Sonntag 22. Dezember 2024

Österreichs Christen beten um Einheit der Kirchen

Kardinal Schönborn, Bischof Bünker und Metropolit Kardamakis feiern am 28. April 2014 mit Parlamentariern aller im Nationalrat vertretenen Parteien Gottesdienst.

Von 18. bis 25. Jänner 2015 findet die "Weltgebetswoche für die Einheit der Christen" statt. Während der Gebetswoche kommen weltweit Christen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten. Internationales Leitthema der Woche ist heuer eine Stelle aus dem Johannes-Evangelium: Gib mir zu trinken (Joh 4,7).

Es geht in dem Text um die Begegnung zwischen Jesus und der samaritanischen Frau. Der Themenvorschlag stammt aus Brasilien. Die biblische Geste, jedem, der kommt, Wasser zu geben, ist ein Zeichen des Willkommens und der Gastfreundschaft, das in allen Regionen Brasiliens üblich ist.

 

Die Ursprünge der Weltgebetswoche gehen bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Seit 1968 werden die Themen und Texte für die Gebetswoche vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, WKR) veröffentlicht. Die Grundtexte für die Weltgebetswoche stammen jedes Jahr aus einem anderen Land; heuer aus Brasilien.

In Österreich sind in den acht Tagen zahlreiche Veranstaltungen in allen Diözesen vorgesehen. Der traditionelle zentrale Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zur Weltgebetswoche findet am Freitag, 23. Jänner, um 18 Uhr in der Baptistengemeinde (Mollardgasse 35, 1060 Wien) statt. Die Predigt bei dem Gottesdienst, den der ÖRKÖ seit 1959 jährlich veranstaltet, hält heuer der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis).

Kardinal Christoph Schönborn lädt am 21. Jänner die Spitzenrepräsentanten der christlichen Kirchen in Österreich zum traditionellen Ökumenischen Empfang. Dieser beginnt um 17 Uhr mit einer Ökumenischen Vesper in der Wiener armenisch-apostolischen Kirche (Kolonitzgasse11, 1030 Wien). Der anschließende Empfangs für geladene Gäste findet im Erzbischöflichen Palais statt.

 

 

Ökumenischer Gottesdienst im Linzer Mariendom

 

In Linz findet der ökumenische Gottesdienst zur Weltgebetswoche am 22. Jänner um 18.30 Uhr im Linzer Mariendom statt. Am Gottesdienst nehmen Vertreter der Altkatholischen Kirche, der Baptistengemeinde, der Evangelischen Kirche AB und HB, der Evangelisch-methodistischen Kirche, der Koptisch-orthodoxen Kirche, der Römisch-katholischen Kirche, der Rumänisch-ordthodoxen und der Serbisch-orthodoxen Kirche teil. Die Predigt hält Pfarrer Dr. Sorin Bugner von der rumänisch-orthodoxen Kirche. Im Anschluss gibt es im Pfarrsaal der Dompfarre (Herrenstraße 26) Möglichkeit zu Begegnung und Austausch.


Ökumenischer Gottesdienst im Jänner 2012 in der Linzer Methodistenkirche

Ökumenischer Gottesdienst 2012 in der Linzer Methodistenkirche. © Diözese Linz

 

Stichwort "Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich"


Der "Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich" (ÖRKÖ) besteht seit 1958. Dem ÖRKÖ gehören derzeit 16 Kirchen an: "Volle Mitglieder" sind Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-orthodoxe Kirche und der Bund der Baptistengemeinden sind "Mitglieder mit beratender Stimme". Eine Reihe weiterer Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus.

Der Ökumenische Rat der Kirchen ist ein Gremium, in dem christliche Kirchen zusammenkommen, um Themen zu beraten, die alle gemeinsam betreffen; etwa den Religionsunterricht oder generell das Verhältnis von Kirche und Staat. Er ist zudem die Stimme, mit der die Kirchen dann sprechen, wenn deutlich zum Ausdruck kommen soll, dass trotz aller konfessioneller Unterschiede und Kontroversen die christlichen Kirchen durch eine gemeinsame und tragfähige Basis verbunden sind.

Die ÖRKÖ-Vollversammlung tritt üblicherweise zwei Mal im Jahr zusammen. Dazwischen führt der Vorstand - der jeweils auf zwei Jahre bestellt wird - die Geschäfte. Aktueller Vorsitzender des Ökumenischen Rates ist seit 1. Jänner 2014 der Superintendent Lothar Pöll von der Evangelisch-methodistischen Kirche.  

