Missionspreisträger:innen 2022
Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer und die Missionsstelle der Diözese Linz haben am 17. Juni 2022 zum achten Mal an sechs Preisträger:innen den Missionspreis der Diözese Linz verliehen. Ausgezeichnet wurden der Verein Hope4Uganda aus St. Martin im Mühlkreis, die Pfarre Adlwang für ihre Unterstützung der Diözese Barreiras, die Rumänienhilfe Gunskirchen, die Selbstbesteuerungsgruppe der Pfarre St. Georgen an der Gusen, die Mittelschule Altmünster für die Unterstützung von Don-Bosco-Hilfsprojekten und die ARGE Schulpartnerschaft der HTL Braunau.
Der Missionspreis der Missionsstelle der Diözese Linz ist eine bischöfliche Anerkennung für die aus Oberösterreich ausgehenden Unterstützungen der missionarischen Tätigkeiten. Er ist Ausdruck der Wertschätzung aller, die sich für jene Ortskirchen einsetzen, denen es selbst nicht möglich ist, materielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Seelsorge in ihrer Vielfalt zu sichern.
Die Preisträger:innen erhielten ein Preisgeld in der Höhe von € 1.500, das wieder in ein Projekt einfließen soll. Außerdem wurde ihnen eine Tonskulptur des Künstlerehepaares Bruno und Elisabeth Lipp aus Alkoven überreicht. Diese stellt einen Schutzengel dar, der auf seinem Mantel eine vergoldete Erdkugel trägt. Die Bedeutung dahinter: Die Erde ist sehr wertvoll und wird durch das Engagement der Menschen vergoldet. Zudem wurden drei Anerkennungspreise in Form von Urkunden und einem Preisgeld von 500 Euro verliehen.
Mag. Andreas Reumayr, Leiter der Missionsstelle der Diözese Linz, wies in seinen Begrüßungsworten auf das Wirken von 47 Missionar:innen aus Oberösterreich hin, die in verschiedenen Regionen der Welt im Einsatz sind und mit der die Missionsstelle unterstützenden Kontakt hält.„Oberösterreichische Missionar:innen haben den Schritt hinaus getan, weil sie von Gottes Frohbotschaft berührt und ergriffen sind und sie diese persönliche positive Erfahrung und Überzeugung Menschen anderswo weiterschenken wollen. Missionar:innen lassen sich auf Menschen ein, es entsteht Nähe. Erst aus dieser Nähe wird es möglich, klarer zu sehen, wie es diesen Menschen geht. Der Blick aus der Nähe kann Momente der Freude, der Zufriedenheit und eines gesunden Stolzes erkennen, er kann aber auch offene Wunden und Nöte wahrnehmen. Unsere Missionar:innen und Partner:innen kennen die Nöte und Bedürfnisse ihrer Leute, sie kennen auch ihre Fähigkeiten, gewiss auch ihre Schwächen. Die Kombination aus diesem Wissen um Unterstützungen von außen und um die Fähigkeiten und den Willen der Menschen vor Ort lässt Hilfe zur Selbsthilfe in vielen konkreten Fällen gelingen.“
Der Leiter der Missionsstelle dankte Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Pühringer, der viele Jahre lang Referent für Entwicklungszusammenarbeit in der Oö. Landesregierung gewesen war, für die wertvolle Unterstützung seitens des Landes Oberösterreich. Diese Hilfe habe „Nothilfen, Chancen und Ent-wicklung ermöglicht und zuletzt auch so manche coronabedingten finanziellen Sorgen kleiner werden lassen“ – etwa jene von missionarischen Ordensgemeinschaften, die Schulen führen und deren Einnahmen teils gegen Null gesunken waren. Den Preisträger:innen dankte Reumayr für ihr Engagement: „Mit eurem Tun und eurem Euch-Einlassen auf andere bekommen bisher Unbekannte ein Gesicht. Ihre Freuden, Ihre Sorgen und Nöte werden sichtbarer, wie auch Mächte und Strukturen, die sie gefangen halten und sie in ihrer Entwicklung hindern. Danke für euren Einsatz – danke für alle menschlichen Begegnungen.“
Der Missionspreis hätte bereits 2021 verliehen werden sollen, was coronabedingt jedoch nicht möglich war. Die Juryentscheidung fiel im Dezember 2021, am 17. Juni 2022 konnte nun die Verleihung vorgenommen werden. An der Feier im Linzer Bischofshof nahmen neben den Preisträger:innen auch Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Pühringer in Vertretung von Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer, Generalvikar DDr. Severin Lederhilger, vom Beirat der Missionsstelle Generaloberin Sr. Michaela Pfeiffer-Vogl, Kan. Dr. Walter Wimmer und Frater Mag. Christian Mayr, von Welthaus Linz der ehrenamtliche Vorsitzende Mag. Matthäus Fellinger, Missionar Franz Windischhofer aus Peru, der sich derzeit auf Heimaturlaub in Österreich befindet, die Regionaloberin der Oblatinnen des hl. Franz von Sales Sr. Johanna-Birgitta Knaus, die Oberin der Oblatinnen Linz Sr. Magdalena-Thekla Prinz, Propst Johann Holzinger vom Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Abt Ambros Ebhart vom Benediktinerstift Kremsmünster sowie Seelsorger und Vertreter:innen der jeweiligen politischen Gemeinde teil.
