Passau: Bischofsweihe von Stefan Oster
Mehr als 20 Bischöfe, angeführt vom Münchner Kardinal Reinhard Marx, legten ihm die Hände auf. Aus Österreich waren die zwei "Salesianer-Bischöfe" Alois Kothgasser (Alterzbischof von Salzburg) und Ludwig Schwarz (Linz), der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari sowie Altbischof Maximilian Aichern, Vorgänger von Schwarz in Linz und ein Benediktiner, angereist.
Oster, zuvor Dogmatikprofessor an der ordenseigenen Hochschule in Benedikteuern, ist als 85. Bischof von Passau Nachfolger von Wilhelm Schraml (78). Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist er damit der jüngste Diözesanbischof sowie - neben dem Eichstätter Bischof und Benediktiner Gregor Maria Hanke - der zweite Ordensmann (in Österreich gibt es drei).
An der Feier, die immer wieder von Applaus unterbrochen wurde, nahmen auch Bischöfe aus Tschechien, Rumänien und Brasilien teil. Weiters war der Apostolische Nuntius in Deutschland, Nikola Eterovic, als Vertreter des Heiligen Stuhls und Mitkonsekrator in Passau. Äbte, Äbtissinnen und Ordensobere waren ebenfalls angereist. Dazu kamen rund 250 Priester und Diakone.
Eine kommunikative Person
Kardinal Marx nannte Oster in seiner Predigt einen kommunikative Person mit einer freundlichen und offenen Art. Die Bischofsweihe werde aus ihm keinen anderen Menschen machen, Blutgruppe und chemische Zusammensetzung blieben gleich. Und doch sei es danach ein anderes Gefühl, weil die Weihe extrem in das Leben eingreife.
Der Kardinal rief den neuen Bischof auf, den Menschen Hoffnung zu machen und sie zusammenzuführen. Er solle sie ermuntern, aber bisweilen auch ermahnen, wenn sie unter dem Niveau eines Christen lebten.
Den von Oster gewählten Wahlspruch "Victoria veritatis caritas" (Der Sieg der Wahrheit ist die Liebe) von Augustinus bezeichnete Marx als "anspruchsvoll und herausfordernd". Er wünsche ihm, ein Zeuge der Wahrheit zu werden: "Die Menschen sollen in Dir die lebendige Wahrheit sehen."
In Osters Wappen finden sich die Muttergottes aus dem in der Diözese gelegenen Wallfahrtsort Altötting und ein flugbereiter roter Johannes-Adler, der in seinen Krallen eine Evangeliumsrolle trägt. Die drei Nadelbäume stehen für den Ordensgründer der Salesianer, Don Bosco, dessen Name "Wald" bedeutet und auch für den Bayerischen Wald. Palmzweig und Steine erinnern an den heiligen Stephanus, der Wolf wiederum ist Wahrzeichen der Diözese Passau.
Zum Abschluss der Feier dankte Oster allen, die zum Gelingen des feierlichen Gottesdienstes beigetragen hatten. Zugleich galt sein Dank den Eltern und seinem philosophischen Ziehvater, dem Regensburger Professor Ferdinand Ulrich.
Aufgabe der Zukunft wird es für die Kirche nach den Worten des Bischofs sein, einander neue Räumen von Begegnung und Glaubenskommunikation zu erschließen. Dort sollte ehrlich und offen gefragt, gerungen, gesucht, Gott angebetet und Zeugnis gegeben werden.
Zugleich warnte Oster davor, dass sich die Katholiken in Lager einsortieren ließen, die am Ende gegeneinanderstünden. "Natürlich gibt es eher konservativere und eher liberalere Christen, aber wir müssen aufpassen uns nicht gegenseitig zum Klischee und zur Karikatur zu werden." Oster lud dazu ein, im Gespräch zu bleiben. "Verteufeln wir einander nicht gegenseitig, nur weil einer zum vermeintlich anderen Lager gehört." Es gelte dem jeweils anderen zuzutrauen, dass er oder sie ebenfalls aufrichtig nach Gott suche.
Territorium reichte bis Hainburg
Die Diözese hatte vorsorglich Bänke auf dem Domplatz aufgestellt, wo neben den 2.000 Gästen in der Kathedrale, weitere 3.000 auf einer Leinwand die Zeremonie verfolgen konnten. Auf dem Domplatz lud der neue Bischof dann die Menschen zu einer Agape ein. Dass er als Passauer Oberhirte auch Herr über die Brauerei "Hacklberg" geworden sei, habe die Jugendlichen an seinem alten Wirkungsort in Benediktbeuern noch mehr begeistert als das Bischofsamt, ließ er wissen.
Die Diözese Passau wurde 739 von Bonifatius gegründet und war einst mit mehr als 42.000 Quadratkilometern der größte Kirchensprengel im "Heiligen Römischen Reich". Sie erstreckte sich donauabwärts bis Hainburg in Niederösterreich.
Im Lauf der Geschichte verlor die Diözese sechs Siebentel ihres Gebiets an die neu gegründeten Diözesen Wien (1469), Linz (1785) und St. Pölten (1785). Mit der Säkularisation 1803 endete die weltliche Herrschaft der Passauer Bischöfe.
Auch der Wiener Stephansdom ist eine Gründung der Passauer Ära; sein Patrozinium leitet sich von der Passauer Bischofskirche ab, deren Weihe bereits im 8. Jahrhundert erfolgte. Die Weihe von St. Stephan in Wien - zum Zeitpunkt der Kirchweihe nur eine Pfarrkirche - nahm dann am 10. Juni 1147 der Passauer Bischof Reginbert vor.
Bischof Reginbert war zudem prominenter Teilnehmer des 2. Kreuzzugs. Er befand sich beim Wien-Stopp gerade auf der Durchreise ins Heilige Land. Noch im gleichen Jahr starb er, wahrscheinlich bereits im Heiligen Land. Aus dem Reisetagebuch des Bischofs geht hervor, dass er, aus Passau kommend, zum Pfingstfest 1147 in Wien eingetroffen war und hier die neue Pfarrkirche zu St. Stephan weihte.
Seit dem Rücktritt von Bischof Wilhelm Schraml (78) am 1. Oktober 2012 war der Passauer Bischofsstuhl vakant. Bis September 2013 amtierte Schraml aber weiter als Apostolischer Administrator. Seither wurde Passau vom vormaligen Generalvikar Klaus Metzl als Diözesanadministrator verwaltet. Am 4. April wurde die Ernennung des Salesianers Stefan Oster zum Diözesanbischof bekannt gegeben.
Kathpress (gec)