Orgelimprovisation leicht gemacht! - Teil 3
3. Februar 2017. Freitagabend. Schauplatz Studentenkapelle im Petrinum. Trotz mehrerer krankheitsbedingter Ausfälle waren vierzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen, um den dritten Teil der Seminarreihe „Orgelimprovisation leicht gemacht!” mit Wolfgang Kreuzhuber zu besuchen.
„Für ein Vorspiel, für ein Zwischenspiel, für irgendein Spiel...“
Für das Warm-up war besonders viel Fußarbeit gefragt – den Pedalübungen mit rhetorischen Figuren wie Treppe oder Tirata folgten Kadenzen für’s Pedal. Anschließend wurden einfache Präludien im Ablauf Pedalsolo – linke Hand solo – rechte Hand solo erarbeitet, bevor’s an Dreiklangszerlegungen auf- und abwärts zur Umspielung von Chorälen ging. Oder in Kreuzhuberscher Diktion: „Was hinauf geht, geht auch hinunter...“.
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Der anschließende Vergleich mit einem Präambulum Murschhausers erschloss den Seminarteilnehmerinnen und –teilnehmern zwei weitere Möglichkeiten für ihr „musikalisches Merkheft – Grammatikbuch erster Teil“: motivische Sequenzen für die Hände und die Verbindung von der ersten zur fünften Stufe. Und so konnten die Organistinnen und Organisten einiges an Modellen kennenlernen, die „für ein Vorspiel, für ein Zwischenspiel, für irgendein Spiel...“ genutzt werden können.
Für die bevorstehende Fasten-, Passions- und Osterzeit gab’s bereits ausreichend Tipps mit einem möglichen Choraltrio über „O Haupt voll Blut und Wunden“, einer Mediation mit einem Akkordpendel zu „Christ ist erstanden“, einem Vorspiel zu dem Lied „Der Heiland ist erstanden“ oder einem Basso ostinato über „Komm, o Tröster, Heilger Geist“. Im Zuge dessen wurde auch auf liturgische Hintergründe rund um die „nach Rom fliegenden und mit dem Gloria wieder zurückkehrenden Glocken und Orgeln“ eingegangen: Denn anders als es vielerorts im Brauchtum verankert ist, ist in keinem apostolischen Schreiben oder liturgischen Konstitution verordnet, dass zu den Kartagen das Orgelspiel verboten ist. „Man muss danach auch nicht beichten gehen“, schmunzelte Kreuzhuber. Spontan ergänzte eine Teilnehmerin: „Also muss ich dann nicht sagen: ‚Ich habe die Mixtur gezogen.‘?“
„Die Lizenz nicht nur für C-Dur...“
Referent Wolfgang Kreuzhuber arbeitete auch in seinem dritten Seminarteil wieder mit anschaulichen Bildern und Metaphern: so war zum Beispiel vom „musikalischen“ Altwarenhändler die Rede, der viele Teile herumliegen hat, die man wiederum nutzen und so etwas Neues daraus basteln oder gar zusammengießen kann.
Auch das Akkordpendel, das durch den Wechsel benachbarter Töne gekennzeichnet ist, wurde durch „das Hin und Her zwischen den Akkorden wie ein Segelschiff im Wind“ sprachlich treffend verdeutlicht. Und an anderen Stellen wurde klanglich gleich „ganz neudeutsch eine Cloud gebaut“.
Und wie viel Mathematisches doch in der Musik steckt, verraten Aussagen wie „Zwei Viertel sind zwei Achtel – das ist doch perfekte Mathematik!“ oder „Das Motiv muss in meine Figur passen...“, was nach einer kurzen Pause für viel Erheiterung sorgte.
Wie bereits im ersten Teil von „Orgelimprovisation leicht gemacht!“ wies Kreuzhuber auf die Bedeutsamkeit einiger Basics wie zum Beispiel „Mit dem Orgelpunkt kann nichts passieren... sonst wird’s gefährlich!“ oder „Man darf nur nicht taktlos sein – alles andere ist ‚primär‘, wie mal ein Fußballer gesagt hat...“. Und dass die „Lizenz natürlich nicht nur für C-Dur allein“ vergeben ist, versteht sich wahrscheinlich ohnehin von selbst…
(sp)