Keine ungetrübte Freude
"Dreißig Jahre nach unserer Gründung als kirchliche Arbeitsloseninitiative sind Einrichtungen wie unsere leider notwendiger als je zuvor", bringt es B7-Geschäftsführer Helmut Bayer bei der 30-Jahr-Feier auf den Punkt, "denn die Arbeitslosigkeit hat einen traurigen Höchststand erreicht."
Von Bischof bis Landeshauptmann
Bischof Dr. Ludwig Schwarz, Bischof em. Dr. Maximilian Aichern, Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer – viele prominente Würdenträger aus Politik und Kirche stellten sich ein. So auch Soziallandesrätin Gertraud Jahn, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger und AMS-OÖ-Landesgeschäftsführerin Birgit Gerstorfer. Wie auch ehemalige Obleuten des Vereins, kamen sie in Gesprächen pointiert zur Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik zu Wort.
Enttäuschte Hoffnungen
Zu bereden gibt es in der Tat genug, wie Nikolaus Dimmel vom Institut für Sozialmanagement an der Universität Salzburg in seinem Festvortrag zur Arbeitswelt und zum Arbeitsmarkt in Österreich angesichts des Strukturwandels der Weltwirtschaftskrise aufzeigte. "In den letzten 30 Jahren ist weder die Phantasie menschenleerer Fabriken noch die Entlastung des arbeitenden Menschen durch Robotik und Automatisierung eingetreten", beschreibt Dimmel. Im Gegenteil zeige sich, dass neue technologische Verfahren die Arbeitslast und den Stress nicht reduzieren würden, sondern bloß verlagern.
Der Druck steigt
Steigende psychische Belastungen sind die Folge. "Seelische Beschwerden verursachen in Österreich inzwischen mehr als 2,4 Millionen Krankenstandstage pro Jahr", bestätigt Helmut Bayer von B7 Arbeit und Leben. Zum Druck auf die Arbeitnehmenden trägt auch die vermehrte Instabilität am Arbeitsmarkt bei. Dimmel: "Jedes zweite Beschäftigungsverhältnis endet binnen Jahresfrist."
Arbeitslosigkeit macht arm
Großen Handlungsbedarf sieht Bayer insbesondere bei der Existenzsicherung von Arbeitslosen. 38 Prozent der Menschen ohne Job seien heute trotz Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe armutsgefährdet. "Österreich hat hier leider eine der niedrigsten Einkommensersatzraten in der EU", bestätigt Dimmel. Durch die Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre ist auf dem Arbeitsmarkt ein Niedriglohnsegment entstanden. "Hier schützt Lohnarbeit nicht mehr vor Armut, sondern führt direkt in sie hinein", wie Helmut Bayer betont: "Arbeitsplätze und armutsfeste Arbeitslosenunterstützungen sind für den sozialen Frieden, Gerechtigkeit und wirtschaftlichen Wohlstand notwendig. Das ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält."
Der Festakt endete mit den Worten der Obfrau Anna Wall-Strasser: "Der Verein B7 und seine MitarbeiterInnen und ehrenamtlichen Vereinsverantwortlichen möchten und werden sich weiterhin dafür engagieren, dass Gesellschaft und Arbeitswelt sich weiterentwickeln. Gute Arbeit für alle bedeutet ganz sicher eine andere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit. Und ich möchte noch ein Wort des Herrn Bischof Ludwig Schwarz aufgreifen und wiederholen: Jeder Mensch hat Wert und Würde, unabhängig von Arbeit und Leistung. Dies gilt es in unserer Gesellschaft immer wieder einzubringen und abzusichern."
B7 hilft mit Rat und Tat
B7 Arbeit und Leben dient mit mehr als 25 Jahren Erfahrung einem gemeinnützigen Zweck und ist nicht auf Gewinn ausgerichtet. Das Angebot wird in die sieben Leistungsbereiche B7 Arbeit-Stiftung, B7 Beratung für Arbeit suchende Menschen (B.A.M.), B7 Case Management Mindestsicherung (C.M.M.), B7 Fahrradzentrum, einem Fachbetrieb mit sozialen Zielen, B7 Familienberatung für Arbeit und Beruf, B7 Nachhaltige Organisationsberatung sowie B7 Pensionsberatung (B.A.G.) unterteilt. „Sie stehen vor besonderen Herausforderungen in Arbeits- und Lebensfragen? B7 hilft mit Rat und Tat“, so lautet die Leitidee. Mit zehn Standorten in ganz Oberösterreich ist B7 Arbeit und Leben in allen wichtigen Regionen des Landes und nahe am Kunden vertreten.
www.arbeit-b7.at
Bayer, Helmut (ma)