Wie läuft die Restaurierung der Gemäldefenster des Mariendoms ab?
Die größte Fenstergruppe im Mariendom besteht aus 42 Gemäldefenstern, die im Lang- und Querhaus zu finden sind. Jedes dieser Fenster erzählt auf einer Fläche von 44 Quadratmetern Glas eine einzigartige Geschichte – von religiösen Darstellungen über die Baugeschichte des Domes bis hin zu den Entstehungsgeschichten und -legenden vieler oberösterreichischer Gemeinden und Pfarren.
Nach der Turmsanierung folgt die Fensterrestaurierung
Umwelteinflüsse haben den Fenstern in den vergangenen 100 Jahren stark zugesetzt. Um das Linzer Wahrzeichen als bedeutendes Kulturerbe für die Nachwelt zu erhalten, wird der Mariendom einer umfassenden Renovierung und Konservierung unterzogen. Nach Abschluss der Turmsanierung sind seit ein paar Jahren die Gemäldefenster des Mariendoms an der Reihe. Mit der Restaurierung ist die Glasmalerei Stift Schlierbach betraut, die dabei eng mit dem Bundesdenkmalamt zusammenarbeitet. Im Interview erzählt Kyra Kleinschmidt über ihre Arbeit als Glasbildnerin in der Glaswerkstätte des Stiftes Schlierbach und ihre verantwortungsvolle Aufgabe, die Fenster des Mariendoms zu restaurieren.
Weshalb ist es notwendig, die Fenster des Mariendoms zu restaurieren?
Kyra Kleinschmidt: Glasfenster müssen in der Regel alle 100 Jahre restauriert werden. Dieser Rhythmus ist notwendig, um die Qualität der Fenster in Hinblick auf Stabilität, Reinigung, Lesbarkeit usw. zu erhalten. Oftmals sind Kirchenfenster starken Umwelteinflüssen wie Abgasen, saurem Regen, Hagel und Kondensat ausgesetzt. Diese führen im Laufe der Zeit zu verschiedensten Schäden – von Verschmutzungen über Schwarzlot-(Malerei)Verlusten bis hin zu Fehlstellen im Fenster.
Warum werden die Fenster im Stift Schlierbach restauriert?
Kyra Kleinschmidt: Um eine fachmännische Restaurierung von Kirchenfenstern zu gewährleisten, ist es wichtig, entsprechend darauf spezialisierte Firmen mit solch einem Projekt zu beauftragen. Das Mariazellerfenster ist eines von 30 Fenstern des Mariendoms, welche noch bis 2030 bei uns in der Glasmalerei Stift Schlierbach restauriert werden. Wir arbeiten eng mit dem Bundesdenkmal Oberösterreich zusammen und können aufgrund der Erfahrung in Hinblick auf Kirchenfensterrestaurierungen die gewünschten Restaurierungsziele gewährleisten.
Zudem befindet sich die Glasmalerei des Stiftes Schlierbach im Eigentum des katholischen Ordens der Zisterzienser. Somit ist es für uns eine besondere Freude, mit der Fensterrestaurierung der größten katholischen Kirche Österreichs betraut zu sein.
Wie geht man an die Fensterrestaurierung heran?
Kyra Kleinschmidt: Bevor die eigentliche Restaurierung eines Fensters beginnt, werden vor Ort die sogenannten Naturmaße abgenommen. Nach denen wird bei uns in der Werkstatt ein spezielles Schlierbacher Restaurationsglas zugeschnitten und außenseitig vor das bestehende Fenster gesetzt. Diese Maßnahme sorgt dafür, dass das Fenster zum einen der Witterung nicht mehr ausgesetzt ist, zum anderen entstehendes Kondensat auf der Schutzverglasung abfließen kann und die wertvolle Malerei des Fensters nicht weiter angegriffen wird. In Zuge des Einbaus der Schutzverglasung werden die einzelnen Felder des Fensters ausgebaut und vorsichtig zu uns in die Werkstatt transportiert.
Welche Arbeitsschritte umfasst der Prozess?
Kyra Kleinschmidt: Der erste Schritt ist nun die sogenannte Bestand/Zustand-Analyse zusammen mit der Kunsthistorikerin Christina Wais. Dabei werden sowohl das Schadensbild begutachtet als auch das Restaurierungsziel festgelegt. Dies folgt immer in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt. Nach der Analyse werden die Felder fotografiert und nun kann die eigentliche Restaurierung beginnen: Die Felder werden vorsichtig von Ruß- und Staubbelägen gereinigt, Bleirisse gelötet, gebrochene Gläser mittels speziellen Restaurierungsklebers geklebt, Fehlstellen ergänzt, indem neue Gläser, größtenteils mit sogenanntem Schwarzlot bemalt, eingesetzt werden (diese bekommen eine Kennzeichnung mit der entsprechenden Jahreszahl), die Felder werden zur Stabilisierung rückseitig mit Leinölkitt gekittet, in Blechleisten gefasst und mit den alten, gestrichenen Windeisen fixiert. Die fertig restaurierten Felder werden dann nochmals fotografiert und schließlich vor Ort innenseitig vor die Schutzverglasung gesetzt.
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit als Glasbildnerin?
Kyra Kleinschmidt: Die Fenster des Mariendoms zu restaurieren ist eine besondere und verantwortungsvolle Aufgabe. Allein die Tatsache, diese hochwertig hergestellten Fenster aus nächster Nähe begutachten und wieder in einen Zustand bringen zu können, der die Kirchenbesucherinnen und Kirchenbesucher für viele Jahrzehnte erfreut und einen Beitrag zum kulturellen Erbe Österreichs leistet, lässt mich die Arbeit mit Freude und Stolz ausführen.
Erstellt von Sarah-Allegra Schönberger | 26.02.2024 | Bauwerk