Langjährige Tradition

1948 wurde in Amsterdam der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen gegründet, der seinen Sitz in Genf hat. Zehn Jahr später, 1958, fand die Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich statt. Aufgrund des Ökumenischen Direktoriums (1993) konnte auch die römisch-katholische Kirche in Österreich dem ÖRKÖ beitreten. Seit 1. Dezember 1994 ist sie volles Mitglied, nachdem sie vorher schon seit 1970 als Beobachter aktiv und konstruktiv mitgearbeitet hatte.

Im Rat wurden dadurch Kirchen von sehr unterschiedlicher Größe vertreten, ein Problem, das dadurch gelöst wurde, dass sich die Zahl der Vertreter im Rat wohl nach der Größe der jeweiligen Kirche richtet, jede Mitgliedskirche aber mindestens einen, höchstens jedoch zehn Vertreter entsendet.

Der Ökumenische Rat hat weder angestellte Mitarbeiter noch eigene Büroräume. Allerdings stellen die größeren Mitgliedskirchen - insbesondere die Römisch-katholische Kirche und die Evangelische Kirche A.B. - Räume, Einrichtungen und Arbeitsleistungen von Mitarbeitern dem ÖRKÖ für seine Arbeit zur Verfügung.

Gottesdienste, Soziales und Dialog

Seit 1959 veranstaltet der ÖRKÖ alljährlich in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Jänner) einen Gottesdienst: jedes Jahr lädt eine andere Kirche zu dieser Veranstaltung ein und der Prediger gehört jeweils einer anderen Konfession an.

Zum Tag des Judentums (17. Jänner) veranstaltet der ÖRKÖ ebenfalls jährlich einen eigenen Gottesdienst. Seit 2008 gibt es zudem alljährlich im September einen Gottesdienst zu der von einigen Mitgliedskirchen eingehaltenen Schöpfungszeit (1. September bis 4. Oktober). Der ÖRKÖ folgt damit einer Empfehlung der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu (2007).

Von besonderer Bedeutung für die Ökumene war (und ist) das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, das 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist und das nun im Prozess "sozialwort 10+" fortgeschrieben wird. Nach vierjähriger Vorbereitung wurde 2003 ein von allen, den unterschiedlichen Traditionen angehörenden Mitgliedskirchen gemeinsamer Text veröffentlicht, in dem die Kirchen gemeinsam Probleme der Gesellschaft ansprechen und die christlichen Perspektiven dazu deutlich zur Geltung bringen. Es ist kein letztes Wort, sondern eine Einladung an alle, sich den aktuellen Herausforderungen unserer Welt zu stellen und Lösungen zu suchen, die dem Menschen dienen und unsere Welt als Schöpfung Gottes ernst nehmen. Von November 2013 bis November 2014 lief der Prozess "sozialwort 10+". Die Einladung des ÖRKÖ erging an alle Interessierten, sich mit den Themen des Sozialworts auseinanderzusetzen und neue Herausforderungen zu benennen. Die Ergebnisse der Beratungen und Diskussionsveranstaltungen werden weiter behandelt.

Regelmäßig entsendet der ÖRKÖ Delegierte zu den Vollversammlungen der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK/CEC) und des Weltkirchenrates (ÖRK). Regelmäßige Kontakte bestehen zudem zu den Ökumenischen Räten in Europa, insbesondere zu jenen der Tschechischen Republik, der Slowakei, von Ungarn und Polen. Weiters besteht ein enger Kontakt zwischen dem ÖRKÖ und dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Zu einem ökumenischen Erfolgsprojekt ersten Ranges hat sich schließlich die "Lange Nacht der Kirchen" entwickelt. Der ÖRKÖ hat sich an dieser Initiative, die von der Erzdiözese Wien ausgegangen ist, von Anfang an beteiligt. Bis zu 750 Kirchen zwischen Bodensee und Neusiedlersee haben jedes Jahr im Frühsommer in der "Langen Nacht" ihre Tore geöffnet und laden alle interessierten Besucher mit einem bunten Programm zu einem Besuch ein. Alle christlichen Kirchen in Österreich beteiligen sich an der Aktion, die inzwischen auch in einigen Nachbarländern durchgeführt wird.

 

www.oekumene.at

 

 

 ÖRKÖ-Vorstand 2014-2017 (v. l.): Bischof Manfred Scheuer, Mag. Erika Tuppy, Superintendent Lothar Pöll, Bischof Johannes Okoro, Prof. Erich Leitenberger, Bischof Michael Bünker.

ÖRKÖ-Vorstand 2014-2017: V. l: Bischof Manfred Scheuer (römisch-katholische Kirche), Mag. Erika Tuppy (reformierte Kirche), Superintendent Lothar Pöll (methodistische Kirche), Bischof Johannes Okoro (altkatholische Kirche), Prof. Erich Leitenberger (Pressesprecher), Bischof Michael Bünker (lutherische Kirche). © Uschmann

 

 

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