Donnerstag 26. Dezember 2024

Medizin-Ethiker warnt vor industriellem Denken in Spitälern

Dr. Giovanni Maio fordert bei seinem Vortrag an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz mehr Zeit und Aufmerksamkeit für Patienten.

Dr. Giovanni Maio fordert bei seinem Vortrag an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz mehr Zeit und Aufmerksamkeit für Patienten.

Der international renommierte Medizin-Ethiker Dr. Giovanni Maio aus Freiburg hat bei einem Vortrag an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität in Linz vor industriellem Denken in den Spitälern gewarnt. Der Kostendruck der Krankenhausträger werde auf die Ärzte abgewälzt, wodurch sich die Medizin immer mehr vom Patienten weg bewege. Der Patient werde so zum Gegenstand, kritisierte Maio und merkte an, „dass sich Krankenhäuser vielfach Ärzte aussuchen, mit denen sie gute Zahlen machen können“.

Bei Spitalsreformen sei oft davon ausgegangen worden, die Medizin könne genauso wie industrielle Prozesse strukturiert werden. „Leider der falsche Ansatz“, meint Maio. Seiner Ansicht nach erfahren junge Mediziner mitunter bei Dienstantritt in einem Spital, dass Sorgfalt als potentielle Verschwendung gelte. Belohnt werde der, der möglichst viele Patienten durchschleuse. „Junge Ärzte kommen mit guten Dispositionen – und sehen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, den Betrieb aufzuhalten. So wird Medizin reduziert auf den Vollzug.“ Maio spricht wörtlich von einem „Salonfähig werden der inneren Teilnahmslosigkeit“. Leidtragende seien die Patienten, für die nicht mehr genug Zeit aufgewendet werden könne.

Medizin sei Fürsorge für den Menschen. Giovanni Maio fordert ein Umdenken in der Medizin und nennt als wichtigste Punkte:

  1. Ärzte brauchen Zeit – und Autonomie, um über diese zu verfügen. Die Heilkräfte wissen selbst am besten, was gut für den Menschen sei.
  2. Mehr Aufmerksamkeit für Patienten. Ein guter Arzt sei einer, der hinhört.
  3. Eine Medizin des Sprechens. Ärzte brauchen dialogische Bereitschaft, um Verunsicherung beim Patienten zu vermeiden.
  4. Begegnungszeit statt Durchschleusen von kranken Körpern
  5. Vertrauen. Ist nicht gleichzusetzen mit Verlässlichkeit. Vertrauen ist mehr als Sachkenntnis.
  6. Medizin als Kultur der Hoffnung. Es gehe darum, dem Patienten Mut zu machen, ihn zu ermuntern, Hoffnung zu geben. „Wir werden schon einen Weg finden.“
  7. Liebe zum Patienten. Man kann nur helfen, wenn man Wertschätzung zum Ausdruck bringt. Anstelle von Gleichgültigkeit. „Du bedeutest uns etwas. Es ist gut, dass Du lebst.“

Studiendekan Univ.-Prof. Dr. Christoph Niemand, Univ.-Prof. Dr. Giovanni Maio, Primarius Dr. Wolfgang Pumberger, Rektor Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber

Studiendekan Univ.-Prof. Dr. Christoph Niemand, Univ.-Prof. Dr. Giovanni Maio, Primarius Dr. Wolfgang Pumberger, Rektor Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber

Foto: © KTU Linz

 

Rund 200 Gäste, darunter das „Who is who“ der Linzer Ärzteschaft, waren zum Vortrag an die KTU Linz gekommen. Medizinethische Fragestellungen gewinnen nicht zuletzt im Zuge der Gründung einer medizinischen Fakultät und der Einführung eines Medizinstudiums in OÖ wachsende Bedeutung in Ausbildung und ärztlicher Praxis. Die Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz, die derzeit durch die Einrichtung zusätzlicher Professuren unter anderem den Fachbereich Ethik und Praktische Philosophie massiv ausbaut, hatte den international renommierten Medizinethiker Univ.-Prof. Dr. Giovanni Maio, Ordinarius an der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs Universität Freiburg, auf Anregung einer Gruppe engagierter Mediziner um Primarius Dr. Wolfgang Pumberger, Kinderchirurg an der Landesfrauen- und Kinderklinik in Linz, zu Vortrag und Diskussion an die KTU Linz eingeladen.

 

 

Univ.-Prof. Dr. med. Giovanni Maio. Curriculum vitae.

 

Abgeschlossene Studien der Philosophie und Medizin. Langjährige internistisch-klinische Tätigkeit. Habilitation für Ethik in der Medizin. Nach mehreren Rufen auf Lehrstühle in Bochum, Aachen und Zürich seit 2005 Ordinarius für Bioethik/Medizinethik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau.

2002 Berufung in die Zentrale Ethik-Kommission für Stammzellenforschung durch die deutsche Bundesregierung. Direktoriumsmitglied des Interdisziplinären Ethik-Zentrums Freiburg. Mitglied verschiedener überregionaler Ethikkommissionen und Ethikbeiräte. Mitglied des Ethik-Beirates der Malteser Deutschland. Mitglied des Ausschusses für ethische und juristische Grundsatzfragen der Bundesärztekammer. 2010 Berufung zum bioethischen Berater der Deutschen Bischofskonferenz.

 

Eder, Hermine, KTU (mk)

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