Welser Priester möchte Österreich zum EM-Titel schießen
Die Priester-Fußballeuropameisterschaft wird heuer vom 23. bis 27. Februar im St. Pöltner Sportzentrum gespielt – und zählt wohl zu außergewöhnlichsten sportlichen Großveranstaltungen 2015. 220 Himmelsstürmer aus 16 Nationen werden vom 23. bis 27. Februar in der niederösterreichischen Landeshauptstadt um den Titel kämpfen, der heuer zum neunten Mal vergeben wird. Einer der Höhepunkte ist der Einzug der Nationen am Dienstag, 24. Februar, 13 Uhr. Das österreichische Team tritt heuer mit insgesamt 16 Spielern aus den Diözesen Linz, St. Pölten, Eisenstadt, Graz und Gurk-Klagenfurt an. Gekickt wird in der Halle mit fünf Feldspielern plus einem Tormann, wobei ein Spiel eine halbe Stunde dauert.
Als Favorit wird Titelverteidiger Polen gehandelt, da dort die jüngsten Kicker antreten, weiß Hans Wurzer, Kapitän und Tormann des österreichischen Teams und Pfarrer von Ybbs/Donau, zu berichten. Er ist Vorsitzender des Vereins „Team Austria der Priester und Pfarrer“. Die polnischen Priester-Fußballer würden beinahe professionell von mehreren Trainern betreut und hätten Landesliganiveau, so Pfarrer Wurzer. Er rechnet mit Bosnien, Portugal und Kroatien als weiteren Top-Favoriten. Wurzer kann übrigens aus 3.800 heimischen Priestern das ideale Team suchen.
Die Priester-Fußball-EM ist für Wurzer mehr als eine Sportveranstaltung. „Uns geht es um Begegnung mit Kollegen aus allen Ländern Europas und von anderen kirchlichen Traditionen. Jedes Land bringt während der mehrtätigen Veranstaltung auch viel Lokalkolorit mit, etwa im Bereich des geselligen Liedgutes“, erklärt Wurzer. Und betont: „Wir haben Priester aus Kasachstan, Weißrussland, Montenegro oder Albanien da, die als Minderheiten in schwierigen kirchlichen Situationen stehen. Das sind für mich Helden und wir wollen ihnen mit dem Turnier auch Mut und Kraft für die Arbeit zu Hause mitgeben.“
Das Verbindende stand von Anfang an fix neben dem Wettkampf, erinnert sich Wurzer. Er erhofft sich für Österreich einen Platz unter den ersten 10 Mannschaften. Wurzer erwartet viele ZuschauerInnen, die heimischen Priester bringen Fans aus ihren Pfarren mit. Ziel sei es, dass sich die Kirche als lebensfroh, vielfältig und offen präsentiere, so Wurzer.
V. l.: Daniel Kostrzycki, Gasparic und Hans Wurzer freuen sich auf die EM-Woche, die weit mehr ist als eine Sportveranstaltung. © Diözese St. Pölten / Wolfgang Zarl
Auch Oberösterreich vertreten
Für die Diözese Linz tritt Kaplan Niko Tomic bei der Priester-Fußball-EM an. Der 37-Jährige ist Kaplan in der Pfarre Wels-Heilige Familie und begeisterter Fußballer. Tomic geht bei der Priester-EM als Mittelstürmer ins Spiel und ist Oberösterreichs einziger Vertreter. Er erhofft sich für die österreichische Mannschaft einen Platz unter den besten Acht. Bei der EM im vergangenen Jahr in Weißrussland belegte Österreich bei 14 teilnehmenden Mannschaften den 12. Platz. Für Tomic stehen die Freundschaften bei dieser EM im Vordergrund – und das Fairplay.
Steckbrief von Niko Tomic
- Beruf(ung): Kaplan der Pfarre Wels Heilige Familie
- Alter: 37
- Lieblingsverein: FC Sevilla
- Lieblingskicker: Luka Modric
- "Ritual" rund um das Spiel: Kreuzzeichen
- Motivation mitzukicken: Die große Freude, dass Priester aus so vielen Nationen mitkicken - Fußball und Kirche vertragen sich eben!!!
Bischöflicher Beistand
Auf jeden Fall können sich die österreichischen Kicker des Beistands des St. Pöltner Diözesanbischofs Klaus Küng gewiss sein. Dieser brachte in einer Aussendung am Freitag seine Vorfreude auf das außergewöhnliche Ereignis zum Ausdruck und betonte: „Sport und Bewegung sind wichtige Stützen für die Gesundheit, das trifft auch auf Priester zu. Das Spiel ist ein wichtiger Ausgleich zu den vielen Herausforderungen, denen Priester in der Seelsorge oft begegnen. Es fördert Kameradschaft und Freundschaft. Eine Europameisterschaft führt außerdem zu Kontakten über die Grenzen hinweg.“
Auch "Sportbischof" Franz Lackner zeigt sich erfreut über die Fußball-Europameisterschaft der Priester. Die Tugenden des Sports - vor allem des Teamsports - wie Gemeinschaftssinn, Einsatzbereitschaft, Selbstdisziplin und Fairness seien „auch für unsere Glaubensgemeinschaft sehr wichtig“, betonte Lackner in Vorfeld. Doch auch andere Teams können sich hohen bischöflichen Beistandes gewiss sein: So hütet der Bischof von Szegedin-Tschanad, Laszlo Kiss-Rigo, das ungarische Tor.
