Zweites ökumenisches OrganistInnentreffen
Fünf Referenten, vier Kirchen, drei Orgeltypen, zwei Konzerte, ein Thema. Das konnten rund 50 Organistinnen und Organisten aus ganz Oberösterreich von Jung bis Junggeblieben beim zweiten ökumenischen OrganistInnentreffen am 22. Oktober 2016 in Linz erleben. Bei dieser Neuauflage des ersten ökumenischen ökumenischen OrganistInnentreffens im Herbst 2015 stand die organistische Praxis im Fokus.
Fünf Referentinnen und Referenten!
Veranstaltet wurde das zweite ökumenische OrganistInnentreffen vom Referat für Kirchenmusik, dem Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz gemeinsam mit dem Arbeitsbereich Kirchenmusik der evangelischen Diözese Oberösterreich sowie dem Orgel- und Glockenreferat. Und genauso bunt und breitgefächert war auch das Angebot an Workshops mit den Referentinnen und Referenten Siegfried Adlberger, Wolfgang Kreuzhuber, Franziska Leuschner, Andreas Peterl und Marina Ragger.
Vier Kirchen mit drei Orgeltypen!
Groß war auch die Vielfalt der Orgeln, die für die Workshops zur Verfügung standen: die Rudigierorgel im Mariendom, die neu renovierte Brucknerorgel mit ihrer kurzen Bass-Oktav im Alten Dom (Ignatiuskirche), die Rowan-West-Orgel in der Martin-Luther-Kirche und die Orgel in der Kapelle des Priesterseminars. Gleich drei Orgeltypen gab's da auszuprobieren: die historisch-romantische Orgel im Alten Dom, die modern konzipierte Orgel im Mariendom und im Priesterseminar sowie die barock konzipierte Orgel in der Martin-Luther-Kirche.
Während das erste Treffen im Zeichen der Begegnung und des Erfahrungsaustausches stand, widmete sich das zweite ökumenische OrganistInnentreffen ganz der organistischen Praxis: von Improvisation über Literaturspiel und liturgisches Orgelspiel bis zu Orgelbaukunde.
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In Wolfgang Kreuzhubers Workshop stand die Improvisation im Fokus: im Mariendom wurden gemeinsam ausgehend von einfachen Vorspielen zu Liedern aus dem Gotteslob Improvisationsmodelle mit durchaus moderner Sprache an der Rudigierorgel, die mit ihren Klangfarben gut dafür geeignet ist, entwickelt. Im Alten Dom (Ignatiuskirche) erprobte Kreuzhuber mit den Teilnehmenden die Verbindung der klanglichen Sinnlichkeit der Brucknerorgel mit historischen Improvisationsformen wie Variationen oder Präludien. Eine besondere Herausforderung stellte dabei die Konzeption der Orgel mit ihrer kurzen Unteroktav und dem zwölf Töne repetierenden Pedal dar.
Franziska Leuschner gab in ihrem Workshop Tipps und Tricks für das Literaturspiel - im Alten Dom (Ignatiuskirche) an der Brucknerorgel standen u.a. Lieselotte Kunkels "Aus meines Herzens Grunde", Johann Chr. Bachs "In dich hab ich gehoffet", Arno Landmanns "Ich will Dich lieben, meine Stärke" auf dem Programm. Im Mariendom hingegen wurde an César Francks "Noël angevin in G", Gustav Merkels "Präludium in F" und Dieterich Buxtehudes "Vater unser im Himmelreich" gearbeitet. Daneben spielte eine elfjährige Schülerin noch eigene Stücke vor und holte sich Anregungen von der Referentin.
Bei Andreas Peterl und Marina Ragger in der Kapelle des Priesterseminars stand das liturgische Orgelspiel im Fokus der Workshops - so wurde in den beiden Workshops an den Liedern "O Jesu Christe, wahres Licht" und "Sonne der Gerechtigkeit" an Vorspielkonzepten, dem "kritischen Übergang" zum Liedbeginn und an der Interpretation gearbeitet.
Im Rahmen von Siegfried Adlbergers Workshop zu Orgelbaukunde gab es eine kurze Einführung zur Funktionsweise der Orgel. Außerdem durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst aktiv werden und die Zungenregister der Rowan-West-Orgel in der Martin-Luther-Kirche stimmen und das Pedal reinigen. Darüber hinaus erläuterte der Orgelreferent auch, was kann man an kleinen Reparaturen und Reinigungen selbst durchführen kann und wann unbedingt eine Orgelbaufirma gerufen werden muss. Besonders wies er auch auf das immer größer werdende Problem von Schimmelpilzbefall in Kirchen und wichtige Maßnahmen (zusammengefasst auf einem Merkblatt) hin.
Zwei Konzerte!
Eingerahmt wurden die Workshops und der Erfahrungsaustausch von zwei Kurzkonzerten im Mariendom und in der Martin-Luther-Kirche.
Zum Auftakt musizierte Andreas Peterl an der Rudigierorgel Josef Gabriel Rheinbergers "Orgelsonate Nr. 1 in c-moll", Dieterich Buxtehudes "Ciacona in e" (BuxWV 140), Frank Martins "Agnus Dei pour orgue" sowie Bert Matters "Fantaisie sur 'Une jeune fillette'".
Und zum Ausklang des Tages interpretierte Marina Ragger auf der Rowan-West-Orgel Johann Jacob Frobergers "Toccata in C" (FbWV 104) sowie Johann Sebastian Bachs "Partita über 'Ach, was soll ich Sünder machen'" (BWV 770) und "Fuge in C" (BWV 547).
