Bischof und Landeshauptmann: Oberösterreich geht den Weg des Miteinander
Bischof Schwarz: „Nur Im Gespräch können Ängste abgebaut werden“
Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz unterstrich den Auftrag der Kirche, sich jener Menschen anzunehmen, die Hilfe brauchen. „Im Matthäus-Evangelium lesen wir: ‚Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.‘ Konkret sind das auch Flüchtlinge, die wegen Krieg und Terror aus ihrer Heimat fliehen mussten.“ Die Aufnahme der Flüchtlinge löse bei manchen Menschen Verunsicherung und Angst aus; es brauche daher eine gute Grundlage für Gespräche und Diskussionen mit der Bevölkerung vor Ort und für ein gegenseitiges Kennenlernen. „Mir sind viele Beispiele in Oberösterreich bekannt, wo dies hervorragend gelingt“, so Schwarz. Zu Bewegungen wie Pegida betonte der Bischof: „Es greift zu kurz, alle Sympathisierenden in Diffamierungen zu verunglimpfen. Es ist wichtig, dass Kirche und Gesellschaft die Sorgen dieser Menschen ernst nehmen. Aber es muss auch klar gesagt werden, dass Ausgrenzung, Vereinfachungen, Schuldzuweisungen und Demonstrationen keine Probleme lösen. Nur im Dialog und mit der Bereitschaft zum Miteinander können Ängste abgebaut werden.“ Schwarz berief sich auf das Konzilsdokument „Nostra aetate“, in dem es heißt: „Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Abbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. (...) Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht.“
Landeshauptmann Pühringer: "Extremismus hat in OÖ keinen Platz"
"Integration wird in Oberösterreich großgeschrieben. Für uns gilt die Maxime "Miteinander statt gegeneinander". Wir wollen hinhören und in den Dialog treten, aber nichts schönreden", stellt Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer anlässlich der bevorstehenden Pegida-Demonstration in Linz am Wochenende eindeutig klar.
„Wir wissen heute: Die zunehmende kulturelle und religiöse Pluralität in unserem Land verändert auch das Gefüge unserer Gesellschaft. Diese Vielfalt fordert unsere Gesellschaft heraus. Sie verlangt von uns mit Unterschieden, Brüchen und Konflikten umzugehen. Wir gehen auf Zugewanderte respektvoll zu, fordern aber auch von deren Seite diesen Respekt ein. Insbesondere, wenn es um Staat und Gesellschaft geht. Jeder, der zu uns kommt, muss wissen: Demokratie, Meinungsfreiheit, die Würde jedes Menschen und Gleichstellung der Geschlechter bilden die Grundlage unseres Zusammenlebens und sind für uns nicht verhandelbar.“
Für Landeshauptmann Pühringer ist aber auch eines klar: "Extremismus – egal von welcher Seite er kommt – hat in unserem Land keinen Platz. Dieser ist aufs Schärfste zu verurteilen." In Oberösterreich stehe man für einen Weg des Miteinanders. "Das oberösterreichische Klima, gemeinsame Lösungen zu suchen, gilt im Besonderen auch für den Bereich der Integration", betont Pühringer abschließend.
Oö. Landeskorrespondenz 6. Februar 2015
"Pegida" in Österreich: "Einhellige Ablehnung aller Kirchen"
Eine "einhellige Ablehnung" der "Pegida"-Bewegung durch alle christliche Kirchen in Österreich hat der Pressesprecher der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente", Erich Leitenberger, festgestellt: Der Dialog der Religionen funktioniere in Österreich "so gut wie in keinem anderen europäischen Land", erklärte Leitenberger am 2. Februar gegenüber "Radio Vatikan". Bereits im Vorfeld der am Montagabend durchgeführten erstmaligen Demonstration eines Österreich-Ablegers der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" in Wien sei es deshalb zu einem Schulterschluss der christlichen Kirchen gekommen.
Maßgebliche Vertreter hätten gegen die islamfeindliche Bewegung Stellung bezogen, berichtete Leitenberger. Sie hätten damit zum Ausdruck gebracht, dass es "zweifelsohne keine Lösung" sei, vorhandene Probleme damit zu beantworten, "dass man Ängste schürt und verschiedene Entwicklungen der jüngsten Zeit instrumentalisiert, um Menschen auszugrenzen." An dem "ausgezeichneten" ökumenischen Klima in Österreich sei viele Jahre gearbeitet worden, "man hat stetig versucht, einander auf Augenhöhe zu begegnen".
Als Besonderheit hob der "Pro Oriente"-Sprecher auch die Situation des Dialogs zwischen Christen und anderen Religionen in Österreich hervor. Eine Reihe von Initiativen wie etwa die "intensive Zusammenarbeit der katholischen und der muslimischen Jugend" würden auch mit dem bereits 1912 verabschiedeten Islamgesetz zusammenhängen, das eine Anerkennung der islamischen Glaubensgemeinschaft ähnlich wie jene der christlichen Kirchen und der Israelitischen Kultusgemeinschaft gesichert habe.
(be)