Auszeichnung für „heimatliche Ankerstellen“ der Missionar:innen
Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Pühringer, der in Vertretung von Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer zum Festakt gekommen war, gratulierte den Preisträger:innen und betonte in seiner Ansprache, es sei wichtig, ehrenamtliches Engagement zu würdigen: „Wir leben in einer Zeit, in der ohnedies alles sehr rasch sehr selbstverständlich wird. Daher ist es gut, wenn es Anlässe gibt, zu denen man sagt: Danke! Was du tust, was ihr tut, das ist nicht selbstverständlich!“ Pühringer, der als Mitglied der Landesregierung selbst etwa 15 Jahre für die Entwicklungszusammenarbeit zuständig war, dankte auch den oberösterreichischen Missionar:innen für ihren unermüdlichen Einsatz in 20 verschiedenen Ländern. „Sie tragen die Liebe Gottes zu den Menschen in die Welt hinaus. Wer in der Welt draußen wirkt, der braucht eine Rückkoppelung an die Heimat, Menschen, die vor Ort Kontakt halten. Jeder Missionar, jede Missionarin braucht einen heimatlichen Anker, eine Verbindungsbrücke in die Heimat. Solche ‚Ankerstellen‘ werden heute ausgezeichnet“, so Pühringer.
Was Missionar:innen und Entwicklungshelfer:innen leisten würden, sei „gigantisch“, betonte Pühringer. Er habe in seinen über 20 Jahren als Landeshauptmann immer versucht, sie zu empfangen, wenn sie im Heimaturlaub um einen Termin gebeten hätten. Ihre Berichte hätten ihn jedes Mal fasziniert. Er habe selbst fünf entwicklungspolitische Reisen unternommen und sei immer bereichert zurückgekehrt. „Was man dort sieht, kann man in keinem spannenden Buch lesen, in keinem Film sehen, in keiner Schilderung hören – das muss man erleben. Es ist unwahrscheinlich, wie viel Elend es auf dieser Welt gibt, wie groß das Aufgabengebiet ist. Es ist aber genauso unwahrscheinlich, was unsere Missionar:innen und Entwicklungshelfer:innen in dieser Welt schon zum Besseren verändert haben.“ An jene Skeptiker gewandt, die diese Hilfe als Tropfen auf dem heißen Stein bezeichneten, meinte Pühringer: „Ja, es sind Tropfen – aber die größte Flut besteht aus Tropfen. Unsere Missionar:innen und Entwicklungshelfer:innen haben an manchen Orten dieser Welt schon durch eine Flut der Hilfe das Leben der Menschen deutlich verbessert.“
Freiwilliges Engagement als Echo der Dankbarkeit
Bischof Dr. Manfred Scheuer betonte in seiner Ansprache, dass Papst Franziskus nicht müde werde, das Profil einer missionarischen Kirche zu zeichnen und zu leben. Dem Papst zufolge müsse sich die Kirche an die Grenzen menschlicher Existenz vorwagen. „Evangelisierung setzt apostolischen Eifer“ und „kühne Redefreiheit voraus, damit sie aus sich selbst herausgeht“, „nicht nur an die geografischen Ränder, sondern an die Grenzen der menschlichen Existenz: die des Mysteriums der Sünde, des Schmerzes, der Ungerechtigkeit, der Ignoranz, der fehlenden religiösen Praxis, des Denkens und jeglichen Elends“, zitierte Scheuer Papst Franziskus. Die Kirche habe vom Evangelium her den Auftrag, „nicht sich selbst zu genügen, nicht nur um die eigene Selbsterhaltung zu kreisen, sondern aus sich herauszugehen“.
