"Der Dom gehört uns allen"
Im Rahmen des Domjubiläums begeben sich 29 Frauen unterschiedlicher Berufe, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Glaubens auf eine Entdeckungsreise und erzählen im Linzer Mariendom an von Ihnen frei gewählten Plätzen ihre persönliche Lebens- und Glaubensgeschichte in Verbindung mit einem ausgewählten Ort und eröffnen damit eine weibliche Perspektive auf den Kirchenraum. Veronika Kitzmüller MA, geistliche Assistentin der kfb OÖ und selbst Domfrau, ist eine der Initiatorinnen des Projektes und erzählt uns im Gespräch über die Neuauflage der Domfrauen anlässlich des 100-jährigen Weihejubiläums.
Wie wurden die Domfrauen für die Neuauflage im Rahmen des Jubiläums 100 Jahre Mariendom ausgewählt?
"Wir haben zunächst bei den Domfrauen der ersten Runde angefragt, wer erneut dabei sein möchte. Dann haben wir überlegt, welche Frauen wir dafür noch interessant finden – von der bodenständigen Kupfermuckn-Verkäuferin bis zur eloquenten Geschäftsführerin des OÖ. Volksbildungswerks, von der kreativen Grafikdesignerin für das gesamte Projekt, die bereits beim ersten Mal dabei war, über die empathischen Sozialarbeiterin bis zur versierten Klinischen Sexologin. Und wir haben Frauen angesprochen, die im Umfeld des Doms auftreten – von der engagierten Leiterin der Carla bis hin zur einfühlsamen Seelsorgerin, die ihren Dienst direkt im Dom verrichtet."
Welche Bedeutung haben die individuell gestalteten Hüte der Domfrauen für die Übertragung ihrer Persönlichkeiten in den Kirchenraum?
"Die Hüte unterstreichen ihre Persönlichkeit im Zusammenhang mit ihrer Geschichte, die sie erzählen."
Inwiefern reflektieren die persönlichen Lebens- und Glaubensgeschichten der Domfrauen eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit traditionellen Rollenbildern und Familienkonstellationen?
"In den Geschichten, die wir sammeln, stehen die persönlichen Erfahrungen und Gedanken der Frauen im Mittelpunkt, insbesondere in Bezug auf Rollenbilder – sei es innerhalb der Kirche oder außerhalb. Obwohl unser Team keine expliziten Vorgaben gemacht hat, ist das Thema Familienkonstellation nicht direkt vorgegeben. Dennoch durchziehen Themen wie die Erwartungen an Frauen, Diskriminierung und angemessene Bezahlung die Erzählungen – somit ist das Thema dennoch präsent!"
Wie kann die Integration von Kunstprojekten wie den Domfrauen dazu beitragen, den Zugang zu religiösen Räumen für ein breiteres Publikum zu öffnen?
"Die Domfrauen haben sich für sie bedeutsame Plätze im Dom ausgewählt. Die Geschichten dazu sind vielleicht überraschend, aber es geht um persönliche Lebenserfahrungen, die in diesem spirituellen Raum ganz anders wahrgenommen werden als an der Donaulände oder im Wohnzimmer – und sie berühren auch anders."
Wie können Kunstprojekte wie die im Rahmen von DonnaStage gezeigten dazu beitragen, die Rolle von Frauen in religiösen Institutionen und Gemeinschaften zu stärken?
"Wenn wir als Domfrauen auftreten, ist dies an sich bereits ein Akt des Infragestellens unserer Institution. Unsere Auftritte vermitteln Lebensfreude und das Bewusstsein: Der Dom gehört uns allen – so nehmen wir ganz selbstbewusst „den Dom in Beschlag“. Diese Haltung spiegelt sich auch in unseren weiteren Kunstprojekten und liturgischen Feiern im Verlauf dieses Jahres wider."
Die nächsten Auftritte der Domfrauen:
- 22. Juni 2024, 21.00 bis 22.30 Uhr
- 7. September 2024, 16.00 bis 17.30 Uhr
- 5. Oktober 2024, 20.00 bi 21.30 Uhr
Übrigens: Hier finden Sie in Kürze die persönlichen Geschichten der Domfrauen 2024 zum Nachlesen.