Ein Thema: Organistinnen und Organisten und ihre Orgeln!
Auf große Begeisterung stieß das zweite ökumenische OrganistInnentreffen bei den Teilnehmenden: durchwegs wurde die straffe Struktur, die gute Organisation und das gelungene Zeitmanagement sowie die praxisnahen und vielfältigen Workshops mit der Möglichkeit, sich an verschiedenen Orgeln zu versuchen, gelobt. (Eine Teilnehmerin hatte sogar verraten, dass es für sie ein "richtiges Highlight" war, einmal auf der "großen Rudigierorgel" spielen zu dürfen.)
Eine andere Teilnehmerin gab zu, dass "die kurze Oktav im Alten Dom eine ziemliche Herausforderung war", aber man durch ein paar Notizen ja ein bisschen schwindeln könne, sodass sie am Ende des Tages begeistert war, dass man "immer wieder aufs Neue etwas dazu lernen" könne. "Und das, auch wenn jeweils eine Stunde pro Workshop nicht viel Zeit ist...", ergänzte eine andere.
Fasziniert zeigten sich die Teilnehmenden vom Blick in die Orgel und ihre Funktionsweise sowie den Anleitungen für Reparaturen und Reinigungen sowie den "Notfalltipps", bei denen oft "einfache Lösungen die besten" seien - vom Strom- und Sicherungscheck bis zur Entfernung der Fliege aus dem Labium. Beeindruckt hat eine Teilnehmerin der Hinweis, dass Zungenregister zu schön seien, um ihr Dasein "ungespielt, ungeliebt und ungestimmt" zu fristen, sodass man diese selbst stimmen könne und solle... wieder eine andere Teilnehmerin erkannte, dass sie wohl zu leicht sei, um als "Kalkantin" (also "Balgtreterin") anzuheuern.
Eine neue Sicht auf das liturgische Orgelspiel gewann eine Teilnehmerin durch den Workshop, indem sie hinkünftig die Textinterpretation mehr in den Vordergrund rücken will. Wieder eine andere verglich nach der Einheit: "Man muss das Volk mit der Orgel führen wie der Dirigent den Chor führt... und für dieses harmonische Ganze braucht es ein exaktes Timing, damit man auch mit dem Volk musiziert..."
Manch einer konnte sogar didaktische Impulse für den eigenen Unterricht in "Improvisation" mitnehmen. Eine in Improvisation noch nicht sehr erfahrene Organistin hingegen meinte: "Ich habe viel mitgeschrieben und viel mitnehmen können, weil's praxisorientiert und lebensnah war... also ich möchte das Improvisieren jetzt bewusst vertiefen, weil die Ideen ja universal auch für andere Orgeln verwendbar sind..." - und dann kam noch der Nachsatz: "Nächstes Mal melde ich mich sicher aktiv an!"
"So viele Organistinnen und Organisten auf einem Haufen..."
Auch die Resümees der Referentinnen und Referenten sind positiv. So hob Franziska Leuschner nach dem "schönen, gelungenen Tag" besonders die motivierten, gut vorbereiteten Teilnehmenden und deren Dankbarkeit für die Tipps und Tricks hervor. Erfreulich war für sie außerdem die Tatsache, dass die Teilnehmenden am Workshop sich gut auf die verschiedenen Instrumente einstellen konnten und schließlich gut mit diesen zurecht kamen und genug Zeit hatten, nach ein paar Inputs die Stücke noch einmal zu spielen.
Und Andreas Peterl war "positiv überrascht", dass "sehr viele junge Kolleginnen und Kollegen da waren", sodass "man bei allen existierenden Problemen und Herausforderungen wirklich nicht von einer allgemeinen 'Organistenkrise' sprechen kann". Besonders dankbar war Peterl dafür, dass "einige OrgellehrerInnen aus dem Landesmusikschulwerk das OrganistInnentreffen so aktiv unterstützt und ihre SchülerInnen zur Teilnahme motiviert haben".
Wolfgang Kreuzhuber äußerte seine Freude über das große Interesse an der Orgelimprovisation und über die kaum stillbare Wissbegierde der Teilnehmenden. Gespannt habe er beobachtet, wie überrascht manche Organistinnen und Organisten waren, dass sie innerhalb kurzer Zeit so viele neuen Ideen haben entwickeln und umsetzen können und so jeder trotz unterschiedlicher Voraussetzungen etwas habe mitnehmen können.
Marina Ragger freute sich über die große Teilnehmerzahl und die spürbare positive Stimmung und die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls der Organistinnen und Organisten, die sonst ja eher das Alleinsein mit der Orgel beim Üben erleben. Und dieser Austausch mit Gleichgesinnten wurde auch noch beim gemütliches Beisammensein mit Speis und Trank im Anschluss gefördert, bei dem ihr der "zufriedene, glückliche Eindruck" der Teilnehmenden aufgefallen sei.
Eine junge Organistin meinte: "So viele Organisten auf einem Haufen - das war einfach ein Glücksmoment im Mariendom!" Und wie resümierte ein Neuling an der Orgel nach diesem Tag: "Ich sauge einfach alles auf, was mit Orgel zu tun hat..." - da konnte sie beim zweiten ökumenischen OrganistInnentreffen viel aufnehmen...
(sp)