„Ja, ich arbeite in der Kirche“
Zwischen: „Bist du verschroben?! Du arbeitest in der Kirche!“ und: „Ich habe einen kreativen Job, der es möglich macht, meine Talente zu nutzen.“ Selbstbewusstsein ist dann gefragt. Und das Finden der richtigen Worte, um dem Gegenüber klar zu machen: In der Kirche zu arbeiten, hat Vorteile.
Ein Sonntag im Oktober in St. Georgen/Gusen
Als Pastoralassistentin leitet Monika Weilguni eine Wortgottesfeier. Ehrenamtliche haben die musikalische Gestaltung übernommen, die Feier bekommt dadurch eine besondere Note. Am Nachmittag begleitet Monika Weilguni zwanzig AsylwerberInnen bei einem Museumsbesuch − gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Flüchtlingshilfe“ der Pfarre St. Georgen/Gusen. Ausgefüllt ist auch der Abend. Eine Familie trauert um ihren 83-jährigen Vater und Opa. Ein Gespräch ist vereinbart. „Ich höre lange zu, dann suchen wir miteinander Texte und Gebete aus, die beim Abschiednehmen Halt geben mögen“, erzählt sie. Pastoralassistentin zu sein heißt für sie, Menschen in verschiedensten Lebensphasen zu begleiten − ihnen einen Raum für Gottesbegegnung zu eröffnen. Das Einlassen auf Gott, auf Menschen und auf Beziehungen, die stärken, überraschen und fordern, macht ihr Arbeiten aus. Die Arbeit als Pastoralassistentin erlebt sie als erfüllend.
Seelsorge ist: täglich Leben im Zeitraffer
„Man hat jeden Tag – wie im Zeitraffer – das Leben vor sich.“ So beschreibt Mag.a Brigitte Gruber-Aichberger jene kirchlichen Berufe, die, wie der von Monika Weilguni, mit Pastoral und Seelsorge zu tun haben. „Das ist sehr sinnstiftend. Am Abend fragt man sich nicht, was man getan hat und ob das Sinn hatte.“ Gruber-Aichberger ist Leiterin des Bereichs Pastorale Berufe in der Diözese. Attraktiv hält sie seelsorgliche und pastorale Berufe für jene, die gerne mit Menschen zu tun haben – egal, welches Alter das Gegenüber besitzt, welche Profession, welche Lebensumstände. „Gefragt sind persönliche Fähigkeit und sich selbst als Person einzubringen. Das ist herausfordernd und spannend. Es sind Berufe, die viel Gestaltungsspielraum lassen“, sagt Gruber-Aichberger und fügt hinzu: „Flexibilität ist wichtig − sowohl im Sinne von Bereitschaft zur flexiblen Arbeitszeit, als auch im Sinne einer flexiblen Persönlichkeit. Es braucht die Fähigkeit, mit ganz verschiedenen Leuten und Situationen umgehen zu können. Wer selbst zu fixe Bilder vom Leben hat, hat es schwer. Seelsorge ist nicht wie eine Service-Einrichtung mit fixen Angeboten. Sie nimmt die jeweiligen Lebenssituationen der Menschen als Ausgangspunkt und sucht gemeinsam das richtige ‚Angebot‘.“ Eine gesunde Persönlichkeit und verwurzelt sein im Glauben sind Basis für einen seelsorglichen Beruf. Dazu kommen Kommunikationsfähigkeit und Empathie.
Kirchliche Berufe und Berufe in der Kirche sind vielfältig, sinnstiftend und lassen Gestaltungsfreiräume. Beatrix Sulzer: „Ich bin gerne Religionslehrerin, weil ich Freude daran habe, Neugierde zu wecken, positive Erfahrungen weiterzugeben, zum Hinsehen, zur Reflexion und zum Tun anzuregen, gemeinsam zu feiern, Schüler und Schülerinnen in ihrem Sein zu bestärken, von Gott zu erzählen.“ © PHOTOMORPHIC PTE. LTD., Rawpixel - Fotolia
Arbeit in der Kirche: Mensch unter Menschen
Mit mehr als fünftausend MitarbeiterInnen gehört die Diözese Linz zu den größeren ArbeitgeberInnen in Oberösterreich. Dies mag auf den ersten Blick erstaunlich wirken. Doch fasst man alle diözesanen Betriebe zusammen – Caritas (über dreitausend), Diözesanfinanzkammer, Pastoralamt, Bischöfliches Amt, Schulamt – und bedenkt, wo überall in Oberösterreich Menschen im diözesanen Dienst tätig sind, wird die Größe der Diözese als Arbeitgeberin schnell sichtbar. Da sind die Pfarren, die Betriebsseelsorgezentren, die regionalen Kirchenbeitragsstellen, diverse Bildungshäuser, Caritas-Kindergärten und -Einrichtungen, katholische Privatschulen, Beratungseinrichtungen etc.
