 1939 aufgestellt wurde, nehmen die Kulissen ganz konkret Bezug, indem der Stuckdekor des Raumes in der Malerei fortgesetzt wird. Auch Licht und Schatten in den Bildern entsprechen der tatsächlichen Lichtführung im Raum.
Tod, Auferstehung und ewiges Leben werden im ikonografischen Programm der Malereien thematisiert: die Opferung Isaaks aus dem Alten Testament nimmt den Opfertod Jesu vorweg. Jonas, der vom Walfisch verschluckt wird, illustriert Grablegung und Auferstehung. Zehn weibliche Figuren als Tugenden und Allegorien, sowie Engel und Putti bereichern das Programm mit den unterschiedlichsten Attributen. Anzunehmen ist, dass der damals regierende Abt Maurus Gordon (1764-1786), der das Kunstwerk bestellt hat, auch das theologische Programm entworfen hat.
© Kunstreferat Linz
Im Zuge der 1998 erfolgten Inventarisierung der Pfarre Garsten hat das Kunstreferat der Diözese Linz die Besonderheit des Heiligen Grabs wieder verstärkt ins Bewusstsein der Verantwortlichen gerufen. Es wurde gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt ein Konzept für die Restaurierung und eine bessere Lagerung erarbeitet. Herr Raffetseder, ein engagierter Metallfachmann, hat Gerüstung und Podest für die Bühnenteile in Leichtmetallbauweise entworfen und so umgesetzt, dass eine schonende Lagerung garantiert ist. Die Malereien wurden in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes restauriert. Das Hauptziel sollte aber immer sein, dass das Ensemble nicht nur gelagert wird, sondern wieder zur Aufstellung kommt. 2015 war es so weit und es konnte erstmals das gesamte Ensemble im vollen Umfang in der Losensteinerkapelle präsentiert werden.
© Kunstreferat Linz
Dieses Kulissengrab ist in seiner Qualität, Größe und in dem guten Erhaltungszustand sicher einzigartig. Der Typus der Heiligen Gräber gelangte in Österreich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Blüte, wurde aber bereits 1783 von Kaiser Joseph II. per Edikt verboten. Erst 1790, nach dem Tod des Kaisers, durften die Heiligen Gräber wieder aufgestellt werden.
Literatur: Monika Dachs-Nickel, Sakrale Inszenierung im Spätbarock, Johann Wenzel Bergls Grab in der ehemaligen Stiftskirche von Garsten, in: Barockberichte 51/52, Salzburg 2009, Kirchenführer Garsten 1962/3, S. 27f.
Eva Voglhuber/Judith Wimmer / Kunstreferat (be)