Wie die Wurmstraßen-Madonna in den Dom kam

Die Wurmstraßenmadonna ist eine nahezu lebensgroße, thronende spätgotische Muttergottesstatue mit Jesuskind. Sie stammt aus dem Raum Passau, stand bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in der Kapelle des Löfflerhofes bei Linz und wurde später in das Haus Wurmstraße 20 in Linz gebracht. Hier kreuzte sich im Jahr 1959 die Geschichte der Madonna mit der von Friederika Hubauer-Furtmayr, die damals Direktorin der Zentralmolkerei in Linz war. Ihre Firma, eine OHG, erwarb das Anwesen in der Wurmstraße 20 mitsamt dessen Inhalt.
„Die Madonna stand im Vorhaus und war nur mit einem einfachen Gitter abgesperrt. Keiner hat sie beachtet. Mir hat sie aber sofort gefallen“, sagt Friederika Hubauer-Furtmayr. Also brachte sie die Statue in das Sitzungszimmer der Zentralmolkerei und ließ eine kleine Nische bauen sowie eine schmiedeeiserne Türe anbringen, mit der die wertvolle Skulptur ab nun gesichert war. „Die Krone, die sie auf dem Kopf trug, erschien mir zu schwer für ihr zartes Gesicht. Deshalb ließ ich sie neben die Statue legen. Leider kam die Krone irgendwann weg, sie wurde wohl gestohlen“, erinnert sich die ehemalige Direktorin. Sie weiß auch noch, dass die Madonna in der Zeit, als die Pest in Linz wütete, bei Prozessionen mitgeführt wurde – um für die Menschen zu bitten. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie – wie viele andere Kunstschätze – geraubt und nach Altaussee gebracht. Die Kunstwerke wurden von mutigen Bergleuten gerettet und so kam die Madonna nach dem Zweiten Weltkrieg zurück nach Linz, in die Wurmstraße 20.
Älter als der Dom
Im Jahr 1977 trat Friederika Hubauer-Furtmayr ihren Ruhestand an, doch das Wohlergehen der Madonna ließ sie nicht zur Ruhe kommen. „Ich wollte sie nicht in den freien Handel bringen, sondern unbedingt im Mariendom wissen, durch die Nachbarschaft gab es eine enge Verbindung“, sagt die 106-Jährige, die damit sogar älter ist als der Mariendom selbst. Bei einer Ausstellung im Nordico erzählte sie dem damaligen Linzer Bürgermeister, Franz Dobusch, von der Wurmstraßen-Madonna, der sich gleich interessiert zeigte. Daraufhin wurde die Statue begutachtet und ihr Wert geschätzt. Stadt Linz und Land Oberösterreich erwarben schließlich die Madonna gemeinsam.
Seit 2001 im Mariendom
Am 7. Dezember 2001 wurde sie von Bischof Maximillian Aichern feierlich in den Dom gebracht und steht nun in der Seitenkapelle „Königin der Propheten“.
„Ich bin froh und stolz, dass mein Plan aufgegangen ist“, sagt Friederika Hubauer-Furtmayr. Sie besucht „ihre“ Madonna mindestens zwei Mal im Jahr, solange es ihr noch möglich ist. Um beweglich zu bleiben, geht sie jeden Tag auf ihrer Terrasse oder im Haus auf und ab und legt auf diesem Weg 200 bis 600 Meter zurück. „Und jeden Morgen danke ich dem lieben Gott für meine Gesundheit.“
Text: Claudia Riedler-Bittermann