Bertholdfest im Zeichen des Friedens und der Kunst
Kirche im Ersten Weltkrieg
In seinem Festvortrag „Von der Kriegsmacht zur Friedensstifterin“ ging der ehemalige Caritas-Präsident Franz Küberl am Abend des 27. Juni auf die Rolle der Kirche im Kriegstreiben des Ersten Weltkriegs ein. Küberl stellte vor allem den Wandel im kirchlichen Denken von der Befürwortung des Krieges in einzelnen Hirtenbriefen jener Zeit hin zum Friedensappell Papst Benedikt XV. dar. Diesen sieht Küberl als Baumeister eines neuen Kirchenbildes gegen die Mehrheit seiner Zeit. Mit seinen Impulsen zur Versöhnung stand Papst Benedikt XV. damals alleine, bleibt aber bis heute aktuell. „Die Frage für uns muss sein: Wie gelingt es, Menschen in schwierigen Lebenssituationen als Menschen zu sehen und nicht als Problem?“, so Küberl mit Verweis auf aktuelle politische Auseinandersetzungen.
V. l.: Pfarrassistent Mag. Stefan Grandy; Referent Franz Küberl; Pastoralassistentin Mag. Heidi Staltner-Kix; Pfarrmoderator Dr. Alfred Habichler. (Foto: Ewald Staltner)
Hl. Berthold als Friedensstifter
Auch in den Gottesdiensten am Sonntag stand der Friede im Mittelpunkt. In seiner Predigt zum Festgottesdienst spannte Pfarrmoderator Alfred Habichler einen Bogen zum hl. Berthold und betonte dessen Vorbildcharakter als Friedensstifter, dem neben der Fähigkeit des grenzüberschreitenden Denkens vor allem die gelebte Gastfreundschaft wichtig war. „Wer fremd war, wurde nicht verdächtigt, sondern versorgt“, so Habichler. Das könne auch heute ein wesentlicher Impuls im Sinne des hl. Berthold sein, im Anderen den Menschen zu sehen und aufeinander zuzugehen. In der Jugendmesse unter dem Leitgedanken „Zum Frieden aufstehen“ konnte dieser Impuls dann symbolisch mit einem Friedensgruß über Absperrbänder hinweg erprobt werden. Altabt Berthold Heigl von Seitenstetten erwähnte im Rahmen der Bertholdprozession die geistliche Weisung des Ordensgründers Benedikt an seine Mönche, noch vor Sonnenuntergang Frieden zu stiften, als Basis des steten Bemühens um Aussöhnung mit dem Nächsten.
Den Ausklang fanden die dreitägigen Festlichkeiten beim gemütlichen Beisammensein im Rahmen des Pfarrfestes unter musikalischer Begleitung der Marktmusikkapelle Garsten.
Altabt Berthold Heigl (Stift Seitenstetten) mit der Berthold-Reliquie. (Foto: Ewald Staltner)
Wiederentdeckter Kunstschatz präsentiert
Den künstlerischen Höhepunkt bildete am 28. Juni die erstmalige Präsentation des wiederentdeckten Ostergrabes des Barockmalers Johann Wenzel Bergl. Es handelt sich dabei um eine ca. 8 Meter hohe und ca. 7 Meter breite Kulissenarchitektur aus Holz und Leinwand, die in fünf Ebenen ein monumentales „Heiliges Grab“ darstellt. Ein 1902 entstandenes Foto dokumentiert den lange anhaltenden Gebrauch dieses künstlerisch hochwertigen Ostergrabes in der Karwoche. In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt wurde mit der Restaurierung begonnen. Ziel ist eine schrittweise Restaurierung und die Wiederaufnahme der Verwendung des Ostergrabes.
Am 28. Juni wurde das teilrenovierte Kunstwerk in der Losensteinerkapelle der Öffentlichkeit präsentiert. Unter dem Titel: „Raus aus dem Depot: Die Wiederentdeckung des Heiligen Grabes von J. W. Bergl – zwischen Verfall und Restauration“ inszenierten Ulrike Mödlagl, Bernhard Schmalzel und Werner Freihofner vom Projektteam Garstner Triptychon eine Kunstaktion. Bernhard Schmalzel las aus dem Gedichtband „In hora mortis“ von Thomas Bernhard. Das Ensemble „musica gioccosa“ brachte barocke Klänge zu Gehör.
Das Ostergrab kann noch bis Mitte Juli nach Voranmeldung in der Pfarrkanzlei (07252 54 196-0) besichtigt werden.
V. l.: Ulrike Mödlagl, Bernhard Schmalzel und Werner Freihofner vom Projektteam Garstner Triptychon mit einem Teil des Ostergrabes. (Foto: Berthold Heindl)
(be)