Findiger Turmeremit in Linz und Wien
173 EremitInnen – eine Sehnsucht
Am Freitag, 28. November 2008 zog die erste Eremitin in die Türmerstübe des Linzer Mariendoms ein. Am Freitag, 20. Februar 2015 wird der 173. Eremit die 395 Stufen hinaufsteigen, um 8 Tage in Stille zu verbringen und in 68 Metern Höhe in die eigene Tiefe zu gehen. So unterschiedlich die EremitInnen sind, sie haben alle die gleiche Sehnsucht: abseits des Alltags in die Stille gehen und sich selbst begegnen. Inkludiert sind volle Verpflegung aus der Küche des Hotels Kolping, spirituelle Begleitgespräche mit erfahrenen BegleiterInnen und ein atemberaubender Blick über Linz.
Blick vom "Balkon" der Türmerstube. © Diözese Linz
In der Fastenzeit, in der Sommerzeit und im Advent steht die Türmerstube jeweils eine Woche für EremitInnen offen. Die Nachfrage ist seit den Anfängen im Jahr 2008 ungebrochen – für Jahr 2015 ist die Türmerstube mehr oder weniger ausgebucht. Fällt jemand aus, kann jemand von der Warteliste nachrücken. Das Projekt „Turmeremit“ zählt damit zu den nachhaltigsten und erfolgreichsten Projekten der Kulturhauptstadt Linz09.
Modell der Türmerstube im Linzer Mariendom. © Tollerian
Die Türmerstube im Mariendom wurde im 2. Weltkrieg eingebaut und wahrscheinlich als Beobachtungsposten genützt, um etwaige Bombentreffer schneller lokalisieren zu können und Hilfe zu koordinieren. Mit Ende des Krieges geriet auch das Zimmer am Turm in Vergessenheit. Für das Projekt „Turmeremit“ wurde ihm neues Leben eingehaucht. Ausgestattet ist die 8 m2 große Türmerstube mit Toilette, Waschbecken, Kochnische, einem Bett und einer kleinen Handbibliothek.
Die Türmerstube im Linzer Mariendom. © Diözese Linz
Informationen:
DomCenter
Herrenstraße 36, 4020 Linz
Tel.: 0732 94 61 00
E-Mail: domcenter@dioezese-linz.at)
Ein Teil der 395 Stufen, die in die Türmerstube führen. © Tollerian
Linzer Eremit auf „Abwegen“
Projektinitiator Hubert Nitsch, Kunstreferent und Diözesankonservator der Diözese Linz, zieht es ab Freitag, 20. Februar 2015 wieder in luftige Höhen, diesmal allerdings in Wien. Er wird eine Woche lang als Eremit im Setting der Ausstellung „Mazzocchio – Mazzocchio“ von Gabriele Rothemann und Roman Pfeffer in den Blickle Raum einziehen. Der Blickle Raum Spiegelgasse befindet sich im obersten Stockwerk eines von Otto Wagner erbauten Hauses am Graben mit Blick zum Stephansdom und ist aufgrund seiner Lage somit ein idealer Eremitenort.
Eremit Hubert Nitsch, hier in der Linzer Türmerstube. © Diözese Linz
Die Ausstellung, in der Turmeremit Nitsch wohnt, umfasst Arbeiten, die eine Referenz zu den Mazzocchio von Paulo Uccello als Bezugspunkt haben. Durch ihn wurde der Mazzocchio ein Motiv der Kunstgeschichte. Paulo Uccello beschäftigte sich sein gesamtes Leben lang mit der Form des Mazzocchios als mathematisches Objekt und mit seiner perspektivischen Darstellbarkeit, im Speziellen mit dem Licht- und Schattenspiel. Der schwarz weiße Mazzocchioring taucht in seinen Fresken als Kopfbedeckung und als Halsreifen auf. Dieses Motiv der Kunst- und Kulturgeschichte wird von Gabriele Rothemann und Roman Pfeffer aufgegriffen, der Zustand verändert und neu interpretiert.
Der Turmeremit wird sich in dieser Woche mit dem Eremitendasein im 15. Jahrhundert beschäftigen. Das ist genau die Zeit, in der die Arbeiten von Paulo Uccello ihren Ursprung haben. Der Turmeremit verlässt den Raum nie und wird von außen versorgt.
Der Turmeremit Hubert Nitsch lädt täglich von Freitag, 20. Februar bis Freitag, 27. Februar 2015 zwischen 17.00 und 19.00 Uhr zum Gespräch über das Eremitendasein ein, bei dem Interessierte herzlich willkommen sind.
Blickle Raum Spiegelgasse
Spiegelgasse 2, Dachgeschoß
1010 Wien
täglich von Fr., 20.2. – Fr., 27.2.2015
zwischen 17.00 und 19.00 Uhr
Kontakt:
0699 12 26 86 56
http://goo.gl/maps/h8gvv
http://www.linzwiki.at/wiki/Turmeremit/#Projekt
Roman Pfeffer / (be)