Kinder, Kinder: neue Theologisch-praktische Quartalschrift
In Gesellschaften, in denen Kinder seltener werden, richtet sich der Fokus umso mehr auf die umsorgte jüngste Generation. Die Diskussionen um adäquate Erziehung schlagen hohe Wellen. Im Kontrast dazu signalisieren unsere Artikel durchgehend Entwarnung: Soziologisch zeigt sich, dass unsere Kinder grundsätzlich behütet aufwachsen.
Pädagoginnen und Pädagogen weisen auf die ohnehin gegebenen Grenzen erzieherischen Handelns hin. Theologischerseits wird betont, dass Kinder per se schon religiös begabt sind.
Im Zentrum die Kinder
Die Kindheitssoziologin Doris Bühler-Niederberger belegt mit interkulturellen Vergleichen anschaulich die Individualisierung von Kindheit in unserer Gesellschaft. Kinder stehen „im Zentrum ihrer kleinen Welt“. Zugleich macht Bühler-Niederberger auf eine erhebliche Gerechtigkeitslücke im Bildungssystem aufmerksam: Nach wie vor hat für eine erfolgreiche Bildungsbiografie die soziale Herkunft mehr Einfluss als schulische Leistungen.
Grundsätzlich anthropologisch setzt der Religionspädagoge Georg Langenhorst an. Er fragt, warum Kinder Religion brauchen, und zeigt die erhebliche Bedeutung auf, die der religiösen Bildung für die Persönlichkeitsentfaltung zukommt.
Inspirierende Kindersicht
Für ein subjektorientiertes Bild von Kindern plädiert Silvia Habringer-Hagleitner, Expertin für Elementarpädagogik. Sie verweist auf die spirituellen Kompetenzen, die Kinder bereits vor ausdrücklich religiösen Sozialisationsprozessen mitbringen. Passend zum Anliegen, Kinder als Subjekte von Theologie zu begreifen, dokumentieren wir Kinderfragen, die im Rahmen eines von Silvia Habringer-Hagleitner wesentlich mitgetragenen Kinder-Uni-Projektes an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz aufkamen. Sie untermauern, wie inspirierend die Sicht von Kindern auf religiöse Grundfragen ist.
Kinderwelten nicht idealisieren
Gegen eine Idealisierung von Kinderwelten, besonders im weltweiten Maßstab, schreiben die Leiterin der Katholischen Sozialakademie Österreichs, Magdalena Holztrattner, und die Armutsspezialistin Paloma Fernandez de la Hoz in ihrem engagierten Artikel zur Kinderarmut an. Armut generell, speziell aber bei Kindern hat viele Dimensionen, Ursachen und Wirkungen. Umso komplexer und notwendiger ist – gerade auch aus Sicht der kirchlichen Soziallehre – ihre wirksame politische Bekämpfung. Die folgenden beiden Beiträge bieten überraschende Wahrnehmungen von Kindheit im christlichen Deutungshorizont.
Kreativ legt der Systematische Theologe Klaus von Stosch die dogmatische Rede von der Inkarnation aus. Er macht deutlich, welche Revolution es für das Gottes- und Menschenbild bedeutet, wenn man mit der zu Weihnachten festlich begangenen Glaubensaussage ernst macht, dass sich der allmächtige Gott in einem hilflosen Kind offenbart.
Zwar sind, wie der Alttestamentler Andreas Kunz-Lübcke zeigt, Kinder nur ein Nebenthema der Heiligen Schriften von Judentum und Christentum. Doch die einschlägigen Konzepte von Kindheit, die sich in der Bibel finden, veranschaulichen, dass sie hier bereits als „Lebensphase mit eigenem Wert“ anerkannt wird.
Theologisch-praktische Quartalschrift
Kagerer, Kreutzer, gec