Kapellenkranz
Jede Kapelle hat einen Marmoraltar, die Steinstatuen am Altaraufbau stammen (bis auf die Sattler Figuren in der Kapelle Königin der Märtyrer) von Josef Gasser von Valhorn aus Wien; die Mosaikarbeiten lieferte die Tiroler Glasmalerei Neuhauser und Co. aus Innsbruck.
Königin der Bekenner
Links – sich im Uhrzeigersinn fortsetzend – beginnt der Umgang mit der Kapelle Königin der Bekenner. Dort findet sich ein 1889 geweihter Altar, der im Zentrum den heiligen Franz von Sales zeigt, weiters die heiligen Karl Borromäus und Alfons Maria Liguori. Seitlich der Statuen zeigen Mosaikbilder die Heiligen Martin und Nikolaus (drei Äpfel, Anker), Bonaventura (Franziskanerhabit, Kardinalshut) und Johannes vom Kreuz (Karmelitenhabit, Kreuz).
Über dem Altar ist ein Mosaik angebracht, das Bischof Franz Maria Doppelbauer 1893 zu seinem 25-jährigen Priesterjubiläum gewidmet wurde. Es zeigt unten das Wappen des Bischofs, darüber die Widmungsinschrift, rechts den Bischof selbst im Ornat, wie er dem in Mariens Schoß sitzenden Jesuskind eine Blume reicht. Darüber ist Franz von Sales beim Unterricht der Kinder und als Kirchenlehrer zu sehen.
In den Abschlussornamenten werden gezeigt: die heiligen Johanna Francisca, die Schülerin des Franz von Sales, Maria Margaretha Alacoque, die Salesianerin mit der Offenbarung des göttlichen Herzens, und Engel mit Wappenschildern, auf denen die vier Kardinaltugenden zu sehen sind, die der heilige Franz von Sales besonders ausübte (Gerechtigkeit/Waage, Starkmut/Säule, Klugheit/Schlange und Mäßigkeit/kleine Kanne).
Königin der Apostel
Die Kapelle Königin der Apostel ist die nächste. Ihr Altar, 1887 geweiht, zeigt in der Mitte das Pfingstereignis: die Statue Mariens, über ihr die Taube des Heiligen Geistes und zu beiden Seiten die Apostel mit den Feuerzungen über ihren Köpfen. Der Bildhauer Josef Gasser von Valhorn hatte die Marienstatue 1890 und die Apostelgruppen 1893 geliefert. Die Kanzel aus Eichenholz stammt von Max Oberhuber aus Linz und zeigt die Reliefbrustbilder der lateinischen Kirchenväter Hieronymus, Augustinus, Ambrosius und Gregor der Große mit ihren Symbolen.
Königin der Patriarchen
Die letzte Kapelle der östlichen Seite ist jene der Königin der Patriarchen. Diese hat einen Altar, der als Hauptfigur den heiligen Josef mit dem Jesuskind zeigt und mit einem einfachen Baldachin überdacht ist. Seitlich davon befinden sich Mosaikbilder heiliger Patriarchen: Seth, Enosch, Sohn des Seths, Noah (Arche, Ölzweig), weiters die Stammväter des israelitischen Volkes: Abraham (Opfermesser), Isaak (Holz) und Jakob (Himmelsleiter).
Der Altar wurde 1887 geweiht. In dieser Kapelle befindet sich auch das Grabdenkmal für Bischof Rudigier, ein Kenotaph (Leergrab). Ursprünglich stand es über seinem Grab in der Krypta. Es wurde 1891 von Franz Maria Doppelbauer in Auftrag gegeben. Lebensgroß ruht der Bischof im Pontifikalornat aufgebahrt auf der Tumbaplatte, den Kopf mit der Mitra auf zwei Kissen gebettet. Die Figur ist aus Bronze, das Modell stammte von Josef Gasser von Valhorn aus Wien, gegossen in der Kunst-Erzgießerei in Wien, 1892 errichtet.
