KHG im Gespräch mit Rudi Anschober
LR Rudi Anschober (Mitte) bei einem Gespräch in der Katholischen Hochschulgemeinde © KHG
„Ich habe Freude daran, Politiker zu sein. Es bedeutet für mich, zuzuhören und aufeinander zuzugehen, dann können neue Lösungen entstehen. Das ist nicht immer einfach, aber im Regelfall lohnend. Politik soll Mut machen, dass sich Betroffene engagieren“, begann Landesrat Anschober sein Gespräch mit Martin Meindlhumer und Johannes Waslmeier, den beiden Vertretern der Katholischen Hochschuljugend (KHJ) Linz.
Das „Genug“ in der politischen Arbeit war dann auch einer der drei Schwerpunkte des Gesprächsabends. Rudi Anschober, oö. Landesrat für Umwelt, Energie, Wasser und KonsumentInnenschutz, hatte 2012 ein Burn-out und zog sich einige Monate völlig aus der Politik zurück: „Ehrlich damit umzugehen war die Voraussetzung für mich, um gesund zu werden. Ich erlebte aber einen sehr solidarischen, wertvollen Umgang mit mir.“ Der Landespolitiker betonte, dass das Berufsbild des Politikers/der Politikerin aus den Fugen geraten sei und es nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Politik selbst ein Umdenken brauche. In Salzburg gibt es durch ein Regierungsübereinkommen schon ein politikfreies Wochenende im Monat, wo keine Politiker zu Veranstaltungen kommen. „Im Nachhinein bin ich froh, weil ich lernen musste, dass man wie im Leben auch in der Politik nichts erzwingen kann, sondern manchmal auch auf den richtigen Zeitpunkt warten muss.“
Anschobers Buch „Besser essen“ und seine Initiativen für ein „Grundprinzip Ernährung“ im Unterricht in Schulen und in Kindergärten führten zum zweiten Schwerpunkt des Abends. „Was ich kaufe und esse, ist eine hochpolitische Entscheidung für Tier, Mensch und Umwelt“, legte der Kochbuchautor dar. Neben dem Ernährungsbewusstsein und der ökonomischen Bedeutung der Ernährung wurde auch der soziale Aspekt von Lebensmittelpreisen diskutiert: „Wir entwickeln uns ernährungstechnisch auf eine Zwei-Klassen-Gesellschaft hin. Aber mit Dumping-Lebensmittelpreisen aus billigster Produktion kann man keine Sozialpolitik ersetzen. Das System stimmt nicht: der Mensch hat ein Recht auf ein menschenwürdiges Einkommen.“
Voll Spannung wurden dann vor allem Anschobers Erklärungen zur Oberösterreichischen Energiewende 2030 aufgenommen. „Man kann nicht einen Hebel umlegen, es sind Hunderte kleine Maßnahmen, die dazu beitragen“, erklärte der Landsrat für Energie. 2030 soll Oberösterreich in den Bereichen Wärme- und Stromerzeugung völlig auf erneuerbare Energieträger umgestiegen sein. Diese politische Entscheidung sei zu Beginn auf große Widerstände einzelner Stakeholder gestoßen. Nach zwei Jahren Diskussion wurde von den InteressenvertreterInnen ein Katalog von 148 Maßnahmen entwickelt. Die drei größten Erfolgsgeheimnisse seien allerdings die Arbeit vor Ort, die Beteiligung der Bevölkerung (es gibt mittlerweile ca. 7.000 – 8.000 aktiv beteiligte BürgerInnen) und die Zusammenarbeit mit den Unternehmen, um einen starken, internationalen Wirtschaftszweig zu entwickeln. Sehr offen und ehrlich berichtete Anschober auch über den Status quo der alle drei Jahre stattfindenden Evaluierung des Energiewende-Prozesses. Auf Kurs sei man beim Ausbau erneuerbarer Energie, Wärme und Strom. Nachbesserungen und Korrekturen brauche es etwa im Bereich der thermischen Sanierungen und in der Abwärmenutzung, so Anschober.
Gegen Ende des Gesprächsabends brachte Landesrat Anschober ein Statement zur Verwaltungsreform: „Wir müssen uns vor allem fragen, wo man Doppelstrukturen abschaffen kann. Die Länder und der Bund müssen sich da zusammensetzen und weiterkommen.“ Was die Vereinfachung in bürokratischen Abläufen angehe, zeige Oberösterreich mit der aktuellen Bescheidkonsolidierung mit der VOEST, wie man einen historisch gewachsenen Bescheid-Dschungel lichten könne.
Als KHJ-Vorsitzender Martin Meindlhumer den Abend schloss, sah man manchen der ca. 40 BesucherInnen an, dass sie gerne noch weiterdiskutiert hätten. Aber entsprechend dem KHJ-Jahresthema GENUG wollte er es nach zwei Stunden des intensiven Gesprächs auch einmal gut sein lassen.
KHG im Gespräch mit Rudi Anschober, v. l.: Johannes Waslmeier (KHG), Landesrat Rudi Anschober, Martin Meindlhumer (KHG) © KHG _ Pressefoto zum Download
(Kath. Hochschulgemeinde / Stampler, ej)