Wärmende Klänge im kalten Dom für SingenHilft.
Iberische Klänge und Rhythmen
Der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz unter der Leitung von Andreas Peterl sorgte mit Joan Cererols' "Missa à 5" im kalten Mariendom für wärmende Klänge - unterstützt wurde der Chor von Barbara Hiesböck am Fagott und Wolfgang Kreuzhuber am Orgelpositiv und an der Chororgel.
Einerseits ist dieses für fünf Stimmen vorgesehene Werk auf höchst kontrapunktische Weise komponiert, andererseits entsteht durch die Rhythmik und die Linearität ein ganz eigenes Flair - gerade so, wie's für die iberische Musik typisch ist.
Abgestimmt auf die iberischen Klänge zog Heinrich Reknagel an der Rudigierorgel zum Auszug noch alle Register.
Gottesdienst für "SingenHilft."
Dem spanischen Komponisten Joan Cererols (1618-1680), der lange Zeit als "maestro", als Leiter der gesamten Kirchenmusik im Kloster Montserrat wirkte, war selbst nicht fremd, was eine Flucht aus der Heimat bedeutete. Und darum ist es auch naheliegend, dass das Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz gerade diesen Gottesdienst für die Unterstützung der Aktion "SingenHilft." ausgewählt hat.
Direktor Wolfgang Kreuzhuber zeigte sich nach dem Gottesdienst erfreut, dass mit diesem Gottesdienst die Flüchtlingshilfe der Caritas unterstützt werden konnte. Ein Dank gilt darum allen großzügigen Spenderinnen und Spendern im Mariendom - dieser Erlös kommt direkt der Arbeit für Flüchtlinge und mit Flüchtlingen zugute. Wer nicht dabei sein konnte, die Aktion aber dennoch unterstützen möchte, kann dies auch noch im Nachhinein mit einer Überweisung auf das angegebene Spendenkonto tun (CARITAS | Erste Bank, IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560 | BIC: GIBAATWWXXX, Kennwort: "SingenHilft").
Herausforderung durch das Wort Gottes oder spirituelle Routine?
Zelebriert wurde der Gottesdienst von Domkurat Josef Keplinger, der in seiner Predigt nicht nur auf das Evangelium (Lk 4, 21-30), sondern auch auf die erste Lesung (Jer 1, 4-5.17-19) Bezug nahm: Er lud ein, an dem Ort zu verweilen, an den der Evangelist geführt hatte, nach Nazareth. Gleich zwei Mal betrachtet dieser den Ort, an dem etwas Geheimnisvoll-Göttliches in die Welt eindringt: Zum einen durch Maria, die durch Gottes Botschaft erschrickt, die aus allem Üblichen und Geplanten herausgerissen wird, deren Leben sich durch ihr "Ja" wandelt - und das Leben überhaupt in der Welt. Zum anderen proklamiert Jesus selbst viele Jahre später Gottes Wort in Nazareth in der Synagoge. Und dann das Erstaunliche: sein Wort löst bei den Hörern kein Erschrecken, keine Fragen, sondern Beifall und Zustimmung aus. Oder wie Keplinger launig formulierte, geht da "der Daumen nach oben".
Keplinger stellte sich schließlich die Frage: "Formt und fordert das Wort Gottes uns heraus oder ordnen wir es ein in das Gewohnte?" Schließlich lebe jedes Wunder davon, dass Menschen sich vom Wort Gottes treffen lassen, aus der spirituellen Routine aussteigen. Der Geist Gottes führe immer ins Neue, ins Unbekannte, ins Unfassbare. Keplinger beschloss das Gesagte noch mit einem Zitat des Glaubenszeugen Dietrich Bonhoeffer: "Lasst mich eine große Sorge aussprechen. Wir sind der Bibel nicht mehr gehorsam. Wir lesen sie nicht mehr ernst, wir lesen sie nicht mehr gegen uns, sondern nur noch für uns."
Bilder vom Gottesdienst aus ungewöhnlichen Perspektiven finden Sie in der Bildergalerie.
(sp)