Schon Kaiser Franz Joseph rühmte die Portraitähnlichkeit des Dargestellten. Der Bischofsstab wurde von Ludwig Linzinger aus Linz 1889 vom Original kopiert. Der Sockel ist aus rotem Marmor, die Metallarbeiten lieferte Ludwig Adler aus Wien. Weiters ist noch eine Büste von Bischof Franz Josef Rudigier von Franz Forster aus dem Jahr 1953 hier aufgestellt.
Königin der Propheten
Die Kapelle Königin der Propheten schließt an die Votivkapelle rechts an. Der Altar zeigt im Zentrum die Kalkstein-Statue Johannes’ des Täufers, in der Linken hält er das Lamm. Beiderseits sind je drei Mosaikbilder zu sehen mit den Propheten Jesaia, Ezechiel, Moses, Elija, Daniel und Jeremia.
In diesem Teil des Kapellenkranzes ist auch die so genannte Wurmstraßenmadonna, eine nahezu lebensgroße, thronende spätgotische Muttergottesstatue mit Jesuskind, aufgestellt. Sie war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in der Kapelle des Löfflerhofes bei Linz gestanden und wurde später in das Haus Wurmstraße 20 in Linz verbracht. Am 7. Dezember 2001 kam die Madonna in den Linzer Dom, nachdem sie zu gleichen Teilen von der Stadt Linz und dem Land Oberösterreich aus Privatbesitz erworben worden war. Diese Plastik ist das älteste Ausstattungsstück des Domes.
Königin der Märtyrer
Die Kapelle Königin der Märtyrer zeigt als Hauptbild des Altares die Pietà (Maria mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoß) aus weißem Kalkstein unter einem Baldachin, der in einem Kreuz endet, das von einem Leinentuch umschlungen ist. Zu beiden Seiten der Statue befinden sich Märtyrer, jeweils aus einem Steinblock gemeißelt. Auf einer Seite: der heilige Georg, den Drachen tötend, dahinter der heilige Mauritius (Fahne), in der Mitte der heilige Florian von Lorch (Mühlstein), Diözesanpatron und Landespatron, im Hintergrund der heilige Dionysius von Paris (Kopf auf Buch) und vor ihm kniend der heilige Blasius von Sebaste (zwei Kerzen).
Auf der anderen Seite: kniend der heilige Pancratius (Schwert), dahinter der heilige Bonifazius (von Schwert durchbohrtes Evangelienbuch), in der Mitte der heilige Maximilian (Schwert, Palme), der frühere Diözesanpatron, neben ihm der heilige Vitus (Kessel), dahinter der heilige Hippolyt (Kreuz). Die Märtyrerfiguren und die Pietà wurde 1901 vom Bildhauer Josef Sattler aus Linz gefertigt.
Neben dem Altar befindet sich die Stele, die dem Gedenken an Franz Jägerstätter gewidmet ist und vom oberösterreichischen Künstler Herbert Friedl gestaltet wurde.
Königin der Jungfrauen
Die nächste Kapelle – nun in der Westwand – Königin der Jungfrauen hat auf ihrem Altar drei heilige Jungfrauen: Agnes von Rom (Lamm), Katharina von Alexandrien (Rad) und Barbara (Speisekelch). Alle drei stehen unter einem gemeinsamen Baldachin, über jeder Figur ist ein Giebel mit Dreipass und Fialtürmchen angebracht. Über dem Mittelbaldachin steht ein Engel mit Schriftband. Seitlich sind jeweils zwei Mosaikbilder angebracht. Sie zeigen die heiligen Jungfrauen Agatha (Zange), Cäcilia (Orgel), Lucia (Öllampe) und Anastasia (Scheiterhaufen). Über dem Altar im Mosaikbildfenster ist das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen dargestellt. Im unteren Feld sieht man noch die heilige Rosa von Lima und Angela.
Von Anton Bruckner befindet sich hier eine Gedenktafel, die an die Uraufführung der von ihm komponierten Messe in e-moll (WAB 27) erinnert. Diese hat er am 29. September 1869, an dem Bischof Rudigier den ersten Bauabschnitt des Domes abgeschlossen und die Votivkapelle sowie den Kapellenkranz eingeweiht hat, selbst geleitet.