Integration am Bauernhof
Fast 6 Jahre hat es gedauert bis Sakina und ihre Familie aus Afghanistan den Asylstatus bekommen hat. Ihre abenteuerliche Fluchtroute führte sie über Iran, die Türkei und Griechenland.
Freimütig erzählt Sakina: „Mit 2 Kindern und schwanger im 7. Monat, sind mein Mann und ich in einem kleinen Boot nach Griechenland gekommen und dann oft stundenlang zu Fuß gegangen. Eltern und Geschwister sind in der Türkei geblieben. Über die Entwicklung in Afghanistan bin ich sehr traurig.
Wir waren Analphabeten, ich lerne hier Deutsch, bekomme immer mehr Mut, mit allen zu sprechen, auch mit Männern. Hier bin ich als Frau frei!! Die Kinder haben Bildungsmöglichkeiten und gehen gerne in die Schule. Ich bin so glücklich hier zu sein, Österreich ist meine neue Heimat.
Zwei ‚Mamas‘, Maria und Lisa begleiten uns seit Anfang.“
Ich frage die zwei beherzten, couragierten Bio-Bäuerinnen Maria Grünbacher und Lisa Hofer-Falkinger: „Was hat denn so eine gute Integration ermöglicht?“
Maria Grünbacher:
Das Leben einer Flüchtlingsfamilie mit einer österreichischen Familie „Tür an Tür“ auf unserem Bauernhof, hat das meiste zur Integration beigetragen.
Die afghanische Familie hat genau geschaut, wie wir leben, welche Rollen vor allem auch die Frauen bei uns einnehmen. Sakina war erstaunt, wieviel „Männerarbeit“ die österreichischen Bäuerinnen machen und auch darüber, wie frei und souverän sie sich bewegen können.
Wir haben viele Feste miteinander gefeiert: Weihnachten, Ostern, Fasching… Sie haben den Ramadan gehalten und gebetet. Wir haben ihnen erklärt wie die Schule, der öffentliche Verkehr, der Handel… bei uns funktionieren. Sie haben uns im Wald geholfen und auf den Kräuterfeldern. Wir haben sie in den deutschen Sprachkurs geschickt und es selber schwer gehabt, auch nur ein paar Worte in Farsi nachzusprechen.
Wir haben auch gestaunt, auf wie wenig Platz alle zufrieden gelebt haben.
Unserer Kinder sind miteinander aufgewachsen, Helene und Shokofeh wie Schwestern. Die Kinder sprechen alle akzentfrei Dialekt.
Von Leuten rundherum haben wir auch eine Menge an Hilfe erhalten: Lisa hat Sakina oft zu Ausflügen, Frauenfrühstücken… mitgenommen. Sponsoren sind aufgetaucht. Die Familie Rahimi hat ihrerseits geholfen, wo es nur möglich war.
Die Pfarre, die Schule, die Gemeinde alle haben sich bemüht.
Nach "Asyl positiv" eine Erfolgsgeschichte. Die Eltern arbeiten regulär, die Kinder sind in der Schule. Niemand hat das Gefühl, dass einem dadurch was genommen wurde. Wir alle wissen jetzt mehr über die weite Welt!