Kräuterbuschen für Mariä Aufnahme in den Himmel
Warum gibt es Kräuterbuschen?
Schon in vorchristlicher Zeit wurden den Göttern Heilkräuter geopfert – als Dank für deren Schutz und für die Heilkraft der Kräuter. Im achten Jahrhundert nach Christus wurde die Kräutersegnung zunächst verboten. Das Volk missachtete dieses Verbot jedoch – und so deutete die katholische Kirche den Brauch um und verband ihn mit der Gottesmutter Maria und einer Legende. Drei Tage nach dem Tod der Gottesmutter kamen die Apostel laut Legende an ihr Grab, doch das Grab war leer, da Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden war. Aus dem Grab jedoch strömte – so die Legende – der Duft von Rosen, Lilien und ein lieblicher Wohlgeruch wie von duftenden Heilkräutern.
Was muss hinein in die Kräuterbuschen?
Sieben bis neunundneunzig Kräuter gehören in einen Kräuterbuschen zu Mariä Aufnahme in den Himmel – die Zahl schwankt je nach Region, es handelt sich jedoch immer um eine symbolträchtige Zahl wie zum Beispiel eine der folgenden:
Sieben: Zahl der Schöpfungstage, Zahl der Vollendung
Neun: Drei mal drei für die heilige Dreifaltigkeit, Zahl der Fruchtbarkeit
Zwölf: Zahl der Apostel, Zahl der Stämme Israels
Vierzehn: Zahl der Nothelfer
Vierundzwanzig: Zwei mal zwölf für die Stämme Israels und die Apostel (Altes und Neues Testament)
Neunundneunzig: Dreiunddreißig mal drei für die heilige Dreifaltigkeit
Je nach Region werden unterschiedliche Pflanzen in den Buschen geflochten. In der Mitte des Buschens steckt oft eine Königskerze, die von zahlreichen anderen Kräutern umrankt ist. Häufig darunter zu finden sind heimische Kräuter wie Alant, Arnika, Baldrian, Beifuß, Frauenmantel, Johanniskraut, Kamille, Liebstöckl, Pfefferminze, Salbei, Schafgarbe, Thymian und Wermut. Als Symbol für Maria werden häufig auch Rosen und Getreideähren in den Buschen integriert.
Wie werden Kräuterbuschen gemacht?
Sommerzeit ist Kräuterzeit. Den Heilkräutern wird im Zeitraum zwischen Mariä Aufnahme in den Himmel am 15. August und dem Gedächtnis der Schmerzen Mariens am 15. September, dem sogenannten „Frauendreißiger“, eine besondere Wirkung nachgesagt. Ein besonderer Segen soll in dieser Zeit auf allen Kräutern – mit Ausnahme der Johanniskräuter, die bereits rund um den Johannistag am 24. Juni gepflückt werden – liegen. Und so sammelten Frauen in diesem Zeitraum ihre Heilkräuter, um einen Vorrat für die kalte Jahreszeit anzulegen.
Für die Herstellung eines Kräuterbuschens werden verschiedene Heilkräuter benötigt, die kurz vor Mariä Aufnahme in den Himmel – am besten am Vortag – gepflückt werden. Beim Binden der Kräuterbuschen gibt es verschiedene Varianten – eine davon stellen wir vor: Die einzelnen Pflanzen werden in absteigender Form zusammengefügt. Begonnen wird mit dem Mittelpunkt, meist der Königskerze, an deren Seiten der Größe entsprechend unterschiedliche Kräuter aus den einzelnen Pflanzengruppen drapiert und anschließend zusammen gebunden werden. In vielen Fällen ist das fertige Gesteck nicht rund wie ein Blumenstrauß, sondern eher flach. So vorbereitet lässt es sich mit den Blüten aufgehängt gut bis zur Segnung an Mariä Aufnahme in den Himmel aufbewahren.
Was passiert mit den Kräuterbuschen?
An Mariä Aufnahme in den Himmel werden die Kräuterbuschen gesegnet, verbunden mit der Bitte um das Heil des ganzen Menschen. Als die Kräutersegnung in den Gottesdienst am Festtag eingeführt wurde, war die Legende rund um Marias Tod noch bekannt. Der Duft der Heilkräuter und Blumen verbindet mit der Freude über die Schönheit der Schöpfung die Erinnerung an den Wohlgeruch Mariens als Hinweis auf die Bewahrung ihres Leibes in der Wirklichkeit der Auferstehung.
Von der vielgestaltigen Verwendung der Kräuterbuschen berichtet der Mystiker und Priester Sebastian Franck bereits 1534 in seinem „Weltbuch“, wenn er schreibt: „An unser frawen Hymmelfart da tregt alle wellt obs büschel allerley kreüter in die kirchen zuo weihen für alle sucht vnnd plag überlegt bewert. Mit disen kreütern gschicht seer vil zauberey.“
Die Kräuterbuschen soll Gottes Segen ins Haus bringen, daher werden sie in Haus und Hof aufgehängt, mit Weihrauch vermengt geräuchert, als Tee überbrücht, dem Vieh unters Futter gemischt oder sogar unters Kopfkissen gelegt, um das Eheglück zu erhalten.
Quellenangabe:
Brandt, Wolfgang / Mail-Brandt, Maria: Kräuterweihe an Maria (Mariä) Himmelfahrt (15.8.). URL: http://www.zauber-pflanzen.de/kraeuterweihe.htm (Stand: 08/2020)
Brüske, Gunda: Ganz erlöst – mit allen Konsequenzen. URL: https://liturgie.ch/hintergrund/kirchenjahr/marienfeste/208-maria-himmelfahrt-mariae-aufnahme-in-den-himmel-15-8 (Stand: 08/2020)
Günter, Achim: Kräuterbüschel selber machen – Anleitung. URL: http://www.helpster.de/kraeuterbueschel-selber-machen-anleitung_27075 (Stand: 08/2020)
o.A.: Kräuter sammeln und ernten: Kräuterbuschen binden an Maria Himmelfahrt. URL: http://www.kraeuterallerlei.de/kraeuter-sammeln-und-ernten-kraeuterbuschen-binden-an-maria-himmelfahrt/ (Stand: 08/2020)
o.A.: Kräuterbuschen binden. URL: https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/querbeet/gestaltungstipps/08-maria-himmelfahrt-illerbeuren-kraeuterbuschen100.html (Stand: 08/2020)