Linzer Diözesanbischof Schwarz nahm an internationaler Tagung für globale Gerechtigkeit teil
An das Sondertreffen der CIDSE-Direktoren mit den Bischöfen der CIDSE-Mitglieder von 21. bis 22. Jänner schloss sich von 22. bis 23. Jänner die reguläre Jahrestagung der CIDSE-Direktoren (Board) an. Bischof Schwarz nahm als Vorsitzender der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) an beiden Treffen teil, Hödl als deren Geschäftsführer. Darüber hinaus ist Hödl seit Jänner 2014 ehrenamtlicher Präsident der CIDSE – als erster Österreicher in der 50-jährigen Geschichte der Allianz.
Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz (hinten Mitte) und Heinz Hödl (vorne Mitte) mit den TeilnehmerInnen der CIDSE-Tagung. © CIDSE
Weltweite Allianz für globale Gerechtigkeit
CIDSE („Coopération Internationale pour le Développement et la Solidarité“) ist der Weltdachverband der katholischen Entwicklungsorganisationen. Ziel ist die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit und die Zusammenarbeit für globale Gerechtigkeit. Als internationale Allianz katholischer Entwicklungsorganisationen umfasst die CIDSE 17 Mitglieder in Europa und Nordamerika. CIDSE wurde 1965 gegründet, um die Aufgaben, die aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil für die Armen und Unterdrückten entstanden sind, zu koordinieren und global für mehr Gerechtigkeit einzutreten. Der Sitz befindet sich in Brüssel.
Die CIDSE bietet ein Forum der Projekt- und Bildungsarbeit und ist zu Schwerpunktthemen gemeinsam mit den Mitgliedern anwaltschaftlich tätig. Die CIDSE tritt insbesondere an Regierungen, Kirchen sowie an internationale Institutionen heran, um sie von Maßnahmen und Strategien für mehr soziale Gerechtigkeit, Wahrung der Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung zu überzeugen. Die Zusammenarbeit der CIDSE erfolgt mit Menschen aller Glaubensrichtungen. Die Mitgliedsorganisationen der CIDSE arbeiten mit lokalen Partnerorganisationen in 118 Ländern und Regionen in Asien, Afrika und Lateinamerika. Die Anliegen und Stimmen dieser Partnerorganisationen im Süden sind zentral für die Arbeit und Ziele der CIDSE. Entscheidend ist auch die Einbeziehung der Kontinentalen Bischofskonferenzen Asiens (FABC), Lateinamerikas (CELAM) und Afrikas (SECAM).
Die Themenbereiche der CIDSE: Finanzierung und Entwicklung, Klimagerechtigkeit, Menschenrecht auf Nahrung, Menschenrecht auf Nahrung, Wirtschaft und die Wahrung der Menschenrechte, Entwicklungspolitik, nachhaltiger Frieden zwischen Israel und Palästina.
Strategische Weiterentwicklung
Die CIDSE-Allianz feiert 2015 ihr 50-jähriges Bestehen. Die staatliche wie nichtstaatliche Entwicklungszusammenarbeit (EZA) hat sich über die Jahrzehnte stets weiterentwickelt. Während zunächst Hilfe und Nothilfe im Mittelpunkt standen, hat sich die entwicklungspolitische Arbeit der Nichtregierungsorganisationen (NGO) stark politisiert. Nahezu alle NGO – wenn auch in verschiedenem Umfang – haben in den letzten Jahrzehnten erheblich in die politische Anwaltschafts- und Kampagnenarbeit investiert. Größere NGO haben zudem ihre finanziellen Möglichkeiten genutzt, um am Aufbau und der Stärkung weiterer entwicklungspolitischer Initiativen und Organisationen mitzuwirken. NGO und Hilfswerke wollen mit professioneller Lobby- und Kampagnenarbeit politische Entscheidungsprozesse dahingehend beeinflussen, dass Armut besser bekämpft wird. Vor allem aber sollen sich politische Entscheidungen nicht negativ auf arme und verwundbare Bevölkerungsgruppen auswirken. Zudem wird auch direkt Druck auf Konzerne ausgeübt, die zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden beitragen.
Bischof Ludwig Schwarz (l.) und Heinz Hödl nahmen als österreichische Vertreter an der Tagung teil. © CIDSE
Viele Etappensiege
Die CIDSE-Partner im Süden haben zum Ende der Apartheid und so mancher Diktatur beigetragen, alternative Politikvorschläge wurden hier und dort aufgegriffen. Die Kampagne „Jubilee 2000“ hat Schuldenerlässe erwirkt, Menschenrechtsansätze wurden verstärkt, Kleinbauern gelten bei internationalen Entwicklungsinstitutionen wieder als wichtige Akteure, das Konzept der Politikkohärenz für Entwicklung wurde aufgegriffen und schließlich wird mehr Finanzmarktregulierung sichtbar und – nach etwa 14 Jahren Lobbyarbeit – im Jahr 2016 vielleicht sogar die Geburt der Finanztransaktionssteuer. Entwicklungspolitische NGO sind im Norden anerkannte Akteure, die konsultiert werden und in Ministerien ein- und ausgehen.
Herausforderungen der Zukunft
Dennoch bleibt viel zu tun, wie CIDSE-Präsident Hödl betont: „Ungleichheiten innerhalb und zwischen den Gesellschaften werden jedoch tiefer, viele Menschen leiden an Hunger. Trotz aller Klimamaßnahmen entstehen mehr Treibhausgase, und weltweit stoßen wir an ökologische Belastungsgrenzen. Die Interessen von Unternehmen haben weiterhin Vorrang vor den Interessen der Menschen und der Bewahrung der Schöpfung.“
Auf diese Entwicklungen hat CIDSE wie auch viele andere NGOs bisher durch den Ausbau von Fachkompetenz in politischen und wirtschaftlichen Fragen sowie von Lobby- und Kampagnenarbeit reagiert. Angesichts der vorherrschenden Systemkrise hat CIDSE beschlossen, an einem alternativen Entwicklungsmodell mitzuwirken. Darüber hinaus soll die themenübergreifende Anwaltschafts-Arbeit noch verstärkt werden, etwa durch Erarbeitung von Positionspapieren und Lobbystrategien in themenübergreifenden Teams und mit neuen Partnern. Dies geschieht bereits beispielsweise zu Fragen von Agrar- und Klimapolitik, Entwicklungsfinanzierung, Bergbau, Steuerflucht sowie Wirtschaft und Menschenrechte.
Die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und damit die Veränderung der Lebensstile soll in den Mittelpunkt von Kampagnen und Aktionen gestellt werden. „Eine moderne Entwicklungszusammenarbeit darf sich nicht mehr nur darauf beschränken, die Einkommensarmut zu überwinden. Vielmehr muss sie Beiträge zu vielfältigen Entwicklungsherausforderungen wie Klimawandel, Ungleichheit und Sicherheit leisten“, so Hödl.
„Angesichts dieser enormen globalen Herausforderungen ist der gemeinsame Einsatz für eine lebenswerte Zukunft aller auf unserem Planeten ein Gebot der Stunde. Daher werde ich diese Themen bei der nächsten Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz einbringen“, erklärte Bischof Ludwig Schwarz, zuständiger Referatsbischof der Österreichischen Bischofskonferenz. Bischof Schwarz drückte seine Hoffnung aus, dass die Stimme der CIDSE bei den Verantwortlichen in Europa und auf der ganzen Welt Gehör finden möge.
Bischof Ludwig Schwarz (l.), KOO-Vorsitzender, und KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl bei der CIDSE-Tagung in den Niederlanden. © CIDSE
(be)