„Ich arbeite gerne, wo Innovationen möglich sind“

„Ich bin hier schon inventarisiert“, meint die Apothekerin mit einem Lachen. Magistra Gunda Gittler leitet seit 25 Jahren die Apotheke im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Gerade gegenüber dem Domplatz gelegen, ist diese Klosterapotheke um gut 130 Jahre älter als ihre Nachbarin, der Mariendom. Im Inneren der äußerlich barock anmutenden Apotheke wird mit modernster Technik gearbeitet.
Medikamente punktgenau verpackt
„Wir waren die erste Apotheke Österreichs, die für die neue Form der Verblisterung zugelassen wurde“, berichtet Gunda Gittler. Als Verblistern bezeichnet man die Zuordnung von Medikamenten zu Patienten in der richtigen Dosierung, der richtigen Einnahmefolge und der zeitlichen Zuordnung. Tabletten, Kapseln oder Dragees werden individuell mit Hilfe eines Automaten in durchsichtige Beutel verpackt, mit Namen, Tag, Datum und Uhrzeit der Einnahme gekennzeichnet und mittels eigener Software maschinell vertauschungssicher verpackt. Abnehmer sind nicht nur einige Krankenhäuser der Barmherzigen Brüder, sondern auch Pflegeheime, aber auch andere Kunden oder Anghörige von Kranken.
Ideen für Innovationen
„Dass sich Tradition und Moderne verbinden lassen, hat auch der Dom bewiesen“, meint die umtriebige Magistra. Die Domeremitinnen und -eremiten fallen ihr ein, der Umbau des Altarraumes, der Zubau am Dom. „Auch die Kirche muss am Ball bleiben und dafür sorgen, dass sie Leute fasziniert und für sich interessiert.“ Dazu hat sie auch gleich eine Idee: „Man sollte den Platz vor dem Dom im Sommer für Freiluft-Gottesdienste nutzen, vielleicht auch mit anderer Musik, etwa Gospels. Dann würde für manche die Hürde wegfallen, in den Dom hineingehen zu müssen.“
Persönlicher Rückzugsort
Gunda Gittler kennt den Dom, seit sie vor 25 Jahren der Liebe wegen nach Linz gekommen ist. Wenn es im Beruf recht stürmisch zugeht, kann es gut sein, dass sie kurz in den Dom „flüchtet“: „Bevor ich explodiere, gehe ich eine Runde hinaus, setze mich in den Dom, und lasse mich von der Größe und Stille des Raumes beruhigen.“ Aber auch sonst gibt es vielfältige Bezüge. So wurden ihre beiden Kinder im Dom gefirmt, an hohen Feiertagen besucht die Familie den Gottesdienst im Dom.
Gute Nachbarschaft pflegen
Als Nachbarin hat die Apothekerin den Dom immer in Blick- und Hörweite. Bei Konzerten am Domplatz versammelt sie Mitarbeiter und Freunde am Balkon der Apotheke als „Free Viewer“. Die Domherren aus dem Domherrenhof auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind in der Apotheke gerne gesehene Kunden. Demnächst werden an der Bushaltestelle vor der Apotheke Baumaschinen auffahren. „Wir bauen einen Lagerautomaten unter der Bushaltestelle“, erzählt Frau Gittler. Der Lagerraum für die stark nachgefragten Medikamente werde zu knapp. Die Sorge, zu wenig Platz für Besucher zu haben, hat ihr Nachbar, der Mariendom, noch nicht.
Text: Christine Haiden