Die zweite große Herausforderung in Bezug auf unsere Mitwelt betrifft die Spannbreite zwischen verhärten und umkehren. Einerseits haben wir die Möglichkeit immer „kühler“ zu werden, um schließlich ganz zu verhärten. Oder wir sehen ein, dass es fünf vor zwölf ist und fahren unsere Erde nicht an die Wand. Die Grenzen sind erreicht und es schaut in vielen Bereichen nicht gut aus. Wir stehen beinahe vor der Wand. Wer den Blick weitet, erkennt, dass es sehr wohl einen Ausweg gibt, das ist der Beginn der Umkehr und der Mut auch ein paar Schritte zurückzugehen. Dann eröffnet sich ein weiterer Weg.
Der Herr sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war.
(Altes Testament, Buch Genesis 6,5)
Bring uns zurück, unser Vater, zu deiner Tora, und bring uns nahe, unser König, deinem Dienst, und führ uns in vollendeter Buße zurück zu dir! Gepriesen bist du, Herr, der an Buße Gefallen hat.
(Jüdisches Schrifttum, Achtzehngebet, 5. Bitte)
Um diese Versöhnung zu verwirklichen, müssen wir unser Leben prüfen und erkennen, auf welche Weise wir die Schöpfung Gottes durch unser Handeln und durch unsere Unfähigkeit zu handeln geschädigt haben. Wir müssen eine Umkehr bzw. einen Wandel des Herzens erfahren.
(Papst Franziskus [Bischof von Rom], Laudato si´, 218)
Diese Umkehr setzt verschiedene Grundeinstellungen voraus, die sich miteinander verbinden, um ein großherziges und von Zärtlichkeit erfülltes Umweltengagement in Gang zu bringen. An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk.
(Papst Franziskus [Bischof von Rom], Laudato si´, 220)
Noch nie in dieser Welt hat Hass gestillt den Hass.
Nur liebende Güte stillt den Hass.
Dies ist ein ewiges Gesetz.
(Buddhismus, Dhammapada, 1,5)
Gott Krishna spricht zu Arjuna:
Selbst wenn ein Bösewicht
mich tief und ungeteilt verehrt,
soll er als Guter gelten,
denn er hat sich recht entschieden.
Schnell wird er zu einem, der dem Weltgesetz entspricht,
zu ewigem Frieden geht er ein.
O Kunti-Sohn, erkenne klar:
Wer mich liebt, geht nicht verloren.
(Hinduismus, Bhagavad Gita, 9,30–31)