Sozialwort 10+: Kirchen setzen soziale Schwerpunkte
Die Schwerpunkte sind das Ergebnis des Diskussionsprozesses "Sozialwort 10+". Seit Herbst 2013 haben dazu Engagierte aus den 16 Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRKÖ) und darüber hinaus in Lesekreisen, Konferenzen und Dialogveranstaltung über soziale Grundsatzfragen diskutiert und diese schlussendlich zu jenen fünf Schwerpunkten zusammengefasst. Abgeschlossen wurde dieser Prozess am Mittwochnachmittag, 3.12. 2014 im Wiener Albert Schweitzer-Haus im Rahmen einer Dialogkonferenz unter dem Motto "Nägel mit Köpfen machen".
Sozialwort aktualisieren
Alle im ÖRKÖ vertretenen Kirchen waren am 2003 veröffentlichten "Ökumenischen Sozialwort" beteiligt, das nun im Rahmen der Initiative "Sozialwort 10+" aktualisiert werden sollte. Die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksoe) war mit der Koordination des Gesamtprojektes beauftragt. ksoe-Direktorin Magdalena Holztrattner sprach nun von einem "besonders intensiven Jahr": In mehr als 60 Lesekreisen und bei drei Dialogveranstaltungen habe man sich kritisch mit den Ideen des Sozialworts auseinandergesetzt, diese weitergedacht und in die heutige Zeit übertragen. Nun sei es an der Zeit "Nägel mit Köpfen zu machen" und konkrete Vorschläge zu machen, wie die Kirchen in Zukunft ihrer sozialen Verantwortungen nachkommen sollen, so Holztrattner. Sie überreichte die Ergebnisse an den ÖRKÖ-Vorsitzenden Superintendent Lothar Pöll.
Pöll betonte bei der Übergabe, dass sich der ÖRKÖ "mit höchster Professionalität" der Vorschläge annehmen werde. Für den Frieden brauche es zuerst einmal Gerechtigkeit und einen Ausgleich zwischen Arm und Reich. Deswegen seien die Schwerpunkte "gut gewählt". Die Erde gehöre Gott und nicht den Konzernen oder Banken, so Pöll.
Neben Pöll nahmen an der Dialogkonferenz u.a. auch der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der reformierte Superintendent Thomas Hennefeld, der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz, die evangelische Oberkirchenrätin Hannelore Reiner, der emeritierte lutherische Bischof Herwig Sturm sowie der emeritierte methodistische Superintendent Helmut Nausner teil.
Beitrag zum sozialen Zusammenhalt
Metropolit Arsenios betonte in seinem Impulsreferat, dass die Kirchen in der heutigen Zeit mehr denn je aufgefordert seien, ihren Beitrag zum sozialen Zusammenhalt zu leisten. Dies sei auch eine zentrale Botschaft des Evangeliums, so der Metropolit. Besonders in Bezug auf Gottes Schöpfung seien die Kirchen in einer großen Verantwortung. "Gott hat den Menschen die Schöpfung geschenkt, deswegen ist es die Pflicht eines jeden Christen sich für den Erhalt dieser Schöpfung einzusetzen", sagte der Metropolit.
Superintendent Hennefeld bezeichnete den Prozess "Sozialwort 10+" als "alternativlos". Wenn die Kirchen ihrem prophetischen Auftrag nachkommen sollen, müssten sie ein kritisches Auge auf die aktuellen Probleme werfen und, wenn es nötig sei, auch in Widerstand gegenüber Politik und Wirtschaft treten. Die Menschen hätten auf der Welt nur eine große Aufgabe, nämlich Gott und seiner Schöpfung zu dienen. Diese Botschaft müssten die Kirchen auch in Zukunft verkünden, forderte der reformierte Superintendent.
Bei der nächsten ÖRKÖ-Vollversammlung im kommenden Frühjahr werden die eingebrachten Schwerpunkthemen diskutiert. Auf Basis dessen will der ÖRKÖ eine "Weichenstellung" für das Vorgehen der christlichen Kirchen in Österreich in Bezug auf ihre soziale Verantwortung in den nächsten Jahren vornehmen.
O-Töne von der Veranstaltung
gec, Kathpress