Gruber-Aichberger hält die Diözese durchaus für eine gute Arbeitgeberin. Einige Argumente davon lassen sich ins Feld führen, sollte man schiefe Blicke ernten, weil man in der Kirche arbeitet: Zum Beispiel die Größe der Diözese. „Dadurch ergeben sich viele Entwicklungsmöglichkeiten. MitarbeiterInnen können von einem Betrieb in den anderen wechseln, ohne Vordienstzeiten zu verlieren“, so Gruber-Aichberger. Als Vordienstzeiten werden MitarbeiterInnen auch Karenzjahre zu hundert Prozent angerechnet. Das Modell „Führung in Teilzeit“ hilft z.B. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. „Und ich finde“, meint Gruber-Aichberger weiter, „wir entlohnen angemessen im Vergleich zu anderen Diözesen oder Sozialberufen.“ Als Dienstgeberin bildet die Diözese Lehrlinge aus. Mit der Katholisch-Theologischen Privatuniversität (KTU) und der Pädagogischen Hochschule (PH) der Diözese stehen hervorragende Ausbildungszentren zur Verfügung. Aber auch die Caritas führt eigene Schulen für Pflege- und Sozialbetreuungsberufe; zwei in Linz und eine in Ebensee.
Berufe und Ausbildungswege
Berufe und Berufungen innerhalb der Katholischen Kirche sind vielfältig. Zum einen gibt es Ordens- und Priesterberufe, zum anderen Berufe für Laien. Viele Berufe stehen Klerikern und Laien offen. Wer überlegt, einen kirchlichen Beruf zu ergreifen, findet einige Berufsbilder vor. Exemplarisch werden vier herausgegriffen und deren Ausbildungswege vorgestellt:
- PastoralassistentInnen werden auf zwei Schienen ausgebildet. Der klassische Weg ist ein Theologiestudium mit anschließendem pastoralen Einführungsjahr. Die zweite Ausbildungsschiene ist berufsbegleitend und für Menschen ab 27 Jahren mit abgeschlossener Berufausbildung. Die Ausbildung läuft über die BPAÖ (Berufsbegleitende Pastorale Ausbildung Österreich). Der praktische Part beinhaltet eine Anstellung in einer Pfarre. Die theoretische Ausbildung dauert zwei Jahre und wird in Seminarwochen durchgeführt.
- JugendleiterInnen benötigen pädagogische und theologische Qualifikationen und Erfahrung in der kirchlichen Jugendarbeit. Die pädagogische Qualifikation wird auf verschiedenen Wegen erworben (LehrerInnenausbildung, Studium der Pädagogik oder Psychologie etc.). Die theologische Qualifikation kann berufsbegleitend nachgeholt werden: durch das Absolvieren des Theologischen Fernkurses; durch ein Bakkalaureatsstudium an der KTU oder an der PH der Diözese Linz. Neu ist seit diesem Studienjahr das Masterstudium Grundlagen Christlicher Theologie an der KTU. Sollten Interessierte Fachtheologie ohne Pädagogik studiert haben, wird eben diese nachgeholt.
- ReligionslehrerIn kann man derzeit noch auf drei verschiedenen Wegen werden: Einerseits durch eine Ausbildung an einer Pädagogischen Hochschule für Religionsunterricht an Pflichtschulen. Andererseits durch ein Studium an einer Theologischen Universtität. Zwei Studienrichtungen können gewählt werden: Selbständige Religionspädagogik oder das Lehramt Religion in Kombination mit einem zweiten Fach. Die ReligionslehrerInnen-Ausbildung wird im Zuge der PädagogInnenbildung Neu allerdings gerade neu gestaltet.
- Wer Priester werden möchte, meldet sich im Priesterseminar, wo ergänzend zum Studium persönliche Spiritualität und menschliche Reife gefördert werden. Das Propädeutikum ist das Einführungsjahr für neu eingetretene Priesterkandidaten. Es dient der Vertiefung in Glauben und Berufung. Mit Seminar und pastoralem Einführungsjahr stellt es die Schritte zur Weihe dar.
Theotag und Berufsinformationsmesse
Der Theotag findet alle zwei Jahre im Priesterseminar Linz statt; der nächste am 27. Februar 2015, 9 bis 13 Uhr. Hier können sich SchülerInnen der beiden letzten Jahrgänge von AHS und BHS einen Einblick verschaffen und Infos zu Ausbildungen und Berufen in der Diözese holen. Auch auf der Berufsinformationsmesse in Wels ist die Diözese jährlich vertreten und informiert über Berufe und Berufungen.
www.dioezese-linz.at/pastoraleberufe
www.dioezese-linz.at/schulamt
www.priesterwerden.at
www.theologischekurse.at
www.ausbildung-sozialberufe.at
Der Artikel erschien in der MitarbeiterInnen-Zeitung "informiert" der Diözese Linz; Ausgabe 11/14. Verfasserin ist Maria Appenzeller, sie führte die Gespräche und Recherchen. (ma)