5. Dezember: Internationaler Tag des Ehrenamts
Katholische Frauenbewegung: Neuverteilung von Erwerbsarbeit, privater Sorgearbeit und Ehrenamt
Eine gerechte "und damit auch geschlechtergerechte" Verteilung von Erwerbsarbeit hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) anlässlich des Internationalen Tags des Ehrenamtes (5. Dezember) gefordert. Ehrenamtliche Arbeit sei für Frauen wie Männer nur dann leistbar, wenn sie über ein existenzsicherndes Einkommen aus einer Erwerbsarbeit verfügen, wies kfbö-Vorsitzende Barbara Haas am Donnerstag hin. Ein Erfolgsrezept, wie die Erwerbsarbeit in Österreich aus ihrer "extremen Ungleichverteilung" herauskäme, sieht die Frauenbewegung in einer Neuverteilung - "etwa in Form einer generellen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, unter Berücksichtigung des Geschlechteraspekts".
"Ehrenämter sind keine reine Frauensache", erklärte Haas dazu, "genauso wenig wie Teilzeitarbeit". Ziel der kfbö sei es, "dass der Zugang zu Ehrenamt wie existenzsichernder Erwerbsarbeit Frauen wie Männern gleichermaßen möglich ist". Österreich liege beim Ausmaß an Überstunden und der Ungleichverteilung von Arbeitszeit derzeit europaweit im Spitzenfeld. Nach wie vor funktioniere die Arbeitsgesellschaft nach dem tradierten Modell: Männer arbeiten Vollzeit und machen Überstunden, Frauen "verdienen dazu". Die Frauenbewegung verwies auf Studien, wonach viele Teilzeitkräfte gerne mehr, häufig mit Überstunden belastete Vollzeitbeschäftigte gerne weniger arbeiten würden.
Ein Ausweg wäre laut kfbö die Verkürzung der Normalarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Sie wäre zugleich Voraussetzung für eine geschlechtergerechte Verteilung von Erwerbsarbeit sowie von "freier Zeit" für Ehrenamt oder auch private Sorgearbeit.
Appell an die Gewerkschaften
Die Katholische Frauenbewegung möchte für dieses Anliegen die Gewerkschaften ins Boot holen. Diese mögen sich "von überkommenen Modellen der Arbeitsgesellschaft lösen" und für eine Arbeitszeitverkürzung eintreten, so der Appell. "Die Gewerkschaften könnten damit an ihre historischen Errungenschaften der schrittweisen Reduzierung von Arbeitszeit anschließen", sagte Haas.
Um Räume für ehrenamtliches Engagement und andere Tätigkeiten außerhalb der Erwerbsarbeit sicherzustellen, brauche es aber noch weitere Maßnahmen und Veränderungen in der Gesellschaft. Haas nannte als Beispiele die Sicherstellung von sozialer Infrastruktur, Bildung und leistbarer Mobilität durch den Staat. Zu erwägen sei überdies die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.
Wie sehr auch die katholische Kirche in Österreich auf ehrenamtliches Engagement von Frauen angewiesen ist, belegte die kfbö mit Zahlen aus dem Jahr 2007: Die damals geleisteten knapp zehn Millionen kostenlose Arbeitsstunden würden bei einem Stundenlohn von nur sieben Euro einem Einkommenswert von 68 Millionen Euro entsprechen.
Jugend Eine Welt: Mehr Förderung für Auslandseinsätze gefordert
Mehr politische Wertschätzung und Unterstützung für Freiwilligenarbeit im Ausland hat das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" zum "Tag des Ehrenamtes" (5. Dezember) gefordert. Wer sich im Ausland freiwillig engagiert, müsse dafür derzeit einen viel zu hohen Eigenmittelanteil aufbringen, was Menschen mit geringem Einkommen benachteilige. Auch bei Rahmenbedingungen wie etwa Beratung, Vorbereitung und Versicherungen bestehe Aufholbedarf, so der "Jugend Eine Welt"-Vorsitzende Reinhard Heiserer in einer
Aussendung vom Mittwoch.
Freiwillige Einsätze seien "Zeitspenden, die nicht hoch genug eingeschätzt werden können", so Heiserer. Freiwillige Auslandseinsätze bezeichnete der Vorsitzende darüber hinaus als "gute Investition in die Zukunft, denn sie fördern Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. Die Rückkehrenden bringen zudem wertvolle Erfahrungen in die österreichische Gesellschaft ein und engagieren sich häufig im sozialen Bereich."
