Marienmonat Mai
Das Kirchenjahr kennt eine Vielzahl an marianischen Festen und Gedenktagen. Auf besondere Weise verehrt die katholische Volksfrömmigkeit Maria im Rosenkranzmonat Oktober und im Marienmonat Mai.
Warum wird der Mai als Marienmonat gefeiert?
Die Gottesmutter Maria wird in der christlichen Spiritualität als Sinnbild für die lebensbejahende Kraft des Frühlings verstanden und als „Maienkönigin“ verehrt. Die Sonne verwandelt die Welt mit ihren Strahlen, die Natur erwacht nach der Winterpause zu neuem Leben, sie hüllt sich in kräftiges Grün und erblüht in faszinierender Farbenpracht – mit diesem Wunder des Frühlings wird Maria in Verbindung gebracht. Sie ist als Mutter des Messias, der den Tod besiegt und das Leben in Fülle bringt, der Inbegriff des neuen Lebens. Daher wird Maria als erste und schönste Blüte der Erlösung verehrt, sie symbolisiert den „Frühling des Heils“. Denn Maria war offen für Gott, sie gebar das Heil der Welt, das die Menschen ersehnen. Die Verbindung zwischen Maria und dem Frühling zeigt sich auch darin, dass auf der Südhalbkugel der Erde der November als Marienmonat gefeiert wird – wenn dort der Frühling in voller Blüte steht. Denn die prächtigen Blumen und Blüten symbolisieren Maria in ihrer Gnadenfülle, sie ist die „schönste Blume“.
Wie kam es überhaupt zum Marienmonat Mai?
Bereits im Mittelalter versuchte die Kirche, bestehende heidnische Maifeiern und Frühlingsfeste römischen und germanischen Ursprungs in christliche Feste umzudeuten. Aus dem Mittelalter stammt auch der Brauch, bestimmte religiöse Inhalte einen Monat lang in den Fokus zu rücken – so gab es im Juni die Verehrung des Herzens Jesu, im August feierte man den sogenannten „Frauen-Dreißiger“, im September beging man den „Schutzengelmonat“ und im November gedachte man schließlich der Toten. Der Mai und der Oktober erfuhren eine marianische Prägung.
Schon seit dem fünften Jahrhundert existiert eine reiche Marienfrömmigkeit. Etwa seit dem 17. Jahrhundert wird in der katholischen Kirche den ganzen Mai über Maria täglich besonders verehrt. Grundlage dieser Verehrung sind Marias gläubiges Vertrauen und ihr Ja zu Gottes Ruf. So wurde Maria zur Mutter aller Gläubigen und letztlich auch zum Urbild der Kirche. Papst Benedikt XVI. artikulierte dazu: „Je näher der Mensch Gott ist, desto näher ist er den Menschen. Das sehen wir an Maria. Der Umstand, dass sie ganz nahe bei Gott ist, ist der Grund dafür, dass sie auch den Menschen so nahe ist.“
Maiandachten und Maipredigten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Menschen auf emotionaler Ebene berührten, förderten die marianische Volksfrömmigkeit. Erste Maiandachten wurden in Österreich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gefeiert. Die Dogmatisierung der unbefleckten Empfängnis durch Papst Pius IX. im Jahr 1854 intensivierte schließlich die Marienfrömmigkeit, sodass sich insbesondere im sogenannten „marianischen Jahrhundert“ – zwischen 1850 und 1950 – die fromme Marienverehrung in Form von Maiandachten mit gefühlsbetonten Texten und Liedern großer Beliebtheit erfreute.
In seiner Enzyklika „Mense Maoi“ vom 29. April 1965 führt Papst Paul VI. aus: „Zu Beginn des Monats Mai, den die Christgläubigen der Gottesmutter Maria seit langem zu weihen pflegen, jubelt unser Herz voll Freude im Gedanken an das bewegende Schauspiel von Glaube und Liebe, das sich bald zur Ehre der Himmelskönigin in der ganzen Welt darbieten wird. Es ist der Monat, in dem in den Kirchen und in der häuslichen Geborgenheit aus dem Herzen der Christen Lobgebet und Verehrung zur jungfräulichen Gottesgebärerin eifriger und inniger emporsteigen; es ist auch der Monat, in dem vom Thron unserer Mutter in Überfülle die Gaben der göttlichen Barmherzigkeit auf uns herabzuströmen pflegen.“
Welche Bräuche gibt es im Marienmonat Mai?
Neben Maiandachten und Marienfeiern in Kirchen, Kapellen, Privathäusern, Betrieben oder in der freien Natur spielen Maialtäre, Marienstatuen, Marienbilder, Marienikonen sowie Wanderungen zu Marienkirchen und Marienmarterln eine Rolle in der Marienverehrung im Monat Mai. Die Verbindung zwischen Maria und dem Frühling wird im Wonnemonat Mai zumeist durch reichen Blumenschmuck unterstrichen, sodass sich hier die Freude über die Blütenpracht des Frühlings mit dem Lob auf die „schönste Himmelsblüte“, so wird die Maienkönigin Maria in einem Lied bezeichnet, mischt.
Das Rosenkranzgebet hat auch im Marienmonat Mai seinen festen Platz, wie Papst Franziskus in einem Brief an alle Gläubigen zum Mai 2020 schreibt: „In diesem Monat ist es Brauch, den Rosenkranz zu Hause in der Familie zu beten.“ Im Rosenkranz wird Maria um Hilfe und Fürsprache angerufen – denn sie wird als Weg zu Jesus Christus betrachtet, so schreibt Papst Paul VI. in seiner Enzyklika „Mense Maoi“: „Maria ist immer die Straße, die zu Christus führt. Jede Begegnung mit ihr wird notwendig zu einer Begegnung mit Christus.“ Auch Papst Franziskus führt in seinen Betrachtungen zur Gottesmutter aus: „In ihrem Sohn begegnet sie [Maria] sowohl Gott als auch dem Menschen; wenn sie mit ihm spricht, wendet sie sich sowohl an Gott als auch an den Menschen. In ihr sehen wir also, dass es wirklich wahr ist: Den Herrn lieben heißt die Menschen wahrhaft lieben und umgekehrt.“
Weitere Marienfeste im Kirchenjahr: 1. Januar – Hochfest der Gottesmutter Maria | 11. Februar – Gedenktag Unsere Liebe Frau von Lourdes | 13. Mai – Gedenktag Unserer Lieben Frau in Fatima | Montag nach Pfingsten – Gedenktag Heilige Maria, Mutter der Kirche | Dritter Samstag nach Pfingsten – Unbeflecktes Herz Mariä | 2. Juli – Fest Mariä Heimsuchung | 16. Juli – Gedenktag Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel | 15. August – Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel | 22. August – Fest Maria Königin | 8. September – Fest Mariä Geburt | 12. September – Fest Mariä Namen | 15. September – Gedenktag Gedächtnis der Schmerzen Mariens | 7. Oktober – Fest Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz | 21. November – Gedenktag Unserer Lieben Frau von Jerusalem | 8. Dezember – Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria
Marianisch geprägte Herrenfeste: 2. Februar – Darstellung des Herrn | 25. März – Verkündigung des Herrn