ORF präsentiert Medienarchiv Christentum
Das "Medienarchiv Christentum" der ORF-TVthek soll Sendungen über den christlichen Glauben vor dem Verschwinden bewahren sowie "erinnern, informieren und heiße Eisen aufgreifen", erklärte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Dienstagabend im Rahmen eines Medienempfangs der Erzdiözese Wien mit Kardinal Christoph Schönborn.
Wiens Erzbischof Christoph Schönborn dankte für die Initiative zum Medienarchiv, mit dem der ORF seiner Aufgabe als öffentlich-rechtlicher Sender nachkomme, dem Blick auf das Leben der christlichen Kirchen "Tiefenschärfe" gebe und der Geschichtsvergessenheit entgegenwirke. In Österreich sei die katholische Kirche im Vergleich mit anderen Ländern in der Situation, "dass es uns nicht leicht fällt, nur zu klagen", formulierte der Kardinal. Wäre den Kirchen auch manchmal eine bessere Darstellung angenehm und der von den Medien vorgehaltene Spiegel mitunter ein "Zerrspiegel", "tut uns dieser Spiegel gut", betonte Schönborn, der sich für eine "lebhafte Partnerschaft" zwischen Religionen und Journalismus aussprach.
Zu den "Hoffnungszeichen", aufgrund derer das Christentum auch in Zukunft spannend bleibe, zählte Schönborn Papst Franziskus: Der Pontifex mache das Wirken des Heiligen Geistes spürbar, in Ereignissen wie etwa das Friedensgebet am Pfingstsonntag: "Das fällt für mich in die Kategorie 'prophetisch'", so der Kardinal zur Vatikan-Begegnung des Papstes mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Präsident Schimon Peres.
Kritische Distanz und respektvolle Nähe
Gerhard Klein, Chef der Hauptabteilung "Religion" im ORF-Fernsehen, beschrieb das angestrebte Verhältnis des Journalismus zu den Kirchen in Österreich als "kritische Distanz und respektvolle Nähe". Ziel des Religionsjournalismus müsse es sein, "im oft so bezeichneten Supermarkt der Religionen so wie etwas wie Konsumentenschutz" zu sein und Vielfalt abzubilden, ohne in Beliebigkeit zu verfallen. Man müsse den Spagat zwischen Vernunft und Glaube meistern, sowie auch zwischen Spiritualität und Solidarität - "denn auch die Modernisierungsverlierer brauchen unsere Aufmerksamkeit", betonte Klein. Religion dürfe man jedoch nicht darauf sowie auf Moral reduzieren, habe doch auch die Gottesfrage Gewicht.
Die ORF-Webplattform "TV-Thek", in der das Medienarchiv eingebettet ist, gebe Antwort auf ein neues Mediennutzungsverhalten und sei mit 20 Millionen Videoabrufen pro Monat die "wichtigste Multimedia-Innovation des ORFs der vergangenen Jahre", erklärte Thomas Prantner, stv. ORF-Direktor für Technik, Online und neue Medien. Das Archiv über das Christentum solle ein größeres Publikum erreichen, "vor allem die Jüngeren", kritische Betrachtung fördern und auch dem Religionsunterricht ergänzende Unterstützung liefern. Somit sei die Initiative laut Prantner auch Teil des ORF-Bildungsauftrages.
Das "Medienarchiv Christentum" folgt auf ein ähnliches Archiv über das Judentum, wobei ORF-Angaben zufolge auch Archive über andere Religionen bereits in Erstellung sind. Inhaltliche Schwerpunkte sind Beiträge mit Einblicken in alle in Österreich staatlich anerkannten christlichen Religionsgemeinschaften sowie in die Vielfalt des Christentums. Die neun Kategorien des Angebotes befassen sich u.a. mit Caritas und Diakonie, Festen und Feiertagen, Ökumene und Dialog, Päpsten und Persönlichkeiten sowie mit "heißen Eisen". Zeitgleich zur Veröffentlichung des Medienarchivs hat der ORF auch sein unter www.religion.orf.at abrufbares Lexikon zu den großen Weltreligionen überarbeitet.
Kathpress, gec