"Jugend Eine Welt" führt seit März 2013 den Zweigverein "Eine Welt Arbeit", der sich der professionellen Organisation und Abwicklung von Freiwilligeneinsätzen für Erwachsene mit Berufserfahrung widmet. Initiative des Hilfswerks - gemeinsam mit den Salesianern Don Boscos - ist auch der Verein "Volontariat bewegt", der jugendlichen Freiwilligen und Zivilersatzdienern einen ehrenamtlichen Einsatz in Hilfsprojekten für benachteiligte Kinder in Afrika, Asien oder Lateinamerika ermöglicht.
Insgesamt gibt es in Österreich 3,3 Millionen Ehrenamtliche, von denen laut einer vom Sozialministerium in Auftrag gegebenen IFES-Studie zwei Drittel im Berufsleben stehen. Das Engagement beträgt durchschnittlich vier Stunden pro Woche. Insgesamt erspart
sich der Staat durch die Tätigkeit der Freiwilligen rund 6,6 Milliarden Euro.
Landeshauptmann Pühringer: Dank an alle, die unverzichtbare Dienste für die Gesellschaft leisten
Aus Anlass des internationalen Tages des Ehrenamtes dankt Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer allen LandesbürgerInnen, die unentgeltlich, aber unverzichtbar für das Gemeinwesen arbeiten.
Das Ehrenamt hat in Oberösterreich viele Gesichter. Die größten Tätigkeitsfelder sind die Bereiche Sport, Kultur und Kirche/Religion. In jedem dieser drei Bereiche sind rund 200.000 Landsleute tätig. „Entscheidend für mich ist, dass die Arbeit der rund 600.000 freiwilligen Helfer in Oberösterreich nicht unbedankt bleibt. Jede und jeder Einzelne, der freiwillig arbeitet, hat das Recht auf entsprechende Wertschätzung und den Dank der Öffentlichkeit“, so Pühringer.
Frauen dominieren in den familienbezogenen und sozialen Bereichen: Gesundheit, Pflege (70,5 Prozent Frauenanteil), Selbsthilfewesen (65,8 Prozent), Kirche/Religion (49,2 Prozent). Dagegen dominieren die Männer naturgemäß bei der Freiwilligen Feuerwehr (87,6 Prozent).
In jungen Jahren werden die Freiwillige Feuerwehr (30,4 Prozent), das Rettungswesen (34,4 Prozent) und Jugendarbeit (32,8 Prozent) favorisiert. Auch der kulturelle Bereich (26 Prozent) ist bei jungen Leuten ein beliebtes Betätigungsfeld. Im Gesundheits- und Pflegebereich (51,6 Prozent) und im Selbsthilfewesen (47,3 Prozent) sind es überproportional häufig ältere Menschen, die ehrenamtliche Dienste leisten. Auch der kirchlich-religiöse Bereich (39 Prozent) und der Bereich Geselligkeit (41 Prozent) und Bürgerinitiativen (41 Prozent) sind bevorzugte Tätigkeitsfelder der Generation 50+.
24 Prozent der Menschen, die derzeit keine ehrenamtliche Funktion ausüben, signalisieren eine grundsätzliche Bereitschaft zur Übernahme einer Aufgabe.„Hier haben wir noch Potenzial nach oben, um die bei uns bereits gelebte Kultur des Dienens und Helfens weiter auszubauen“, so Pühringer.
Jeder, der sich besonders engagiert, verdient nicht nur besondere Dankbarkeit, sondern auch die nötige Sicherheit. Gemeinsam mit der Oberösterreichischen Versicherung hat das Land Oberösterreich daher im Jahr 2011 einen Schutzschirm für ehrenamtlich Tätige mit einem Haftpflichtschutz bis zu 2 Millionen Euro und einer Unfallversicherung bis zu 75.000 Euro eingerichtet. Mit dieser kostenlosen Versicherung wird eine wichtige Lücke für die Ehrenamtlichen im Land geschlossen. Damit wurde ein Sicherheitsnetz geschaffen, das soziale Härtefälle vermeiden soll, wenn keine anderen Versicherungen greifen.
Stellvertretend für die rund 600.000 ehrenamtlich Tätigen in Oberösterreich dankt LH Dr. Pühringer Susanne Kirchmayr und Christoph Reichl vom Roten Kreuz, Dienststelle Traun, für das freiwillige Engagement. © Land OÖ / Heinz Kraml
(be)