Naturwissenschaft und Religion – Widerspruch oder Ergänzung?
Nach einleitenden Worten von Superintendent Dr. Gerold Lehner von der Evangelischen Kirche A. B. in Oberösterreich legte Dr. Anton Zeilinger seine Sicht auf die Grenzen der naturwissenschaftlichen Erklärbarkeit dar. Der Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Religion trete nur dann auf, wenn eine der beiden Seiten ihre Kompetenz überschreite. Auf der religiösen Position sei dies oft der Fall, wenn man Gott sozusagen als Lückenbüßer einsetze, das heißt als Erklärung beanspruche oder setze in Fällen, in denen es lediglich um ein Noch-nicht-Wissen gehe. Bei den Naturwissenschaften definierte Zeilinger drei exemplarische Fälle, in denen es Grenzen der naturwissenschaftlichen Erklärbarkeit gibt oder geben kann: der Ursprung der Naturgesetze und Naturkonstanten, die Anfangsbedingungen des Universums und die kausale Beschreibung jedes Einzelereignisses. „Wenn dies tatsächlich grundsätzliche Grenzen der naturwissenschaftlichen Erklärbarkeit sind, dann erhebt sich selbstverständlich die Frage, ob dies die Existenz eines Gottes voraussetzt. Dies ist natürlich stets eine persönliche Entscheidung, deren Beantwortung außerhalb jeder wissenschaftlichen Methode liegen muss“, so Zeilinger. Er trennt hier sehr deutlich zwischen persönlicher und wissenschaftlicher Anschauung: „Ich wurde einmal von einem Journalisten gefragt, ob ich Atheist oder Agnostiker sei. Etwas anderes kam scheinbar gar nicht in Frage. Als Wissenschafter, sagte ich, bin ich Agnostiker, als Mensch – weder, noch!“
Univ.-Prof. Dr. Anton Zeilinger bei seinem Vortrag über Naturwissenschaft und Religion © KHG _ Pressefoto zum Download
Bei seinen abschließenden Worten ging Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz auf die lange Zeit der konfliktreichen Vergangenheit von Kirche und Naturwissenschaften ein und lud dann zum weiteren Austausch beim Buffet ein. Musikalisch gestaltet wurde der Abend von der Pianistin Veronika Lehner und dem Saxofonisten Andreas Demelius. Bei etwa 220 BesucherInnen waren sowohl die Galerie der Katholischen Hochschulgemeinde in Linz als auch der Übertragungsraum davor bestens gefüllt; auf die Veranstaltung folgten intensive Gespräche und einige Diskussionen. Auch Prof. Zeilinger stand noch für Anfragen und Diskussionen zur Verfügung.
Der Tag der Linzer Hochschulen ist eine Veranstaltung der Katholischen Hochschulgemeinde und des Forum St. Severin / Kath. Akademikerverband der Diözese Linz.
V. l.: Univ.-Prof. Dr. Roman Sandgruber (JKU), Univ.-Prof. Dr. Anton Zeilinger, Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz, Hochschulseelsorger Dr. Markus Schlagnitweit, Superintendent Dr. Gerold Lehner © KHG _ Pressefoto zum Download
( Forum St. Severin / Katholische Hochschulgemeinde Linz / ej )