Bei Mission gehe es um die „Schlüsseldimensionen eines christlichen Gottes- und Menschenbildes, also um die Gottes- und Nächstenliebe“. Scheuer wörtlich: „In der konkreten Lebenswelt, im konkreten Menschen, in der Arbeitskollegin, im Nachbarn ist Jesus gegenwärtig. Ehrenamt wird auf diesem Weg zur Gotteserfahrung. Es geht um die Achtung vor der Würde des Menschen, um Helfen, Teilen, Solidarität und Vergebung, um Gerechtigkeit und Ehrfurcht vor der Schöpfung, um Hoffnung auf Vollendung und Vertrauen in die Zukunft.“ Freiwilliges Engagement sei ein Echo der Dankbarkeit und Weitergabe jener Liebe, die man selbst erfahren hätte, so der Bischof, der betonte: „Eine Kultur, die alles verrechnen und auch alles bezahlen will, die den Umgang der Menschen miteinander in ein oft einengendes Korsett von Rechten und Pflichten zwingt, erfährt durch unzählige sich ehrenamtlich engagierende Mitmenschen, dass das Leben selbst ein unverdientes Geschenk ist.“ Die vielen Formen des Ehrenamtes seien für Christinnen und Christen auch Ausdruck des Glaubens. Der Geist Gottes führe zu einer Gemeinschaft des Miteinanders; Kirche sei „lebendiges Miteinander und ein umfassendes Beziehungsnetz“, so Scheuer.
„Wie viel Gutes möglich ist, wenn Menschen Gutes tun – mit Kopf, Herz und Hand“
Festredner war Mag. Matthäus Fellinger, seit Mai 2020 ehrenamtlicher Vorsitzender von Welthaus, der entwicklungspolitischen Fachstelle der Diözese Linz. Zu „Preisen“ falle ihm als Erstes eine Vorstellung aus seiner Kindheit ein: „Das Tun der Engel im Himmel besteht darin, Gott zu loben und zu preisen – und zwar alle Zeit. Als Kind hat mich diese Beschreibung des Engelseins ein wenig mit Sorge erfüllt, ob unter solchen Umständen der Himmel ein gar so erstrebenswertes Ziel wäre, wenn man sonst gar nichts tun dürfe als loben und preisen – den ganzen Tag, in alle Ewigkeit.“ Wenn heute von Preisen die Rede sei, denke man wohl zuerst an steigende Preise: „Wir meinen damit, was wir für Brot, Urlaub, Benzin, Handwerkerstunden und Wohnen ausgeben müssen. Wir reden dann über Ursachen des Preisanstiegs, sprechen von Inflation und bringen das alles in Verbindung mit dem Krieg in der Ukraine, mit dem Ringen der Weltmächte usw. Preise steigen – und wenn Preise steigen, geraten Menschen in Not.“ Preise seien also maßgeblich für Lebensmöglichkeiten und stark mit dem Leben von Menschen verbunden.
Zu einer dritten Art von „Preisen“ gehöre der Missionspreis, der als Lob und Anerkennung verliehen werde. Die eigentliche Preisverleihung habe sich jedoch längst ereignet, so Fellinger: „Seit vielen Jahren schon, und zwar durch das Wirken und Tun derer, mit denen wir heute beisammen sind, um es zu feiern. Wie in einem Rückspiegel blicken wir in dieser Stunde auf das besondere Tun und Wirken, das Menschen geschafft und gelebt haben. Den Lobpreis Gottes im menschlichen Tun. Wir sind beisammen und vernehmen das Echo dieses Lobpreises, das bei dieser Feier wieder vernehmbar wird. Was viel Zeit und Mühe gekostet hat, wozu Mut, oft sicher auch Überwindung, nicht zuletzt Geld aufgewendet werden musste, es steht da vor uns und erfüllt uns mit Staunen: Wie viel doch an Gutem möglich ist, wenn Menschen sich ein Herz fassen, um Gutes zu tun – mit Kopf, Herz und Hand. Dadurch ist die Welt an manchen Orten – auch in den Schattenwinkeln der Erde – für Menschen heller und hoffnungsreicher geworden.“ Fellingers Fazit: „Wenn das also das Loben und Preisen ist, auf das es ankommt, dann brauche ich mir keine Sorgen mehr darum machen, dass der endgültige Zustand unseres Lebens ein Loben und Preisen ist und dass dies eine eintönige Tätigkeit wäre. Jedes Wort, jede Tat, zum Lob und Preis Gottes – himmlisch wäre es.“