Ein gutes Leben voll menschenfreundlicher Liebe
Hana und Samuel: Wir heißen Hana und Samuel. Wir sind aus dem iranischen Kurdistan. Wir waren dort in Lebensgefahr. Wir mussten unsere Heimat, unsere Familie und all unser Hab und Gut verlassen. In Österreich haben wir Zuflucht gesucht, um zu überleben.
Hana: Die Menschenrechtsgesetze im System der Islamischen Republik Iran weisen erhebliche Mängel auf, insbesondere für Frauen und Kurd:innen. Um die Mindestrechte des gesellschaftlichen Lebens wie das Recht auf Glück, das Recht auf Arbeit und die Sicherheit von Kindern genießen zu können, muss man vollständig im Dienst des politischen Systems stehen und ein Verräter an seinen eigenen Landsleuten werden. Ein gutes Leben kann man nur um den Preis führen, indem man das Leben anderer in Gefahr bringt und seine Landsleute verkauft! So wie man kein Haus auf einer Schlammgrube bauen kann, kann man sich in einer korrupten Gesellschaft kein wohlhabendes Leben aufbauen.
Samuel: Ich bin dankbar, dass ich meine Familie hier gründen darf, wo die Menschenrechte, unabhängig von Hautfarbe, Ethnie und Geschlecht respektiert werden. Da ich aus einer wirklich benachteiligten Schicht der iranischen Gesellschaft komme, habe ich mit meinem ganzen Wesen erkannt, dass Österreich für alle Menschen, alle Ethnien und Geschlechter und vor allem für alle Religionen und sogar für Tiere Wertschätzung hat.
Hana und Samuel: Wir danken Gott, Jesus Christus, dass wir in einem Land leben können, das auf den Menschenrechten basiert. Wir sind sehr dankbar, dass wir in der örtlichen Kirchengemeinschaft die menschenfreundliche Liebe und regelmäßig die Unterstützung dieser gottesfürchtigen Gruppe erfahren.
Bischof Manfred Scheuer: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ – so heißt es im ersten Artikel der Menschenrechtserklärung von 1948. Darauf gründen sich alle danach aufgelisteten Rechte. Nach dem Schrecken des zweiten Weltkrieges, nach der Shoah, nach der systematischen Ausrottung von Menschenleben war diese Erklärung ein Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte. Die Menschenrechte hatten und haben das Potential, für Gerechtigkeit und ein friedliches Miteinander zu sorgen, für einen neuen Umgang der Menschen untereinander.
Ich sehe schon Tendenzen, dass Menschenwürde – und damit einhergehend Menschenrechte – auf Gesundheit, Tüchtigkeit, Jugendlichkeit, Souveränität, wirtschaftliche Brauchbarkeit und Effizienz oder auch auf familiäre und geographische Herkunft reduziert wird. Das ist gefährlich. Denken wir an die ethischen Diskussionen zum menschlichen Leben am Anfang und am Ende (Abtreibung, Präimplantationsdiagnostik, Euthanasie). Denken wir an die Debatten, wie Europa mit Geflüchteten an den Rändern Europas (Lampedusa, griechische Inseln, Zypern) umgehen soll. Würde und Lebensrecht dürfen nicht abgestuft werden.
Im Wissen darum, dass auch die Katholische Kirche jahrhundertelang weit davon entfernt war, sich kompromisslos für die Menschenrechte aller Menschen einzusetzen, ist es mir ein besonderes Anliegen, darauf hinzuweisen, dass die Idee der Menschenwürde eine Grundlegung im biblischen Gottes- und Menschenbild findet. Kirche muss sich als Förderin und Verfechterin der Menschenrechte eindeutig positionieren. Dazu gibt es keine Alternative.