Dombaumeister:innen aus ganz Europa in Linz
Handwerk, Digitalisierung und Vermittlung – das waren die Schlagworte für den heurigen Austausch der Dombaumeister:innen und Domhüttenmeister:innen aus elf Ländern. Michael Hager, Dombaumeister in Linz, nutzte für die Bewerbung eine Lücke im Terminkalender. Im Vorjahr konnte er in Straßburg bereits sein Programm vorstellen. „Mit dem 100-Jahr-Jubiläum, dem Brucknerjahr und dem Salzkammergut als Kulturhauptstadt war die heurige Tagung kulturell hoch aufgeladen“, sagt er. Die Vorbereitung sei für das gesamte Organisationsteam aufregend und anstrengend gewesen, umso glücklicher war er, als es am 24. September endlich losging.
Zwischen Himmel und Deep Space
Tagungsort war – passend zum Thema Digitalisierung – das Ars Electronica Center (AEC). Die Teilnehmer:innen wechselten zwischen Skyloft ganz oben mit Blick auf den Mariendom und dem Deep Space. Hier wurde der digitale Zwilling des Doms gezeigt. „Eine 3-D-Vermessung machen viele, neu ist aber die Vermittlung, bei der wir mehrere Inhalte auf verschiedenen Ebenen verknüpfen“, sagt Michael Hager.
Einen Nachmittag verbrachten die Teilnehmer:innen auch im Mariendom. Ganz bewusst führte man die Gäste zuerst an der physischen Krippe vorbei, um ihnen danach im Deep Space im AEC die digitalen Figuren zu zeigen – ganz nah und von allen Seiten. „Dadurch konnte man die künstlerische Qualität erkennen und sehen, warum die digitale Vermittlung sinnvoll ist“, sagt der Dombaumeister. Mit dem digitalen Format könne man außerdem Grundlagen für wissenschaftliche Arbeiten erstellen.
Linz als Vorreiter
Die Stimmung unter den Teilnehmer:innen war sehr gut. Neben den Präsentationen aus Linz gab es interessante Werkvorträge aus den anderen Ländern und vom Bundesdenkmalamt. „Wir haben aber auch bewusst Zeit für Diskussionen und den Austausch gelassen“, sagt Hager. Der digitale Dom im AEC wurde ebenso positiv aufgenommen wie das Domcenter. „Kirchen sind oft sehr abgrenzend – diese öffnende Geste und der barrierefreie Zugang zwischen Stadtraum und Kirchenraum ist schon etwas Besonderes.“
Gratulationen gab es für die Frauenprojekte im Dom, wie etwa die Programmreihe DonnaStage. Der Vortrag über den Dom als genderspezifischen Diskursort von Martina Resch und Anna Minta bekam die meisten positiven Rückmeldungen. „Vieles ist einzigartig in Linz. Das liegt vielleicht daran, dass unser Dom noch sehr jung ist. Es ist aber auch die hohe Innovationskraft in Linz, die das alles zulässt. Andere Dome, die sehr touristisch aufgeladen sind, haben es sicher schwerer“, erklärt der Dombaumeister.
Unterstützung für Kiew
Neben Dombaumeister:innen (40 Prozent etwa sind Frauen) aus Deutschland, Spanien, England, Norwegen oder der Schweiz war auch eine Abordnung aus der Ukraine mit dabei, um über die Sophienkathedrale in Kiew zu sprechen. „Der Verein der Dombau-, Münster- und Hüttenmeister unterstützte bereits die Kolleg:innen aus Kiew bei der Digitalisierung des Gebäudes, um die Kathedrale zumindest digital zu konservieren, sollte es zu einer Zerstörung kommen“, sagt Hager und lobt insgesamt die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch. Da die Dome in keiner Konkurrenz zueinander stehen, funktioniere das sehr gut.
Auf Linz folgt London. 2025 wird die Dombaumeistertagung in der britischen Hauptstadt ausgerichtet.
Verfasst von Claudia Riedler-Bittermann
Fotos (c) Mariendom, Andreas Maringer