Mariä Aufnahme in den Himmel
Bedeutung und Geschichte
Das Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel lässt sich bis ins fünfte Jahrhundert zurückverfolgen, wo man die Entschlafung („dormitio“) der Gottesmutter feierte. Schon vor dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 nach Christus wurde in der Ostkirche die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel gefeiert, spätestens ab dem siebten Jahrhundert ist das Fest auch für die Westkirche belegt. 1950 wurden die Inhalte dieses Festes nach einer langen Auseinandersetzung innerhalb der Kirche – da die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel nicht biblisch belegt ist, aber eine jahrhundertelange Tradition in der Volksfrömmigkeit hatte – von Papst Pius XII. zum Dogma erklärt. Das Datum dieser Dogmatisierung ist nicht zufällig: Nach den Barbareien und Höllen des Zweiten Weltkrieges und der Shoah sollte es ein Zeichen der Hoffnung und der Lebensfreude sein.
Die im Volksmund gebräuchliche Bezeichnung des Festes als „Mariä Himmelfahrt” ist theologisch betrachtet übrigens irreführend, weil dies zum Ausdruck bringt, dass Maria aus eigener Kraft in die Herrlichkeit des Himmels aufgestiegen ist. Gott hat Maria jedoch in die Herrlichkeit des Himmels erhoben und aufgenommen, sodass das Fest in der katholischen Kirche korrekt als „Mariä Aufnahme in den Himmel” bezeichnet wird.
Christus steigt an Christi Himmelfahrt aus eigener Kraft zu Gott empor, Maria dagegen wird in den Himmel aufgenommen. In der deutschen Sprache wird umgangssprachlich beides als „Himmelfahrt“ bezeichnet, in der lateinischen Sprache wird der Unterschied zwischen beiden Festen viel deutlicher: Der „Ascensio Christi“, also dem Hinaufsteigen Christi, steht die „Assumptio Mariae“, also die Annahme oder Aufnahme Mariens, gegenüber.
Brauchtum und Feiern
Liturgisch ist das Hochfest in großer Vielfalt ausgestaltet, zumal viele Kirchen an diesem Fest ihr Patrozinium feiern. Darüber hinaus ist bis heute die Tradition von Wallfahrten rund um dieses Marienfest aufrecht.
In zahlreichen Pfarren ist das Hochfest mit dem Brauch der Kräutersegnung verbunden: Die zu Sträußen gebundenen, gesegneten Kräuter und Blumen sollen Böses abwenden und Schutz vor Gefahren bieten. Damit half der Brauch – belegt ab dem zehnten Jahrhundert – auch, heidnische Sitten aus dem Volksglauben mit neuen Inhalten aus dem christlichen Glauben zu verbinden. Die duftenden Kräuterbuschen weisen auch auf die Legende hin, dass Marias Leichnam keinen Verwesungsgeruch, sondern wohlriechende Düfte verströmt hatte – so verbindet sich darin die Erinnerung an den Wohlgeruch Marias mit der Freude an der Schöpfung.
Aktualität
„Was mag einer Frau, die Gott das irdisch-menschliche Leben geschenkt hat, widerfahren, wenn sie selbst einmal stirbt? Muss nicht von ihr in besonderer Weise gelten, dass sie von Gott lebendig gemacht wird, weil sie ganz besonders eng zu Christus gehört? Muss Gott ihr nicht an allererster Stelle einen Platz mit Christus zusammen im Himmel geben?” All das fragt Theologin Gunda Brüske vom Liturgischen Institut der deutschsprachigen Schweiz zu Recht – und genau das steht auch im Fokus des Festes Mariä Aufnahme in den Himmel: Maria wird in den Himmel aufgenommen.
Ab ihrer Entscheidung „Ja, mir geschehe nach Deinem Wort” trennt sie nichts mehr von Gott, sodass sie auch nach ihrem Tod und dem, was ihm folgt, erlöst ist: Als Erste wurde sie in den Himmel erhoben und hat die Herrlichkeit empfangen, die allen Gläubigen verheißen ist und die all jene erhoffen dürfen, die an Christus glauben. Indem Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen ist, gelangt sie zur Vollendung. Mit dem Festgeheimnis wird auch deutlich, dass der Leib zur Teilhabe an der Himmelsherrlichkeit bestimmt ist. Er ist daher nicht – wie lange verkündet – nur Objekt oder „irdisch Ding”, sondern Ausdruck der Freude am Menschen, am Leben.
Marias besondere Bedeutung für die katholische Kirche wird mit diesem Fest wieder bezeugt. Durch ihre Aufnahme in den Himmel als ganzer Mensch, mit Leib und Seele, erfährt sie unmittelbare Nähe zu Gott – durch die Nähe zu Maria gelangt man also auch bereits im Hier und Heute in die Nähe von Gott.