Parallele zwischen Sport und Glauben
Laut dem Vorsitzenden der Diözesansportgemeinschaft (DSG), Sepp Eppensteiner, lasse sich durchaus eine Parallele zwischen den Resultaten auf dem Feld und der Bedeutung des Katholizismus in den jeweiligen Ländern ziehen. So könnten die Teams aus Polen, Kroatien und Portugal auf deutlich jüngere Priester zurückgreifen - ein mitunter entscheidendes Kriterium, das über Sieg und Niederlage entscheiden könne. Fußball sieht Eppensteiner zugleich aber auch als eine Metapher für den Glauben: „Jesus nimmt den Ball auf, den Gott ins Spiel bringt, und gibt ihn Volley an uns weiter, als präzise Vorlage für unser Spiel des Lebens.“
Unterstützt wird die Priester-EM außerdem vom niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll, der in dem Ereignis einen „wichtigen Beitrag zur Förderung der christlichen Gemeinschaft und Steigerung der Zusammengehörigkeit über alle Staats- und Kulturgrenzen hinaus“ sieht. Neben dem Land Niederösterreich wird die Veranstaltung von der Stadt St. Pölten, dem niederösterreichischen Energieversorger EVN und der Diözesansportgemeinschaft unterstützt.
Mit dem heurigen Austragungsort kehrt das Turnier in seine Heimat zurück: So wurde es 2004 auf Initiative des österreichischen Teams zum ersten Mal in Eisenstadt ausgetragen. Spieltage sind Dienstag, 24. Februar (mit Eröffnungsfeier und Einzug der Nationen und Eröffnung durch Weihbischof Anton Leichtfried) und Donnerstag, 26. Februar (mit abschließender Schlusszeremonie) jeweils ab 13 Uhr. Dazwischen wird auch das Stift Melk besichtigt, weiters gibt es täglich Gottesdienste in verschiedenen Pfarren.
Das österreichische Priesterteam hofft auf einen Platz im Mittelfeld. © Diözese St. Pölten / Wolfgang Zarl
Heiliger Luigi als Beistand auf dem Spielfeld
Wenn ab Montag, 23. Februar 220 Priester aus 16 Nationen in St. Pölten um den Europameister-Titel kicken, könnte es sein, dass sie ihre Hoffnungen nicht nur auf das eigene Können setzen, sondern auch auf den heiligen „Luigi“. Denn seit 2010 wird Aloisius „Luigi“ Scrosoppi als Schutzpatron der Fußballer gehandelt. Die Initiative dazu stammt – genauso wie die Fußball-EM der Priester auch – aus Österreich: Zwei findige Kärntner Manager haben sich 2010 die Frage gestellt, welcher Heilige eigentlich für Weh und Ach der Kicker zuständig ist. Eine Recherche bei der Universität Jena, die an ihrem Ethik-Institut ein besonderes Projekt für Ethik und Sport unterhält, ergab, dass die kickende Welt bis dato noch gänzlich ohne himmlischen Beistand war.
Aus rund 13.000 Heiligen haben die Kärntner Walter Walzl und Manfred Pesek daraufhin nach jenen Heiligen gefahndet, die in besonderer Weise mit den Tugenden aufrechten Kickens – Teamgeist, Fairness und Ausdauer – vereinbar schienen. Fündig wurde man schließlich bei Aloisius Scrosoppi (1804-1884), einem Franziskanermönch, der sich für die Jugend und speziell für Waisen und benachteiligte Kinder einsetzte. "Arbeite, leide, schweige" lautet sein Wahlspruch – wer mag da nicht an die schmerzverzerrten Gesichter stürzender Fußballer in Zeitlupe denken. 1981 wurde er von Papst Johannes Paul II. zunächst selig und 2001 heiliggesprochen.
Die Idee fiel offenbar auf fruchtbaren Boden: So wurde nach Anfragen beim päpstlichen Rat für die Laien und in Abstimmung mit der Heimatdiözese des Heiligen, der Diözese Udine, eine eigens angefertigte Statue des Heiligen in der Pfarre Pörtschach am Wörthersee aufgestellt und gesegnet. Seitdem kann man in der Pfarre bei der Statue des Heiligen verweilen und um den entscheidenden Steilpass bitten.
Zu so viel Sportsgeist passt allerdings nicht ganz die ökonomische Seite des neuen Patron: So hat sich Manfred Pesek – ehemaliger Marketingleiter einer Klagenfurter Bank – damals gleich auch die Markenrechte schützen lassen und nach Kooperationen mit Brauereien und Softdrinkfirmen gesucht.
Ob „Luigi“ sich tatsächlich auch am Spielfeld als Heiliger gegen Blutgrätschen und Schwalben bewährt, wird sich in den nächsten Tagen in St. Pölten zeigen ...
Quellen: Kathpress / Linzer KirchenZeitung / Diözese St. Pölten (be)