Die Krippe im Dom als virtuelles Erlebnis
„Für uns war die Digitalisierung der Osterriederkrippe ein ganz besonderes Projekt. Es hat tatsächlich großen Spaß gemacht, in die Geschichte der Krippe einzutauchen und mehr über die Inhalte zu erfahren!“, zeigt sich der Projektleiter Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer vom Ars Electronica Futurelab sichtlich fasziniert. Der Mühlviertler ist seit über 20 Jahren im Ars Electronica Futurelab in Linz tätig und für viele Kunst- und Kulturprojekte verantwortlich. Durch seine künstlerische Ausbildung war es naheliegend, dass er neben der organisatorischen auch die inhaltliche Begleitung und Aufbereitung des Projekts übernahm.
Kulturelles Erbe an kommende Generationen weitergeben
„Die Idee zur digitalen Krippe entstand nach und nach in Gesprächen mit Dommeister Clemens Pichler und Dompfarrer Maximilian Strasser, die maßgeblichen bei der inhaltlichen Entwicklung beteiligt waren. Wir haben versucht, ein technisches Konzept zu entwickeln, mit dem wir kulturelles Erbe dokumentieren, erhalten und der Gesellschaft zugänglich machen können“, so der 45-Jährige. Anfang 2020 wurde der Zustand der Krippe im Dom befundet. Wie zu erwarten, hatte die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Erste restauratorische Maßnahmen waren nach über 100 Jahren nun unumgänglich. Behutsam und in mühevoller Handarbeit wurden die über 80 Figuren, die Krippenlandschaft sowie die Hintergrundmalerei in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt gereinigt, restauriert, konserviert und eben auch digitalisiert.
Bis ins kleinste Detail
Damit aus einer Krippe ein virtuelles 3D-Erlebnis wird, sind Profis aus dem technischen Bereich, viel Ausdauer und Liebe zum Detail gefragt. Unter Anwendung der „Photogrammetrie“ entstand aus hunderten Fotos ein atemberaubendes 3D-Modell. Dafür verantwortlich zeigt sich der Virtual- und Augmented Reality Spezialist und Geschäftsführer der Multimedia Agentur „Digilithic“ Dominik Juchum. Geduldig und mit viel Fingerspitzengefühl lichtete er alle Figuren bis ins kleinste Detail ab. Zum Teil waren pro Figur rund 500 Fotos notwendig, aus denen später mithilfe einer Software eine realitätsgetreue Abbildung in 3D entstehen konnte.
Besonders fasziniert waren alle beteiligten Personen von den zahlreichen Details des Kunstwerkes. Von den Stirnfalten Josefs bis hin zum Brokatstoff der Könige erzählt jede Einzelheit eine eigene Geschichte, die aus ein paar Meter Entfernung mit freiem Auge gar nicht erkennbar wäre. Noch ein Grund mehr, weshalb die Digitalisierung der Krippe äußerst bedeutungsvoll ist.
Mit Maria und Josef auf Augenhöhe
„Zu Beginn des Projekts standen wir vor der Frage, wie mehrere Menschen zugleich in die Welt der Krippe eintauchen können. Eine Virtual Reality Brille wäre eine Option gewesen, allerdings nur als Einzelnutzererfahrung. Aus vorherigen Arbeiten wissen wir jedoch, dass Gruppenerlebnisse besser beim Publikum ankommen. Die Lösung fanden wir in sogenannten ‚Aktiv-Stereo Brillen', welche den uns aus dem Kino bekannten 3D-Brillen ähneln. Diese ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern der Krypta, die Weihnachtsgeschichte aus nächster Nähe zu ergründen und den hohen Detailgrad mit Maria und Josef auf Augenhöhe zu erleben“, vereinfacht Mittlböck die dahinterstehende Technologie.
Wo kann die digitalisierte Krippe bestaunt werden?
- Im Mariendom Linz von 25.11.22 bis 08.01.23 täglich von 11.00 bis 20.00 Uhr
und von 14.00 bis 17.00 Uhr in 3D - Im Deep Space des AEC von 25.11.22 bis 23.12.22 jeweils DI - SO von 16.30 bis 17.00 Uhr
Online ist die virtuelle Version der Krippe rund um die Uhr zugänglich. Zwar können die hochauflösenden Bilder der Krippenfiguren auf der Website nicht in ihrem vollen Detailreichtum dargestellt werden, dennoch bietet die 360-Grad-Ansicht einen spannenden Einblick in die Weihnachtsgeschichte.
Erstellt von Lisa Diesenberger | 02.12.2022 | Erlebnis