„Locus iste – diesen Ort kennt die ganze Welt“
Was braucht es für einen Hit? Jedenfalls einen Auftraggeber und einen Komponisten. Bischof Rudigier, der erste Bauherr des Linzer Mariendoms, gab bei Anton Bruckner mehrere Werke für seinen Prachtbau in Auftrag. Zur Grundsteinlegung 1862 komponierte der Ansfeldner Meister die Festkantate „Preiset den Herrn“, zur Einweihung der Votivkapelle 1869 die Messe in e-Moll und als Graduale die Chormotette „Locus iste“. Obwohl das „Locus iste“ erst vier Wochen nach der Einweihung uraufgeführt worden ist, wurde es zum Welterfolg und zählt zum Repertoire vieler Chöre. „Das ist der Ort, von Gott geschaffen“, heißt es in der ersten Liedzeile. Anton Bruckner war solchen Orten immer besonders verbunden. Für ihn war die Kirchenmusik eine „Homebase“, von der aus er in die Welt der Symphonik abhob.
Bruckner und der Raum
Norbert Trawöger, der Intendant der OÖ KulturEXPO Bruckner 24, findet es nur folgerichtig, das Fest zum 200.Geburtstag Anton Bruckners am 4. September im Mariendom beginnen und auch enden zu lassen: „Der große Kirchenraum, der sich über sechzig Jahre entwickelt und entfaltet hat, passt wunderbar zu Anton Bruckner. Bei Bruckners Musik geht es um Raum und das, was sich über den Horizont und das bisher Mögliche, daraus entfaltet.“ Darin ähnelten sich der Kirchenraum und der Komponist. An Bruckners Geburtstag wird das jährliche Ars Electronica Festival mit einer Performance im Mariendom eröffnet. Das wird in das Festprogramm für Bruckner genauso integriert wie künstlerische Projekte der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut.
Den Tag mit Bruckner beginnen
Ab Null Uhr kann man am 4. September im für alle geöffneten Dom eine Klanginstallation von Bill Fontana erleben. Der US-amerikanische Klangkünstler mischt die Abschmelzgeräusche des Eises der Dachstein Rieseneishöhle mit den Klängen der Eigenvibrationen der Glocken der Kathedrale Notre Dame in Paris. „In dieser Kirche feierte Anton Bruckner als Orgelimprovisator große Erfolge“, weiß Trawöger zu erzählen. Nach einem vielfältigen Programm während des Tages schließt die Geburtstagsfeier von 22 bis 24 Uhr wieder im Mariendom. Dann werden drei außergewöhnliche Klangerlebnisse zeigen, wohin sich Musik weiterentwickelt, deren wichtiger Erneuerer auch Anton Bruckner gewesen war.
Den Tag mit Bruckner beschließen
Quantenphysiker werden mithilfe ihrer Technik Bruckners „Perger Präludium“ zu Gehör bringen. Zwölf E-Gitarristinnen und Gitarristen werden schließlich Teile aus der 7. Sinfonie des Geburtstagskinds als moderne Kammermusik interpretieren. Die Fassung stammt von Arnold Schönberg, einem anderen Jubilar 2024. Dazu gibt es die Kombination aus einem Motiv der 5. Sinfonie und dem Fußfall-Stadien Schlachtgesang „Seven Nations Army“. Norbert Trawöger hat einen einfachen Ratschlag für das Feier-Brucknererlebnis im Mariendom: „Einfach reingehen, die Ohren spitzen und sich hineinfallen lassen.“
Das genaue Programm zu Bruckners 24-Stunden-Geburtstagsfest finden Sie unter https://www.anton-bruckner-2024.at/media/24-h-geburtstagsfest-programm.pdf
Verfasst von Dr.in Christine Haiden