„Die Domfenster sind von herausragender Qualität“
Es begann auf der Leiter. Christina Wais hatte 2019 mit Dompfarrer Maximilian Strasser vereinbart, dass sie näher an die Glasfenster des Mariendoms herandarf. Seit 20 Jahren ist sie in der wissenschaftlichen Forschung der österreichischen Glasmalerei tätig. Wenn sie vom Linzer Dom spricht, glänzen ihre Augen: „Es ist das größte Sakralgebäude Österreichs mit einem gewaltigen Bestand an Glasmalerei. Zirka 70 Fenster mit Motiven und Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Das ist großartig.“ Noch dazu sei die Qualität der künstlerischen Arbeiten sehr hoch. „Wir sind alle stolz, Teil des Projektes zu sein.“ Dazu kam es, als im Zuge der Restaurierung des Mariendoms auch die Glasfenster an die Reihe kamen. Innerhalb von zehn Jahren sollen 30 Fenster in neuem Glanz erstrahlen, gereinigt von Kerzenruß, saniert und restauriert.
Linzer Domfenster sind keine Massenware
Man darf sich die Restaurierung von historischen Bleiverglasungen aufwändiger vorstellen als von Fenstern im trauten Heim. Am Anfang eines jeden Arbeitsschrittes steht die genaue Befundung und Dokumentation. Buchstäblich Zentimenter um Zentimeter werden begutachtet, fotografiert und kartiert. Auf dieser Basis entwickeln Kunsthistorikerin Wais und ihre Partnerin in der Glaswerkstatt des Stiftes Schlierbach, Kyra Kleinschmiedt den notwenigen Maßnahmenkatalog für die Restaurierung. Am Ende entscheidet das Bundesdenkmalamt, was wie auszuführen ist. Ein jedes der großen Domfenster besteht aus etwa 40-60 Feldern, von denen sich jedes aus zahlreichen bunten Glasstücken zusammensetzt. Besonders wichtig ist bei Ergänzungen, aus dem Fundus von mundgeblasenem Glas, das in Schlierbach verfügbar ist, das passende für die jeweilige Nachbesserung zu finden.
Der Bestand wird top saniert
„Die Restaurierung der Fenster im Mariendom ist beispielgebend für zukünftige Projekte dieser Art“, freut sich Christina Wais. Über das Restaurierungs-Projekt findet parallel eine spannende Grundlagenforschung statt. So dokumentiert sie etwa auch den geschichtlichen Kontext der Fenster, recherchiert zu den dargestellten Personen und Szenen, studiert Entwürfe und alte Pläne in Archiven. Die Glasfenster des Doms sind in drei zeitlichen Phasen entstanden. Die jüngsten, wie das St. Florian -und das Wilhering-Fenster, weisen nach 1910 stilistisch bereits in die Moderne. Bei kniffligen Fragen kann Christina Wais auch auf ihr internationales Forschernetzwerk „Corpus Vitrearum“ zurückgreifen. Dieses wiederum freut sich über den fachlichen Austausch und das Kennenlernen des faszinierenden Bestands des Linzer Mariendoms.
Erstellt von Christine Haiden | 23.01.2023 | Bauwerk