Orgelimprovisation leicht gemacht! - Teil 2
25. November 2016. Petrinum, Studentenkapelle. Der zweite Teil des Seminars „Orgelimprovisation leicht gemacht!" mit Wolfgang Kreuzhuber stand auf dem Programm. Drei Stunden mit Impulsen, Anregungen, Tipps, Tricks, Begeisterung, Freude und Humor.
„Die Dissonanzen sind die Gewürze in der Musik...”
Beim Warm-up mit Dreiklangszerlegungen für Imitationen, bei den Pedalübungen als Basis für ein Präludium und den Variationen über ein harmonisches Modell (Basso ostinato) bot sich eingangs die Gelegenheit, über Konsonanzen und Dissonanzen zu philosophieren. Denn wie sagte Referent Wolfgang Kreuzhuber so schön: „Musik kann nur fließen, wenn es Konsonanzen und Dissonanzen in einem ausgewogenen Verhältnis gibt...“ – und weitergedacht: „Die Dissonanzen sind die Gewürze in der Musik... diese ganzen Reibereien, davon lebt die Musik. Die Frage ist nur: Wie kommt man wieder raus? Nämlich dorthin, wo im Sinne der Konsonanzen Milch und Honig fließen...“. Und gerade die Warm-ups boten dann auch die Möglichkeit, den gewohnten Raum der Duodezim, in dem man sich als Organist oder Organistin geborgen fühlt, zu verlassen und etwas zu erweitern.
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Aus dem – wie Kreuzhuber es nannte – „Meer an Ideen“ für Improvisation (und auch Komposition) wurden wieder einige vorgestellt, unter anderem auch die Arbeit mit Gegensatzpaaren wie zum Beispiel Anabasis (Aufwärtsbewegung in der musikalischen Linie) und Katabasis (Abwärtsbewegung in der musikalischen Linie). Hingewiesen hat Kreuzhuber in diesem Kontext auch auf die dramaturgische Gestaltung und einen Vergleich mit dem Krimi angestellt: „Wenn man nach zwei Minuten schon den Täter kennt, dann ist es schwierig, den dramaturgischen Bogen aufrechtzuerhalten und fortzusetzen...“
„Trau Dich, Du kannst es, es passiert nix...“
Nachdem manche schon nach dem ersten Seminarabend aufgrund einer heftigen Infektion mit dem „Improvisationsvirus“ ihre Scheu vor dem Improvisieren abgelegt hatten, gab’s auch beim zweiten Abend wieder viel Zuspruch von Seminarleiter Wolfgang Kreuzhuber, sodass ein Teilnehmer resümierte: „Er macht Mut, sich an die Kunst der Improvisation heranzuwagen – nach dem Motto: ‚Trau Dich, Du kannst es, es passiert nix...!‘“
Und so freute sich so mancher Teilnehmer und manche Teilnehmerin, dass sich die „Improvisationsnebel lichten“ und „aus der Scheu vor dem Probieren Neugierde und Lust auf’s Probieren geworden ist“. Was natürlich den Effekt haben kann, wie ihn ein Teilnehmer beschreibt: „Der Kursabend beschert eine schlaflose Nacht... das Hirnkastel rattert wie ein Hamster durch mögliche (und noch viel mehr unmögliche) Akkordketten... und zwar solange, bis man irgendwann dem Drang zum Probieren nachgibt und sich um vier Uhr früh am Klavier wiederfindet – sehr zum Missfallen der restlichen Familie...“
„Das Seminar beglückt mich einfach...“
Rückmeldungen wie „Auch wenn es geschwollen klingt, das Seminar beglückt mich einfach. Es gibt so viele tolle Tipps, die man auch als nicht Profi-Orgelspieler anwenden kann.“ oder „Er hat es wieder geschafft und sowohl für Anfänger als auch Könner geeignete Anregungen und Impulse mitgebracht!“ zeigen, dass wohl ein jeder etwas aus dem zweiten Teil der Seminarreihe mitnehmen konnte.
Referent Wolfgang Kreuzhuber durfte sich auch beim zweiten Teil der Seminarreihe über Lob freuen: „Das Seminar selber ist deswegen einfach schön, weil Herr Kreuzhuber selbst mit Begeisterung und Freude vorträgt. Man hat nicht das Gefühl, da ist der große Lehrer und wir sind die Schüler, sondern er behandelt uns (egal mit welchem Können) als gleichwertige Kollegen, nur dass er halt ein paar Tipps mehr hat.“
Und wenn das Lernen dann auch noch Spaß macht und Freude bringt, dann ist es umso schöner... so verriet eine Teilnehmerin, dass sie in dem Moment, wo sie das eine oder andere in die Praxis umsetzen kann, dann gleich noch mal Freude empfindet... so sollen Seminare sein!
„Kein schnellerer Grundrhythmus, sonst fetzt’s das Christkind aus der Wiege...“
Adventlich-weihnachtlich wurde es im Seminar mit „Tochter Zion, freue Dich“, „Als ich bei meinen Schafen wacht“ und „Stille Nacht, heilige Nacht“. Von der Rondeauform über ein Weihnachtslied über mehrteilige Präludien bis hin zu Ein- und Zwischenspielen zu Advent- und Weihnachtsliedern war vieles für die Teilnehmenden dabei. Also ganz nach dem Motto: „Wie kommen wir am schönsten zu ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘?“
Selbst die verwendeten Metaphern passten da gut zum Kirchenjahr, als Kreuzhuber erklärte: „Wir machen das Packerl schon ein bisschen auf... und schauen nach: Krieg ich das, was ich mir gewünscht habe?“ Auch bei der Siciliano-Vorstufe schmunzelte er: „Kein schnellerer Grundrhythmus, sonst fetzt’s das Christkind aus der Wiege...“. Und mit „Stille Nacht“ wurde es dann schon so weihnachtlich, dass Kreuzhuber lächelnd meinte: „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich schon den Weihnachtsbaum aufgestellt...“
Und so schloss das Seminar mit Kreuzhubers Wunsch an die Teilnehmer: „Viel Spaß beim Improvisieren, warme Kirchen, schöne Orgeln, frohes Fest, alles Gute... und bis Februar!“ Beim dritten Termin werden dann einfache Präludien, Improvisationen mit Moll- und Kirchentonarten sowie Vor- und Zwischenspiele zu Liedern der Fasten- und Osterzeit auf dem Programm stehen.
(sp)