Gelungene Willkommenskultur
Ende März waren meine Schwester und ich gezwungen, unsere Eltern, unsere Heimat, unsere Ukraine zu verlassen, um dem schrecklichen Krieg zu entkommen. Nach mehreren schlaflosen Nächten kamen wir schließlich in Österreich an, wo wir uns sicher fühlen konnten, obwohl uns das Gefühl der Angst und Sorge um unsere Eltern und Verwandten, die die besetzten Gebiete nicht verlassen können, bis heute nicht loslässt.
Jetzt arbeite ich an einer Schule und helfe ukrainischen Kindern beim Erlernen der deutschen Sprache und bei der deutschen Übersetzung für Menschen aus der Ukraine, die wie wir vor dem Krieg geflohen sind. Meine Schwester lernt fleißig Deutsch, um ihr Studium an einer der österreichischen Universitäten fortzusetzen.
Wir sind Österreich sehr dankbar für den herzlichen Empfang und danken vor allem zwei wunderbaren Menschen - Carlo und Gerlinde, die uns beherbergt und uns bei allen Problemen geholfen haben.
Inna Kucherenko ist 28 Jahre alt und lebt mit ihrer Schwester Yana in Steinbach an der Steyr
Und so sind unsere „Kinderzimmer“ wieder bevölkert...
Seit gut zwei Monaten beherbergen mein Mann und ich Inna und Yana, zwei Schwestern aus Mariupol. Ich war aufgeregt, als der Anruf vom Roten Kreuz kam und der junge Mitarbeiter uns sagte, dass diese beiden jungen Frauen unser Angebot gern annehmen würden. Und so sind unsere „Kinderzimmer“ wieder bevölkert. Inna spricht sehr gut Deutsch, Yana ausgezeichnet Englisch. Das macht vieles natürlich recht einfach. Beide sind höflich, freundlich, hilfsbereit, unkompliziert, gescheit.
Es ist interessant mich mit ihnen zu unterhalten. Ich bewundere sie, wie sie ihre so plötzliche und drastische Lebensveränderung meistern. Yana lernt derzeit intensiv Deutsch, Inna hat bereits eine Arbeit gefunden. Ich habe das Gefühl, wir gewöhnen uns schon aneinander, in der gemeinsamen Küche werken alle nach Bedarf. Der Alltag spielt sich ein. Wir hatten auch notgedrungen einige Arzttermine, und ich kann nur sagen, es waren in den Ordinationen und im Krankenhaus alle nur wohlwollend und bemüht.
Ich war echt stolz auf mein Land und manchmal direkt gerührt. Das ist gelungene Willkommenskultur. Und ich weiß ganz genau: unsere beiden „Mädel“ wollen niemandem zur Last fallen und auf der Tasche liegen, nichts und niemanden ausnützen, sondern so schnell als möglich selbständig sein, ihren Lebensunterhalt verdienen, arbeiten, … und am allerliebsten würden sie nach Hause können in ein friedliches Land, zu ihren Eltern und ihren Freunden in ihr altes Leben.
Gerlinde Neuhuber ist 65 Jahre alt und lebt in Steinbach an der Steyr.